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12. Gedanken, die helfen

Lektion 13

Hallo!

Eine zentrale Schaltstelle für Resilienz ist sicherlich die Art und Weise, wie wir denken. Es ist zwar immer noch nicht entschieden, ob zuerst die Gefühle oder zuerst der Gedanke da sind - eine ähnliche Frage wie nach Henne und Ei - aber wir können mit Sicherheit sagen, dass das Denken erheblichen Einfluss auf unser Handeln und unsere Befindlichkeit hat.

Wer immer schlecht von sich denkt, der wird sich kaum wohl fühlen, oder? Ob nun der Gedanke vor der Emotion entsteht oder umgedreht, auf alle Fälle haben Gedanken starken Einfluss auf den weiteren Verlauf. Sicherlich hast Du selber zahlreiche Beispiele dafür aus Deinem eigenen Erleben, oder? 

Kein Augenblick ohne Gedanken

Jeder und jede von uns hat eine eigene Art zu denken, die wir uns im Laufe unseres Lebens angeeignet haben. Meistens sind wir der Meinung, dass das, was wir denken, auch wahr ist. Das passiert uns oft, wenn wir einen Sachverhalt bewerten. Ist etwas Bestimmtes gut für mich oder nicht? Oft haben wir eine vorgefasste Meinung, die wir nicht überprüfen, sondern ungesehen für wahr halten. Hast Du Dir schon mal überlegt, einfach nicht mehr zu glauben, was Du da alles über Dich und andere denkst?

Ein solches Experiment machen nur wenige, meistens gelten unsere Gedanken als unumstößliche Wahrheit, weil wir uns so sehr damit identifizieren. Und Gedanken haben wir viele. Kaum ein Augenblick, in dem wir nicht denken. Wir bewerten, kommentieren, sprechen zu uns, überlegen nächste Schritte, erinnern uns, planen und organisieren, beklagen uns und erzählen uns fortlaufend, was gerade passiert.
Das ist ein unendlicher Fluss, der da durch uns hindurchfließt und den wir kaum stoppen können.  

Die Meditation ist ein Weg, diesen Gedankenstrom zu unterbrechen. Der erste Schritt ist dabei, die Gedanken zu beobachten, anstatt sich mit ihnen zu identifizieren. Durch Beobachtung gehen wir ein Stück auf Distanz zu den Gedanken. Ein Beobachter ist ja nicht mittendrin, sondern schaut von außen auf das Spielfeld. Es braucht viel Übung, bis es einem gelingt, weniger zu denken. 

Gedanken schaffen Wirklichkeit

Das Denken konstruiert das, was wir wahrnehmen, und konstruiert damit unsere Wirklichkeit. Kennst Du den Film „Das Leben ist schön”? Ein Vater wird mit seinem Sohn in ein Konzentrationslager deportiert. Um den kleinen Jungen zu schützen, erzählt er ihm, dass sie, anstatt Gefangene eines Konzentrationslagers zu sein, an einem komplizierten Spiel teilnehmen, dessen Regeln sie unbedingt beachten müssten, damit sie am Ende gewinnen.

 So bekam alles, was der Junge sah und hörte, eine ganz andere Bedeutung. Er war ja nicht in einem Konzentrationslager, sondern sozusagen auf einem Spielplatz. Er dachte anders über seine Situation und die Wächter des Lagers als alle anderen. Seine Gedanken waren anders und somit bekam auch alles, was er sah und hörte, eine andere Bedeutung. Obwohl er also das Gleiche sah, konnte er es anders begreifen. An diesem Beispiel kannst du erkennen, wie machtvoll unsere Gedanken sind und dass sie die Art, wie wir unsere Wirklichkeit begreifen, beeinflussen und prägen.

Wir wollen Dir noch ein Beispiel nennen. Um die Macht der Gedanken zu untersuchen, wurden Zimmermädchen von Hotels mitgeteilt, dass Sie ab jetzt an einer neuen Art des Fitnesstrainings teilnehmen würden, mit ungewöhnlichen, aber hoch effektiven Übungen, die sie regelmäßig wiederholen sollen.
Die Übungen bestanden aus den Tätigkeiten, die ein Zimmermädchen üblicherweise macht. Also putzen, Bett neu beziehen, aufräumen usw. Nach einigen Wochen hat man die Zimmer Mädchen gewogen und mit einer vergleichbaren Gruppe ohne die Instruktion verglichen. Die Zimmermädchen, die glaubten, sie würden an einer Fitnesschallenge teilnehmen, hatten durchschnittlich ein Kilo an Körpergewicht verloren.  

Hieran kannst du erkennen, dass unser Denken auch Auswirkungen auf unseren Körper haben kann. Aber es geht auch direkter.  

Ein Mann, der wegen einer Krankheit im Krankenhaus war, wurde während einer Visite von mehreren Ärzten konsultiert. Die Ärzte unterhielten sich über den Zustand des Patienten. Der Mann konnte nicht alles verstehen, aber ein Wort meinte er verstanden zu haben: Exitus - Tod. Wenige Woche später starb der Mann, die Krankheit, die er hatte, war nicht lebensbedrohlich, der Gedanke war es, dass er meinte, die Ärzte hätten sich über seinen bevorstehenden Tod unterhalten und würden ihn aus Rücksicht auf ihn darüber nicht informieren.  

Es gibt noch viele solcher Beispiele, die immer wieder verblüffend sind, weil sie deutlich machen, welch starkes Werkzeug wir eigentlich in der Hand haben, um uns besser zu fühlen, gesünder zu sein und Ziele besser zu erreichen.  

Stell Dir vor, Du könntest Dein Denken so verändern, dass Du fest an Dich glaubst, von Deinen Stärken voll überzeugt bist, Dir nach jedem Missgeschick sofort vergibst, Du gerne anderen gibst und nichts Dir nachhängt, was Du in der Vergangenheit erlebt hast. Was wäre das für ein Leben, nicht wahr? Also, verändere Dein Denken! 

Wie man Gedanken verändert

Tja, und da haben wir es. So einfach ist das nämlich gar nicht. Versuche einmal, immer gut von Dir zu denken. Das ist wirklich nicht einfach. Es reicht nicht, es sich vorzunehmen. Irgendwie sind die Gedanken nämlich immer stärker. Zumal wir manche davon schon fast das ganze Leben haben - insbesondere Bewertungen über Gut und Böse.

Das ist auch das Problem bei dem, was man „positives Denken” nennt.  Man soll negative Gedanken durch positive austauschen, negativen Gedanken keine Beachtung mehr schenken usw. Wenn das so einfach wäre.

Meditation ist auch ein Weg, den wir schon genannt hatten. Nur ist dieser Weg zu wenig spezifisch - es geht darum, durch einen sehr langen Prozess zu lernen, das Denken auszuschalten und ganz im Gewahrsein des gegenwärtigen Augenblicks zu verbleiben.

Das kann für diese Augenblicke eine große Entlastung sein. Um aber gezielter an sich zu arbeiten, ist diese Form der stillen Meditation nicht geeignet.  

Wir möchten Dir stattdessen in der nächsten Lektion zwei mögliche Wege vorstellen, die Du nutzen kannst, um Dein Denken über dich selber zu verändern. In vier Tagen geht es weiter.  

Bis dahin wünschen wir Dir eine gute Zeit.  

Bruder David
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