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Entdecke Deine Phönix-Kraft! Ein Selbstlernkurs für mehr Resilienz im Leben

17 Lektionen

Über diesen Kurs

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Struktur des Kurses

3. Faktoren der Resilienz Teil 2

Hallo!

In der letzten Lektion haben wir angefangen, Dir die 7 Faktoren oder Säulen der Resilienz vorzustellen, indem wir auf vier genauer eingegangen sind: Optimismus, Akzeptanz, Lösungsorientierung und Verantwortung. In der heutigen Lektion soll es nun um die drei anderen Faktoren gehen. Legen wir also los! 

Resilienzfaktor: Opferrolle verlassen

Vielleicht ist dieser Faktor einer der wichtigsten überhaupt und fast in gewisser Weise viele andere Faktoren zusammen und bringt sie auf den Punkt. Was heißt es, in der Opferrolle zu sein? Es heißt vor allem, keine Verantwortung zu übernehmen, sondern sich als Produkt der Umstände und der Menschen um einen herum anzusehen. Eine solche Einstellung übernehmen wir oft schon sehr früh in unserem Leben und es gibt ganze Familien, die sich in der Opferrolle befinden und dies an die Kinder weitergeben.   Stets sind es die anderen, die sich ändern müssen, es sind die Umstände, die es nicht zulassen etwas zu tun,  mir geht es schlecht, weil andere so sind wie sie sind und ich habe keinen Erfolg, weil keine Kunden kommen und sich keiner für meine Produkte interessiert und wenn mein Partner/meine Partnerin anders wäre, dann wäre auch unsere Beziehung besser und ich besser drauf. Wer so denkt und empfindet, der ḱann sich nicht wohl fühlen und daraus entsteht auch kein Anstoß etwas zu verändern - wenn die anderen dafür verantwortlich sind, kann man ohnehin nichts tun. Aber es gäbe noch viel dazu zu sagen. In einem der Lektionen werden wir auf die Opferrolle detaillierter eingehen.

 

"Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit." 

(Milton Erickson)

 

Resilienzfaktor: Netzwerk

Sorge für ein gutes Netzwerk, Du brauchst Freunde. Menschen, die ganz alleine im Leben stehen, haben es besonders schwer. Sorge dafür, dass Du Menschen hast, mit denen Du das Leben teilen kannst. Und neben Freunden braucht es auch Bekannte.  Wenn schwere Zeiten im Leben aufziehen, spätestens dann brauchst Du Menschen, die solidarisch mit Dir sind und die an Deiner Seite stehen. Freunde können ermuntern, trösten, gut zureden und einfach da sein. Manchmal kann man den Eindruck gewinnen, dass Freundschaften beständiger und treuer sind als manche Partnerschaften. Viele davon zerbrechen und damit auch eine Zukunftsplanung. Freundschaften sind da oft dauerhafter.  Zu Bekannten besteht eine weniger emotionale Beziehung und Bindung. Es sind Menschen, die man kennt und manchmal kann man auf ihre Expertise zurückgreifen, auf das, was sie können, haben, wissen usw. Daher ist es gut zu wissen, was jemand kann, hat, weiß.   Jeder hat ein anderes Level an Freundschaft nötig. Der eine braucht ganz viele Freunde und die andere kommt mit zwei oder drei Freundinnen gut zurecht. Wie sieht es bei Dir aus, hast Du genug Freunde? Brauchst Du mehr?  Fühlst Du Dich gut aufgehoben bei den Freunden? Denn auch das ist wichtig, dass die Qualität der Freundschaft stimmt.
 

"Krise ist ein Wachsen in die Kraft."

(Ingrid Schlögel)

 

Resilienzfaktor: Zukunft

Hast Du Ziele? Wenn Du gar keine Ziele mehr hast, kann das schwierig werden. Als der Psychotherapeut und Arzt Viktor Frankl im KZ war, hat er sich immer wieder vorgestellt, wie es sein wird, wenn er nach seiner Befreiung in den Hörsälen Österreichs von seinen Erfahrungen berichten wird. Er hatte ein klares Ziel vor Augen und hat es regelmäßig visualisiert. Das hat ihm geholfen zu überleben. Und so ging es übrigens vielen anderen, die solch schreckliche Erfahrungen machen mussten, auch. Wer keine Ziele mehr hat, gibt sich schneller auf.
Ziele sind wie ein Ankerpunkt in der Zukunft, an dem man sich fest macht, wenn es in der Gegenwart stürmisch ist. Es ist keine Flucht, wenn man sich in Zeiten großer Unruhe und Krisen an seine Ziele erinnert und diese Visualisiert. Vielmehr weckt es in uns die Kraft durchzuhalten, manchmal auch auszuhalten und es weckt in uns den Glauben, dass es eine Zeit geben wird, in der es mir besser geht und ich glücklich und zufrieden sein kann.  Man kann manchmal bei älteren Menschen beobachten was passiert, wenn sie ihre Ziele aufgeben.  Man bekommt dann den Eindruck, dass sie schneller altern und schneller gebrechlicher werden.  
Welche Ziele hast Du?  
Was möchtest Du in Deinem Leben erreichen?  
Wie sieht Dein Zukunftsbild von Dir aus?  
Versuche es, wie Viktor Frankl es gemacht hat: Visualisiere Deine Ziele, stell Dir also so konkret wie möglich vor, wie es sein wird, wenn Du Dein Ziel erreicht hast. So trainierst Du Dein Unbewusstes, Dir bei der Erreichung Deines Ziels zu helfen.  
 

Wir wünschen Dir eine gute Zeit!

Bruder David

4. Dankbarkeit

Hallo!

Wir hoffen, dass Du den Lektion bisher gut zurecht gekommen bist. Die Antworten, die Du durch die verschiedenen Hausaufgaben sicherlich gefunden hast und finden wirst, werden sehr wichtig für Dich sein. Wenn Du beispielsweise weißt, was Dich bisher getragen hast, dann weißt Du auch, was Du schon alles in Dir trägst. 

„Wenn man alles, was einem begegnet, als Möglichkeit zu innerem Wachstum ansieht, gewinnt man innere Stärke.“

(Milarepa, Tibetischer Meditationsmeister (1052 - 1135)

 

Das obige Zitat fanden wir vor einiger Zeit in einer Präsentation über Resilienz. Es hat uns sofort gefallen! Wie wäre es, wenn Du alles, was Dir widerfahren ist oder gerade widerfährt, als Chance zu innerem Wachstum ansieht? Wir vermuten, dass sich Deine Einstellung zu der Erfahrung ändern würde, oder? Plötzlich könnte der Verlust oder die Krankheit ein wenig Sinn haben, könnte eine Bedeutung bekommen und es könnte sein, wenn der Satz denn stimmt, dass Du an der so schweren Situation wächst und davon profitierst. Noch etwas fällt uns auf. Für den tibetischen Meditationsmeister scheint Resilienz vor allem eine Einstellung zu sein, wie ich auf die Dinge und Erfahrungen schaue. Haltungen sind viel grundsätzlicher als Verhalten. Sie steuern unser Tun und, wer seine Haltung zu etwas ändern kann - und das ist nicht immer leicht - der kann zugleich sehr viel verändern. 
Welche Haltung hast Du zum Leben? 

Glaubenssätze

Vielleicht kennst du den Begriff der Glaubenssätze? Das sind Sätze, die eine Grundannahme ausdrücken, die wir zu einer Sache, einem Menschen, einer Situation oder zu uns selber haben. Manche Menschen denken vielleicht so über das Leben: Das Leben ist schwer. Man muss sich anstrengen. Am Ende siegen immer die anderen. Immer bescheiden bleiben. Ich bin es nicht wert.
 

Immer und Nie

Wir möchten darüber gar nicht urteilen, denn wir haben alle Glaubenssätze und auch der Satz: Wenn man alles, was einem begegnet, als Möglichkeit zu innerem Wachstum ansieht, gewinnt man innere Stärke.” ist nichts anderes als ein Glaubenssatz. Aber es gibt konstruktive und weniger konstruktive Glaubenssätze. Es macht Sinn, den eigenen Glaubenssätzen auf die Spur zu kommen, vor allem solchen, die zwei Wörter beinhalten, das Wort “immer” und das Wort “nie” - und Abwandlungen davon. Warum sind diese Worte so destruktiv? Weil sie nicht stimmen können. Es gibt nur weniges im Leben, das immer richtig oder nie richtig ist, es gibt nur wenig, dass wir immer tun oder nie tun sollten. Außerdem sind das Sätze, die Dich enorm unter Druck setzen. Deshalb der neue Glaubenssatz: Immer und nie stimmen nie!
 

Dankbarkeit als Grundhaltung

Welche Haltung zum Leben kann denn gut und hilfreich sein? Auch dazu gibt es viele Ideen und Gedanken - gerade Religionen haben sich dazu Gedanken gemacht. Sie wollen ja alle, dass der Mensch ein nach ihren Maßstäben gutes Leben führt. Und tatsächlich gibt es unter den Religionen eine Grundhaltung, der alle zustimmen können - selbst, wenn Du nicht an Gott glaubst, kann diese Grundhaltung auch für Dich wichtig sein. Es ist die Dankbarkeit. Dankbarkeit kann Dein Leben verändern. Es gibt Studien, die zeigen, dass Menschen, die Dankbarkeit entwickelt haben, optimistischer sind, weniger Bauch- oder Kopfschmerzen, Schwindel oder Muskelverspannungen haben und seltener zum Arzt gehen. Dankbare Menschen treiben sogar mehr Sport! Wir finden, das alles sind Gründe genug, selber Dankbarkeit zu entwickeln.
 

 

Dankbarkeit gibt dem Leben Leichtigkeit und Humor, Gelassenheit und innere Freiheit.

(Anselm Grün)

 

Was ist Dankbarkeit?

Wir haben mal bei Wikipedia nachgeschaut und fanden folgende Definition: Dankbarkeit ist ein positives Gefühl oder eine Haltung in Anerkennung einer materiellen oder immateriellen Zuwendung, die man erhalten hat oder erhalten wird. Stell Dir vor, Du könntest alles, was Du erhältst, so aufnehmen und bewerten. Die Luft, die Du atmest, der Weg vor Deiner Tür, das Haus, in dem Du lebst, das Brötchen am Morgen, Dein T-Shirt, die Zeitung, der Reifen an Deinem Fahrrad, das Waschpulver, die Banane, der Ring an Deinem Finger… wenn Du das alles als eine Zuwendung siehst und dafür Anerkennung gibst - du müsstest doch überschüttet sein mit positiven Gefühlen, oder?

Dankbarkeit ist das Gegenteil von Selbstverständlich.

Was wir damit meinen? Nun, oft denken wir, anstatt dankbar zu sein, das, was wir bekommen haben, ist doch selbstverständlich. Andere haben dafür Geld bekommen oder eine andere Zuwendung und schon dispensieren wir uns davon, dankbar zu sein. Die Verkäuferin an der Kasse, kann ich dafür dankbar sein? Nein, ist doch selbstverständlich, dass sie das tut. Der Pizzabote? Warum, der bekommt sein Trinkgeld und gut ist es. Die Menschen, die unsere Kleidung herstellen? Bekommen auch Geld. All das nehmen wir vielleicht als selbstverständlich hin und nehmen uns so das wunderbare Gefühl, dankbar sein zu können.
 

Nichts ist Selbstverständlich

Erst wenn wir in Not geraten oder wenn unser Leben in Gefahr ist, erinnern wir uns und erkennen, dass nichts selbstverständlich ist - auch die Luft nicht. Nach einer Operation soll der berühmte Dirigent Herbert von Karajan gesagt haben: “Ich sehe die Dinge nun ganz anders. Ich weiß jetzt, dass Gesundheit keine Selbstverständlichkeit ist. Jeder Tag ist ein Glücksfall. Ich genieße jede einzelne Handlung, jeden Bissen Brot, jeden Blick aus dem Fenster.” Wir sollten nicht darauf warten, bis wir selber in Lebensgefahr geraten und zu solch einer Einstellung und Haltung finden. Wie schön wäre es doch, wenn wir schon jetzt dankbarer sein könnten! Nicht wahr? Tatsächlich ist das möglich und wir möchten Dich zu dieser Übung sehr ermutigen, da sie sehr, sehr wirksam ist und Dein Leben zu verändern vermag. Es ist eine einfache Übung, wenn wir sie hier beschreiben, aber sie hat es in sich.
 

Übung

Kaufe Dir ein Schulheft oder eine Kladde. Setze Dich jeden Abend hin und schreibe auf, wofür Du am jeweiligen Tag dankbar bist/warst.   Denk bitte nicht nur an das Offensichtliche, sondern auch daran, was nicht sofort zu erkennen ist.  Ein Beispiel: Vielleicht trinkst Du morgens Kaffee. Dann denk daran, wer alles dafür gesorgt hast, dass Du deine geliebte Tasse Kaffee bekommst. Da gab es Arbeiter, die die Kaffeepflanze gepflanzt haben und sie pflegten. Andere haben die Bohnen in einem mühsamen Prozess gepflückt. Sie wurden getrocknet, verfrachtet und wieder ausgeladen. Dann wurden sie geröstet. Andere Menschen haben die Bohnen dann eingepackt. Es gab Menschen, die die Packungen in große Container oder LKW’s gebracht haben. Dann gab Fahrer, der die Bohnen in die Geschäfte fuhren. Verkäufer haben die Packung ausgepackt und in die Regale gestellt und eine Kassiererin hat den Preis der Kaffeebohnen eingescannt und das Geld von Dir entgegen genommen. Und das war jetzt nur die Kurzversion!   Überleg einmal, wer alles dafür sorgt, damit Du das Wasser aus dem Wasserhahn trinken kannst, wer für die Energie in deiner Wohnung sorgt? Und vergiss das Argument: Die werden doch dafür bezahlt. Ja, werden sie, na und? Wenn Du beginnst, dich von diesem Argument zu lösen, wird sich Dein Leben in eine Fülle von Segnungen verändern.  

Wir wünschen Dir nun mit dieser Aufgabe viel Freude und freuen uns, Dich bald wieder zu treffen, dann bei der nächsten Lektion.

Bis dann  

Bruder David

5. Das Selbst entwickeln

Hallo!

Jeder Mensch ist ein Wesen voller Potentiale und Möglichkeiten und dafür musst Du nicht gleich hochbegabt sein und über außergewöhnlichen Fähigkeiten verfügen. Auch wenn Du mit Einschränkungen auf die Welt gekommen bist - Du bist ein Mensch voller Potentiale, voller Möglichkeiten und Perspektiven. Es gilt, im Leben so viel wie möglich daraus zu machen.  Für die Verwirklichung unserer Potentiale gibt es eine Grundkonfiguration, die wir uns im Laufe des Lebens aneignen. Diese Konfiguration hat mit unserem Denken zu tun, mit der Art, wie wir unsere Ziele finden, vorbereiten, durchführen und reflektieren.

Viele Psychotherapien fragen nach den Inhalten unserer Gedanken, Träume und Vorstellungen. Sind sie besonders von angstmachenden Bildern geprägt, von einengenden Vorstellungen. Sind Bilder in uns lebendig, die neue Wege eröffnen, die Trost spenden und vielleicht sogar eine Offenheit für Gott erkennen lassen? Hier geht es also um das Was, um Inhalte usw. Wir möchten jetzt aber nicht das Was betrachten, sondern das Wie. Es ist mindestens genauso spannend, nicht nur zu erforschen, was ich denke, sondern auch, wie ich überhaupt denke, wie mein Denken funktioniert. Denn wenn ich weiß, wie ich denke, kann ich es auch an entsprechender Stelle verändern. Anders verhält es sich, wenn ich weiß, was ich denke. Denn die Inhalte meines Denkens sind schwerer zu beeinflussen. Wir kennen das vielleicht vom positiven Denken. Es ist ganz schön anstrengend, immer positiv zu denken, und es gelingt uns oft nicht. Machen wir uns also auf den Weg zu erkunden, wie unser Denken funktioniert. Manches von dem, was wir in der Lektion über Krisen gesagt haben, werden wir dabei hier aufgreifen und in ein Gesamtsystem stellen, so dass noch viel mehr klar werden kann.

Das Makrosystem - die vier Quadranten

 



In dieser schematischen Darstellung siehst Du vier Quadranten. Diese vier, weisen auf vier Aspekte unserer Persönlichkeit und vier Areale unseres Gehirns hin. Die oberen beiden repräsentieren die Areale ganz oben im Gehirn, sozusagen direkt hinter der Stirn. Die beiden unteren sind entsprechend weiter unten angesiedelt. Die linken beiden Quadranten repräsentieren die Linke und die rechten beiden die rechte Gehirnhälfte.
Gehen wir jetzt die einzelnen Quadranten einmal durch, um sie besser zu verstehen:

Selbst:  Dieser Teil unserer Persönlichkeit ist der am stärksten mit unserem Körper verbundene. Wer einen starken Zugang zum Selbst hat, kann sehr gut den Überblick bewahren, kann Informationen parallel verarbeiten und so sehr schnell reagieren. Mehr soll an dieser Stelle noch gar nicht gesagt werden, wir werden uns weiter unten viel intensiver mit diesem Teil auseinandersetzen.

Planungsbüro:  Die besondere Eigenschaft dieses Teils ist es, dass Handlungen zunächst gehemmt werden, um sie genauer zu planen. Hier sind unsere Logik und unser Sprachzentrum zu Hause. Im Gegensatz zum Selbst speichert das Planungsbüro Informationen als Worte und nicht als Bilder ab. Informationen werden sequentiell, also nacheinander verarbeitet, was bedeutet, dass dieser Teil des Gehirns im Vergleich zum Selbst regelrecht langsam funktioniert. Kann man sich ja vorstellen: Das Selbst bekommt vielleicht 1000 Informationen und kann sie gleichzeitig verarbeiten und das Planungsbüro bekommt auch 1000 und fängt bei 1 an und arbeitet sich bis zu 1000 vor.

Macher:  Die Handlungen, die im Planungsbüro geplant und organisiert wurden, werden von Macher oder Macherin ausgeführt. Was hier landet, wird getan. Wer einen starken Zugang zu dieser Seite hat, dem fällt es leicht, Dinge in Angriff zu nehmen. Hier entstehen auch Routinen und das, was mancherorts Autopilot heißt. Mit anderen Worten: Hier werden gerne und schnell Automatisierungen eingeführt und vollzogen, die wenig Bewusstheit haben, sondern wie von selbst, schnell und in Leichtigkeit getan werden. Wer anfällig für Flüchtigkeitsfehler ist, der kennt die Schattenseite des Machers.

Kritiker:  Diese Seite ist für die Erkennung von Fehlern zuständig, sie ist geradezu neugierig darauf, Unterschiede zu erkennen. Vielleicht kennst Du diese Rätselbilder: Zwei Bilder stehen sich gegenüber und sehen fast genau gleich aus. Nur auf einem der Bilder fehlen zehn Details, die auf den ersten Blick nicht zu entdecken sind. Deine Aufgabe ist es, die fehlenden Details zu finden. Dieses Rätsel trainiert genau diese Seite und diesen Aspekt Deiner Persönlichkeit.  Nun kommt damit einher, dass die innere Stimmung sehr negativ ist, wenn wir mit dieser Seite gerade verbunden sind. Das ist insofern verständlich, da gewiss niemand auf eigene Fehler aufmerksam gemacht werden möchte. Nun könnte man meinen, dass man am besten diese Seite ignoriert und möglichst ausschaltet. Das wäre fatal, würde es überhaupt gehen. Denn wir würden ja gar nicht mehr aus Fehlern lernen, sondern immer wieder die gleichen machen. Das hätte wiederum zur Folge, dass wir uns nicht weiterentwickeln würden. Denn wenn ich aus Fehlern nicht lerne, kann ich aus meinen Erfahrungen auch nicht lernen.

Ein Beispiel  
Um jetzt deutlich zu machen, was in deinem Gehirn so los, ist brauchen wir ein einfaches Beispiel. Nehmen wir an, es ist Frühling und Zeit den eigenen Urlaub zu planen. Zunächst stellst du Dir vielleicht vor, wie Du an einem Strand liegst unter Palmen, exotische Getränke und leckeres Essen inklusive. Da läuft Dir vielleicht sogar schon das Wasser im Mund zusammen.  Das heißt, dass Du im Selbst bist und Dir ein Bild von dem machst, was Du haben möchtest. Du kannst die Vorfreude sogar körperlich spüren - vielleicht ist Dir wirklich das Wasser im Mund zusammengelaufen. Aber es reicht auch, ein kleines Lächeln wahrzunehmen (oft nimmst Du es nicht selber wahr, sondern andere, die Dich beobachten).  Du rechnest jetzt erst mal nach, wieviel Geld Du dieses Jahr für einen Urlaub zur Verfügung hast und gehst danach ins Reisebüro und buchst einen Flug und ein Hotel. Jetzt bist Du im Planungsbüro, gehst sukzessive vor, planst Deinen Aufenthalt am Strand.  
Der nächste Schritt ist die Abflug. Du sitzt im Flugzeug und freust Dich schon riesig auf Deinen tollen Urlaub, der Dir jetzt bevorsteht. Nun bist Du im Macher, lässt Dich fliegen und bist fast euphorisch - auf alle Fälle voller Vorfreude.   Nach dem Urlaub denkst Du über die Zeit nach. Das Hotel war nicht wie versprochen, das nächste Mal wirst Du anders buchen. Du bist beim Kritiker angelangt, der Dir genau sagt, was alles nicht richtig ist. Wenn es gut läuft, dann gibt der Kritiker die Informationen weiter ans Selbst und das Selbst kann das nächste Mal dafür sorgen, dass ein anderes Hotel als Bild auftaucht und schon geht es wieder von vorne los.  

Natürlich geht das in unserem Gehirn nicht nur rasend schnell, sondern auch parallel. Wir sind ja immer mit vielen Projekten beschäftigt und daher immer mit allen vier Bereichen gleichzeitig.  
Warum ist das nun wichtig zu wissen? Es ist natürlich immer gut, wenn wir uns selber besser verstehen lernen. Vor allem aber können wir gleich feststellen, an welcher Stelle unser Denken hakt und wo wir noch etwas zum Üben haben. 

Vier Quadranten und ihre Auswirkungen


Was passiert also wenn wir:
keinen Zugang zum Selbst haben: nicht wissen, was man will, was zu einem passt, geringes Körpergefühl, geringere Möglichkeit, unterschiedliche Erfahrungen zu einer Lebensgeschichte zu fassen, keine Entwicklung in die Reife

keinen Zugang zum Planungsbüro haben: Ideen werden sofort ausgeführt und nicht überlegt, Anfälligkeit für Flüchtigkeitsfehler, Urheber für Chaos, vielleicht werden sogar Schulden gemacht, da sofort gekauft wird, wenn man ein Bedürfnis spürt, ohne auf Konto zu gucken

keinen Zugang zum Macher haben: Das ist ganz typisch für Messies, die nicht aufräumen oder putzen. Sie kommen einfach nicht ins Handeln, sondern bleiben beim Überlegen und Planen. Es sind Menschen, die viel vorhaben und nichts davon durchführen.

keinen Zugang zum Kritiker haben: Fehler werden immer wieder wiederholt und können nicht korrigiert werden. Oft ist es so, wer keinen Zugang zum Kritiker hat, wechselt zum Macher, da diese beiden Gehirnareale sehr nah beieinander liegen. Viele, die zur Beratung oder Psychotherapie gehen, sind allerdings besonders verbunden mit dem Kritiker oder haben keinen Zugang zum Selbst. Die einen kritisieren sich ständig und fühlen sich schlecht und die anderen wissen gar nicht, was sie wollen. Soviel zu diesem Modell. Was sagt uns das jetzt für unsere Lektion? Der Schlüssel bei allem ist das Selbst. Wir müssen den Zugang zu unserem Selbst stärken und ausbauen, damit wir eine starke Persönlichkeit werden und auch mit schweren Zeiten gut umgehen können. Wir müssen Ereignisse, die noch beim Kritiker sind, ins Selbst schieben, damit wir aus der Situation lernen können und uns endlich wieder besser fühlen. Machen wir uns ans Werk!
 

Übung

Um den Zugang zum Selbst zu verbessern, sind alle Übungen der Achtsamkeit sehr gut geeignet. Das langsame und innere Wahrnehmen öffnet die Tore zum Selbst. Vermutlich kennst Du das, wenn Du eine Sache nicht mit der üblichen Geschwindigkeit erledigst, sondern langsamer, dann nimmst Du die Bewegung viel deutlicher und wacher wahr. Du wirst ruhiger und entspannter und bist mehr bei Dir. Immer dann, wenn wir sagen "dass ich mehr bei mir bin", haben wir Kontakt zum Selbst. Die heutige Hausaufgabe ist daher folgende: Jeden Tag wirst Du verschiedene Wege gehen: zur Arbeit, zum Auto, vom Schlafzimmer zum Bad, vom Bad zur Küche, die Treppe herunter... Deine Aufgabe ist es, einen dieser Wege, die Du ohnehin gehst nicht in der üblichen Geschwindigkeit zu gehen, sondern extrem verlangsamt. Du gehst gaaaanz langsam, Schritt für Schritt und nimmst wahr, wie Du gehst. Du spürst, wie Du einen Fuß vor den anderen stellst, wie Du das Gewicht verlagerst, um dann das andere Bein nach vorne zu holen. Nimm nur wahr und beobachte Dich dabei, wie Du gehst, versuche so wenig wie möglich zu denken. Wenn Du in der Wahrnehmung bleibst und nicht gleich wieder mit den Gedanken bei Deinen Alltagsgeschäften bist, dann wirst du dadurch die Tore zu Deinem Selbst öffnen können. Eine Gehmeditation ist eine wunderbare Form der Meditation, da sie wenig Zeit kostet, weil Du den Weg ohnehin gehen wirst. Hier noch eine Anleitung, die Dir helfen kann: Anleitung 

Wir wünschen Dir eine gute Zeit!  

Bruder David

6. Sich selber schützen

Hallo!

Wir hoffen, dass Du eine gute Zeit hattest. Kommen wir zu einem nächsten wichtigen Thema: Wie man sich schützen kann. Denn wer sich geschützt fühlt oder sich Schutz schaffen kann, der fühlt sich sicherer. 

Schutz ist grundlegend für unser Leben

Es gehört zu den Grundfähigkeiten des Menschen, sich selber schützen zu können. Kinder vermögen das nicht. Sie kommen in die Welt und sind als erstes darauf angewiesen, willkommen zu sein und Schutz zu erhalten. Das sogenannte „Kindchenschema”, also die Grundform des Kopfes eines Säuglings soll bei allen Menschen den Impuls auslösen, das kleine Wesen zu schützen. Die Natur wusste, dass allein die Information, dass ein kleines Kind unseren Schutz braucht, nicht ausreicht, damit wir entsprechend handeln. Dass „Kindchenschema” macht das kleine Wesen für uns sofort anrührend. Ähnliches passiert übrigens auch, wenn wir Bilder von kleinen Katzen sehen, auch hier wird unser Instinkt aktiviert, Schutz zu geben, Zuwendung zu schenken und Liebe zu schenken.

Im Grunde sind wir Menschen immer schutzbedürftig, wir können uns aber nicht von vornherein selber Schutz geben. Mit der Zeit lernen wir das in unserem Leben. Wir lernen, Grenzen zu setzen, wir lernen „Nein” zu sagen, zu kämpfen und allerhand andere Mechanismen, die wir durch Eltern und Gleichaltrige mitbekommen und uns aneignen.

 Der vielleicht erste wichtige Schritt beim Lernen, sich zu schützen, ist die Erkenntnis des Kindes, dass es ein Ich und ein Du gibt. Nach der Geburt lebt das Kind zunächst noch in einer Symbiose mit der Mutter und der Umwelt. Es kann nicht entscheiden, wo das eigene Ich aufhört. Dadurch kann sich das Kind nicht abgrenzen - und Grenzen ziehen ist eines der wichtigsten Mittel, um sich schützen zu können. Irgendwann aber erkennt das Kind, dass die Mutter Nicht-Ich ist und alles andere in der Umwelt auch. Erst dann kann es „Nein” sagen, kann sich abwenden und kann ebenfalls feststellen, dass es die Mutter ist oder der Vater, der etwas macht, und nicht es selber.
 

Mitgefühl ist unser bestmöglicher Schutz, und wie die großen Meister der Vergangenheit immer schon wussten, ist es auch die größte Quelle der Heilung.
(Sogyal Rinpoche)

Unser Bedürfnis nach Schutz

Der amerikanische Psychologe Abraham Maslow hat in seiner Bedürfnispyramide das Bedürfnis nach Sicherheit ganz unten angesiedelt und damit zu den basalen Bedürfnissen gezählt, die als erstes befriedigt werden müssen, bevor wir daran gehen können, anderen Bedürfnissen Raum zu geben. Jedoch lernen nicht alle Menschen im Laufe ihres Lebens, sich selber zu schützen. Grenzverletzungen führen dazu, den Mechanismus des Schutzes aufzugeben oder nicht zu erlernen. Die Grenzen werden gewaltsam übergangen. Das kann durch Missbrauch geschehen: sexuellen, körperlichen oder psychischen Missbrauch. Wir sprechen sehr oft über die schlimmen Konsequenzen des sexuellen Missbrauchs und noch viel zu selten wird von den Auswirkungen des psychischen Missbrauchs gesprochen, der viel subtiler und weniger greifbar ist, aber die Wirkung muss deshalb nicht minder schlimm sein. Oft ist es übrigens so, dass Menschen, die andere missbrauchen, ein fast untrügliches Gespür dafür haben, wessen Grenzen leicht überschritten werden können und wer zugleich ein großes Bedürfnis nach Anerkennung und Zuwendung hat. Und das geht bis in hohe Alter hinein.  

Grund genug, endlich daran zu arbeiten, sich selber besser schützen zu können und zugleich das Bedürfnis nach Zuwendung zu stillen. In dieser Lektion geht es um den ersten Teil.

Auch im Erwachsenenalter haben viele das Gefühl, nicht wirklich sicher zu sein. Der Umgang mit aggressiven oder lauten Menschen, mit den Unsensiblen, die nicht merken, wie weit man gehen kann und darf und ganz allgemein mit den Menschen, die eine für mich ungute Atmosphäre verbreiten, in der ich mich unwohl fühle, die ein falsches Spiel mit mir treiben oder falsch und hinterhältig sind, sorgen dafür, dass ich mich unsicher und vielleicht sogar bedroht fühle. 

Schutz- es ist Dein gutes Recht

Bevor wir weiter fortfahren ist es wichtig, dass Du Dir eins klar machst: Jeder hat ein Recht darauf, in Sicherheit zu leben. Eben sprachen wir von der Bedürfnispyramide, wobei das Bedürfnis nach Schutz ganz unten angesiedelt ist. Das heißt auch, dass es sich um ein Grundbedürfnis handelt, so wie Essen, Trinken und Schlafen. Du hast ein Recht, Dich zu schützen - auch dann, wenn andere es nicht verstehen oder übertrieben finden. Wir Menschen sind in unseren Bedürfnissen unterschiedlich. Also: Du hast ein Recht darauf, dich sicher zu fühlen. 

In der nächsten Lektion zeigen wir Dir, was Du machen kannst, damit Du dich sicherer fühlst. Dabei haben im Grunde fast alle diese Methoden und Techniken eine Gemeinsamkeit: Sie schaffen Abstand. Entweder durch ganz realen Abstand oder durch eine bestimmte Vorstellung, dann spricht man von Dissoziation. Dissoziation ist eine psychische Fähigkeit, bestimmte innere Dinge voneinander zu trennen, die wir oft als eine Einheit sehen.

Hab eine gute Zeit!  
Die Brüder der Cella

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