Wie ist das mit dem Reich Gottes?
Welches Verhältnis unterhält das Abendland zu seiner eigenen Religion? Der französische Schriftsteller Emmanuel Carrère stellt die Gretchenfrage: In seinem Buch „Das Reich Gottes“ vertieft er sich in die Anfänge des Christentums und fragt nach der Kraft, mit der es gelang, an Dinge zu glauben, gegen die der Verstand rebelliert und eine revolutionäre Ethik zu vertreten, die den Schwachen zum Starken erklärt. Mal ironisch, mal mit dringlichem Ernst zeichnet Carrère das Fresko einer antiken Welt, die in vielen Zügen unserer heutigen ähnelt – und er begegnet dabei sich selbst. Emmanuel Carrères Buch ist ein Bibelkrimi – aber ein besonderer: Der erste Teil umfasst autobiografische Angaben des Verfassers, die zeigen, warum er sich die Frage stellt, wie es sein kann, dass ein aufgeklärter Mensch des 21. Jahrhunderts noch gläubiger Christ sein kann. Dann folgt die romanhafte Gegenüberstellung zweier großen Theologen des Christentums in der Beschreibung des Apostels Paulus und des Evangelisten Lukas. Diese Gegenüberstellung haben mir die Paulusbriefe, das Lukas-Evangelium und die Apostelgeschichte neu auf lehrreich-unterhaltsame und zugleich spannende Art nahegebracht. Gleichnisse vom Reich Gottes Gerade im …