Hör auf Dich selbst zu mobben!

Hör auf, Dich selbst zu mobben!

Ach, wer will das nicht und wer kann das nicht gebrauchen? Wir wollen doch alle irgendwie lernen, besser mit uns selber umzugehen, oder? Und wer kann da nicht ein bisschen Anleitung gebrauchen? Wie wollen wir uns denn für Frieden in dieser Welt einsetzen, wie wollen wir authentisch den Frieden suchen, wenn der Umgang mit uns selbst eigentlich vom UN-Sicherheitsrat als Verbrechen an der Menschheit oder als Verletzung der Menschenrechte betitelt werden müsste. Ja, wirklich, wie manche mit sich selber umgehen, das hat mir Würde nichts mehr zu tun.

Offensichtlich gibt es diese Seite in vielen von uns, und sie hat nichts Besseres zu tun, als uns fertig zu machen, jeden Fehler genau zu protokollieren und ermahnend, nein, verurteilend auf uns einzureden. Und auch, wenn ich das jetzt hier so flapsig niederschreibe, das Thema ist ein sehr ernstes, wahrlich!

Derzeit gibt es einige Bücher, die sich mit dem Thema Würde in Therapie und Beratung auseinandersetzen. Am liebsten würde ich ein Buch schreiben “Wie Du würdiger mit Dir umgehst!”. Ja, es geht auch um Würde, es geht um ein würdiges Leben und einen würdigen Umgang mit uns selbst. Warum bringt uns das niemand bei? Warum zeigt uns niemand einen Weg, wie das geht, wie man das machen kann? Denn es gibt Wege, große und kleine, die uns helfen können. Und es ist ja nicht nur die eigene Lebensqualität, die sich dadurch steigern würde. Es sind ja auch die anderen, Familie, Freunde und die Kolleginnen und Kollegen bei der Arbeit, die davon profitieren würden.

Das Selbst-Mobbing muss ein Ende haben und wir brauchen dringend Orte, wo man das lernen kann.
Ich möchte hier einen kleinen und bescheidenen Beitrag leisten und Dir eine Technik zeigen, die Dir helfen kann, besser mit Dir umzugehen. Ganz sicher gibt es viel mehr solcher Techniken und es gibt wirklich gute Konzepte, die wirklich helfen. Ich aber möchte mich mit den kleinen Übungen beschäftigen und sie Dir sehr ans Herz legen.
Bitte teile auch diesen Artikel mit Freunden und Bekannten, denen mein Artikel vielleicht auch hilfreich sein könnte. Tun wir gemeinsam etwas gegen das Selbst-Mobbing.

Neue Stimmen kreieren

Wenn wir uns verurteilen, dann hören wir eine ganz bestimmte Stimme in uns. Es ist die Seite in uns, die uns fertig macht, die kein gutes Haar an uns lässt und die uns beschimpft und mit Vorwürfen überhäuft. Jetzt geht es nicht darum, diese Stimme einfach rauszuwerfen – als wenn das so einfach möglich wäre.

Um zu verstehen, was ich meine, möchte ich Dir gerne etwas erklären.
Diese Stimme der Anklage entspringt aus einem neuronalen Netzwerk in unserem Gehirn – wie alles daraus entspringt, was wir denken und fühlen.

Immer, wenn Du diese Stimme aktivierst, wird dieses Netzwerk, dass wir uns als eine Autobahn vorstellen dürfen, aktiviert und vergrößert. Vergrößert wird in unserem Gehirn alles, was genutzt wird und alles, was immer weniger benutzt wird, verkleinert sich.

Wohltuender Abstand

Nun wirst Du in Deinem Leben vermutlich schon Situationen erlebt haben, wo Du Dich nicht fertig gemacht hast. Vielleicht hast Du Dich schon mal richtig gefreut, warst stolz auf Dich oder hattest in weniger angenehmen Situationen einen wohltuenden Abstand von den Dingen, was Dir half, nicht ärgerlich zu werden, und hast Deine Stimme der Anklage nicht aktiviert.

Das Problem ist, dass wir mit diesen Seiten in uns oft nicht sehr lange im Kontakt sind. Auch das sind neuronale Netzwerke, aber – im Verhältnis zur Autobahn der Stimme der Anklage – sind das kleine Trampelpfade ohne Beschilderung. Da diese innere Seite seltener aktiviert wird, kann aus dem Trampelpfad auch keine Autobahn werden. Und da Du den Kontakt zu dieser Seite immer wieder verlierst, kann Dir das auch nicht gelingen.

Was gilt es zu tun?

Hier kommt jetzt mein Angebot für Dich!
Liebevolle Person

Ich möchte Dich bitten, Dir drei Personen oder Figuren zu suchen.
Suche Dir eine Person oder Figur, die besonders liebevoll mit sich und anderen umgeht. Das kann eine lebende Person sein, die Du kennst. Es kann eine Person aus einem Roman sein, aus einem Film, eine Figur aus einem Comic oder einem Fantasy-Film – ganz egal.

Souveräne Person

Dann suche Dir bitte eine Person oder Figur, die besonders souverän ist, in gewisser Weise sogar cool. Das heißt, dass sie wenig emotional reagiert, wenn dieser Person etwas Unangenehmes passiert. Auch hier kann die Person aus Deinem Umfeld stammen oder aus dem Film.

Liebende und verzeihende Gott

Und zum Schluss nimmst Du noch die Liebe und das Verzeihen Gottes mit dazu – so, als könnte man die Liebe und das Verzeihen Gottes einfach nehmen und daraus eine Stimme oder Person machen – was natürlich nicht geht. Es ist nur wichtig, dass diese Stimme nur die Liebe und das Verzeihen ist – manche haben ja auch ein Bild von Gott als dem anklagenden Gott, aber das können wir nun gerade gar nicht gebrauchen. Die Stimme der Liebe und des Verzeihens Gottes kann gar nicht anklagen, sie kann nur liebevoll auf Dich blicken und Dir sofort verzeihen, wenn etwas Dummes geschieht.

Und jetzt konkret

So und jetzt machst Du Dir eine Liste mit fünf Spalten. Eine Spalte für eine Situation, in der Deine anklagende Stimme aktiviert wurde.
Eine Spalte, was Deine innere anklagende Stimme zu Dir sagt.
Eine Spalte für die liebevolle Person. Und nun fühle Dich in diese Person hinein, was würde sie denken oder was würde sie sich sagen, hätte sie das Gleiche wie Du erlebt. Und dann schreibst Du das nieder.

Und dann wechselst Du zu der souveränen Person, was würde sie sagen oder tun – ganz souverän, wenn sie das Gleiche erlebt hätte wie Du?
Und schließlich – Du ahnst es – der liebende und verzeihende Gott. Was sagt oder tut er, wenn er Dich in der besagten Situation beobachtet?
Wenn Du das so machst, dann lernst Du mit jedem Mal, wie Du die Dinge anders sehen kannst und Du verstärkst die anderen neuronalen Netzwerke, die viel angenehmer sind als das Netzwerk der anklagende Stimme in Dir.
Und Du bekommst sogleich alternative Gedanken angereicht, die Du statt der anklagenden denken kannst.

Und das tolle daran: Diese Gedanken kommen ja letztlich auch von Dir – die Liebe, das Verzeihen und die Souveränität – sie sind längst in Dir. Es muss Dir niemand etwas geben, es fehlt Dir nichts, es geht immer darum, dass Du wieder Zugang dazu bekommst.
Deshalb aber ist es wichtig, dass Du Dir drei Personen oder Figuren aussuchst, wo Du das Liebevolle, die Souveränität und die Liebe und das Verzeihen spürst, wenn Du über die Person oder Figur nachdenkst.

 

Ich habe hier übrigens noch eine PDF für Dich, eine Liste, die Dir bei dieser Übung helfen kann: hier

Gandalf und ich

Wenn ich mir jemand aussuche müsste, der besonders weise wirkt, so komme ich stets auf Gandalf aus dem “Herrn der Ringe”. Und wenn ich über Gandalf nachdenke, dann spüre ich auch diese Weisheit des Gandalf in mir. Mit Platon oder Sokrates gelingt mir das weniger – warum auch immer. Es spielt daher keine Rolle, wen Du nimmst, es spielt nur eine Rolle, dass Du jemanden auswählst, der in Dir die entsprechende Haltung oder das Gefühl wachruft.
Wenn Dir das gelingt und Du diese Übung dann machst, dann kannst Du wirklich ein großes Stück weiter kommen.

Ich wünsche Dir wirklich viel Erfolg dabei.
Solltest Du noch Fragen haben oder sollten Probleme auftreten, dann melde Dich.

 

Bruder David


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Kommentare

  • Die Liste mit den fünf Spalten habe ich heute angelegt und direkt vor mir auf dem Schreibtisch platziert. Ich wollte etwas erweitert alle Arten von Gedanken/Gefühlen eintragen, weil ich gerne herausfinden möchte, was genau eigentlich tagtäglich in mir so vor sich geht. Zwei Einträge habe ich schon und war verblüfft, wie leicht mir die „guten“ Stimmen (die ersten beiden sind mir bekannte Personen) aus der Feder flossen und sich eben z. B. meine Stimmung schon beim Aufschreiben hob. Eine wirklich schöne Übung, auch schnell für zwischendurch, ich bin mal gespannt, was sich alles zeigt. Danke sehr!

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