Gedanken zur Osterkerze 2023

In den letzten Jahren waren Wasser, Feuer und Erde die Themen der Osterkerze – drei der vier Elemente also. Es fehlte nur noch Luft als das vierte Element.
Nun ist die antike Vier-Elementen-Lehre nicht originär jüdische oder christliche Botschaft, aber an vielen Stellen der Bibel wird Wasser und Feuer als zerstörerische oder heilende Kraft genannt, als Zeichen des Wirkens Gottes an uns Menschen. Auch die Erde wird häufig als wüst und wirr, als karg und öde oder eben als fruchtbringend und lebensspendend beschrieben.
Deutlich seltener taucht der Begriff „Luft“ wörtlich in der Bibel auf. Die Materie, die uns so selbstverständlich umgibt, ohne die aber kein Leben möglich wäre, wird als Atem, als Hauch, als Wind umschrieben und spielt als Sinnbild des Geistes und des Lebens selbst dann doch eine zentrale Rolle:
Im zweiten Schöpfungsbericht der Genesis formt Gott den Menschen aus Erde und bläst ihm den Lebenshauch in die Nase. Im letzten Vers des Psalters heißt es: Alles, was atmet, lobe den Herrn. Die drei älteren Evangelien benennen ausdrücklich den letzten Atemzug Jesu am Kreuz – „er hauchte seinen Geist aus“ - und das Johannesevangelium beschreibt die Begegnung des Auferstandenen mit seinen Jüngern am Osterabend: „Er hauchte sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!“.

Wie aber Luft darstellen, die wir nicht sehen können, nur spüren, wenn sie bewegt wird – in uns hinein, aus uns heraus oder um uns herum – oder riechen, wenn sie Duftstoffe trägt? Die unterschiedlich schwer und dicht sein kann (Bergsteiger und Seeleute wissen darum), die das Licht in alle Farben des Himmels zu brechen vermag – aber dennoch selbst nicht sichtbar wird. Die Osterkerze will daher Luft nicht abbilden, sondern schlicht zeigen.
Die 25 applizierten Glasröhrchen enthalten nichts anderes als – Luft. Fünf sind zudem mit Weihrauch gefüllt und verweisen direkt auf das Oster- und Pfingstereignis.
Vier enthalten die Ziffern unseres Jahres, zwei sind mit Alpha und Omega bezeichnet –
diese beiden sind die einzigen, die nicht mit Korken verschlossen sind: Anfang und Ende bleiben offen und „liegen doch in der Luft“, die wir in diesem Moment atmen.

In den verbleibenden Reagenzröhren wurde an vierzehn Stationen unserer Stadt Luft
„gesammelt“. Es sind besondere oder alltägliche Orte auf einem hannoverschen „Kreuz- und Querweg“: der Beginenturm, der Hauptbahnhof, die Aegidienkirche, die Gedenkstätte Ahlem zum Beispiel. Auf Fotos wurde das Luftsammeln an allen Stationen dokumentiert.
Kreuzigung und Auferstehung, Tod und Leben finden hier und jetzt, mitten unter uns statt. Wir atmen alle die gleiche Luft. Und die konkrete Stadt ist immer auch Sinnbild des himmlischen Jerusalem, der „luftigen Stadt“, die wir vom Himmel her erwarten.
Daher nicht als Aufforderung, sondern als schlichte Feststellung:
Alles, was atmet, lobt den Herrn.

Axel Philipp Loitzenbauer

David Damberg


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