Wenn die Puste ausgeht

Wenn die Puste ausgeht…

Als ich am letzten Montag Br. Nikolaus geholfen habe, die kräftigen Wurzeln von einigen unserer alten Bäume und Sträucher im Garten auszugraben, habe ich gemerkt, dass ich doch hin und wieder eine Verschnaufpause brauchte. Mir ist ein bisschen die Puste ausgegangen. Geht Dir auch schon mal die Puste aus? Zugegeben: Ich bin die Gartenarbeit nicht so wirklich gewöhnt. Aber eigentlich war es auch kein Problem, eine kurze Pause, vier oder fünf Atemzüge, und dann ging es weiter mit der Gartenarbeit. Eine ganz normale Erfahrung im Alltag, die ich von mir kenne. Und solange die Puste dann ganz schnell wieder kommt, ist das eigentlich keine weiteren Gedanken wert. Du kennst vielleicht ähnliche Situationen aus Deinem Alltag. Und doch bin ich an diesem Gedanken hängen geblieben: an der Puste, die mir auch im übertragenen Sinne bei manchen Dingen schnell mal ausgeht.

Weil der Körper mehr braucht…

Es gibt Tätigkeiten und Aufgaben, für die der Körper mehr Sauerstoff als gewöhnlich braucht, Sauerstoff, um ihn in körperliche Energie umzusetzen. Die Muskeln brauchen unter anderem Sauerstoff, um eine Kraft, eine Leistung zu erzeugen. Bei längeren und stärkeren Leistungen fordern die Muskeln Sauerstoff aus dem Blut und verbrauchen ihn. Immer dann, wenn es mir nicht gelingt, während dieser Tätigkeiten mit meiner normalen Atmung meinem Körper auch genug Sauerstoff wieder zuzufügen, beginnt der Körper, schneller zu atmen und den Puls zu erhöhen – und ich komme aus der Puste.

Mehr Raum für den Austausch…

Der Körper kann Sauerstoff nicht speichern, deshalb braucht ein Mensch regelmäßig Luft zum Atmen, am Tag etwa 9000 Liter. Wenn er kurzfristig mehr Sauerstoff braucht, muss er mehr atmen. Üblicherweise sagen wir „tiefer atmen“. Wir ziehen die Luft in unsere Lunge und an der Lungenoberfläche findet der Gasaustausch statt. Dabei ist die Oberfläche der Lunge bei einem Menschen fast so groß wie der Fußboden unsere Hauskirche, es gibt also einen ungeheuer weiten Raum des Austausches. Üblicherweise nutzen wir nur einen kleinen Teil zum Austausch. Wenn wir mehr Sauerstoff brauchen, könnten wir eine größere Fläche zum Austausch nutzen. Manche Menschen haben gelernt, sehr regelmäßig größere Flächen ihrer Lunge zum Austausch zu nutzen – beispielsweise Sportler, Blasmusiker oder Sänger. Sie kommen dann  bei großem Sauerstoffbedarf nicht so leicht aus der Puste.

In die Weite führen…

Und was muss man lernen? Da sind wir wieder beim tiefen Durchatmen. Damit eine große Fläche der Lunge in den Austausch kommt, müssen sich die Rippen weiten können. Wenn sie sich weiten, wird auch das Lungengewebe in die Weite gezogen, und so kann der Gasaustausch stattfinden. Wer nicht so schnell aus der Puste kommen will, der muss seine Lunge in die Weite führen. Das kann man zum Beispiel ganz praktisch dadurch machen, dass man die Hand auf einzelne Bereiche der Lunge legt und versucht, diese Bereiche durch die Atmung auszudehnen. Auch mit Körperbewegungen und den Übungen kann man die Atmung in bestimmte Bereiche der Lungen locken. Und wenn man ein wenig geübt ist, kann man die Luft alleine mit Gedanken in die einzelnen Räume der Lungen locken. Der weite Raum in der Lunge entsteht dabei selten von allein: Er braucht das Training, er braucht die guten Gedanken und den klaren Willen, eine große Austauschfläche zu ermöglichen.

Aber natürlich erlebe ich bei uns im Kloster und auch in der Praxis die Menschen, denen die Puste nicht nur für ein paar Atemzüge ausgeht. Manchmal ist ihnen vielleicht mehr als nur in der Lunge der weite Raum zum Austausch verloren gegangen. Für mich ist die Lunge ein guter und auch ein riesiger Raum, diesen guten Austausch jeden Tag zu üben und zu intensivieren. Schon wenige Minuten am Tag reichen da aus, sich in einen weiteren Lungenraum zu führen.

Ich freue mich wieder über Kommentare, wie Du zu einem weiten Raum gekommen bist, vielleicht auch, wie und wo es mühsam war, wieder zur Puste zu kommen….

Bruder Karl-Leo


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Kommentare

  • So richtig körperlich an die Leistungsgrenze gehen, dass ich einige Zeit lang maximal tief und schnell atmen muss: das tue ich selten, weil ich keinen intensiven Sport betreibe. Aber wenn, dann fühlt es sich richtig gut an, solange Leistung und Atmung gerade noch zusammen passen ohne Überforderung! Ich kann mich an das letzte Mal noch gut erinnern.

    Im übertragenen Sinn ist das auch so, finde ich. Ab und an maximale Leistung ohne Überforderung, das tut gut. Aber natürlich nicht dauernd.

    Da auch in gutem Maß die Austauschfläche erhöhen … spannende Überlegung!

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