Hallo, Valentin hier,
kurz vor Ende des Jahres möchte ich mich doch noch einmal melden. Als Katze werde ich meist hinsichtlich meiner kognitiven Fähigkeiten unterschätzt. Die meisten Menschen meinen, wir Katzen würden eigentlich nur schlafen, dösen, fressen, saufen, uns streicheln lassen und dann alles wieder von vorne. Aber da hast du weit gefehlt. Denn ich mache mir viele Gedanken über das Leben als Katze und insgesamt. Und ich weiß, dass es viele Katzen gibt, denen es ähnlich ergeht.

Die Menschen sind manchmal so dumm und arrogant und meinen, alles Wissen gepachtet zu haben. Nur sie sind die Schlauen und Intelligenten. Aber ich weiß es besser und kann nur müde lächeln, wenn ich so etwas mitbekomme.

Neulich lag ich auf dem Fensterbrett im Bad, auf diesem kuscheligen Katzenbett, das ich sehr liebe. Und als ich so da lag, kam mir die Frage in den Sinn, warum ich eigentlich lebe. Was soll das alles hier, warum bin ich da? Und plötzlich musste ich meinen Kopf anheben und erschrak, denn ich wusste gar keine Antwort, ich wusste nicht, warum ich hier bin. Ich legte mich schnell wieder hin, um mir Zeit zum Überlegen zu verschaffen.

Mein Leben wirkt so regelmäßig und vorhersehbar, wie ich es oben schon beschrieben habe. Aber warum das Ganze, das hatte ich mich bisher noch nicht gefragt. Nun war die Frage aber geboren, und so leicht bekommt man sie dann nicht mehr aus der Welt.

Zuerst habe ich andere mir bekannte Katzen gefragt. Die haben mich groß angeguckt und verstanden meine Frage nicht (und ich dachte mir, haben die Menschen hinsichtlich der meisten anderen Katzen doch recht?). Ich habe mir Bücher herausgesucht und gesehen, ich bin nicht allein mit meiner Frage, andere haben auch schon nach einer Antwort gesucht. Aber ich merkte schnell, dass ich mit den Antworten anderer nichts anfangen kann. Es ist nett, so etwas zu lernen, aber ich muss meine Antwort finden.

Übrigens, das ist etwas, was ich bei vielen Menschen beobachten konnte. Sie begnügen sich mit den Antworten anderer und haben keine Lust, eine eigene Antwort zu finden. Dabei geht es gar nicht anders. All die Bücher, die einem sagen wollen, wie man leben soll und was der Sinn des Lebens ist, all das hat keinen Sinn, wenn ich mich nicht selbst auf die Suche begebe und meine Antwort finde.

Also habe ich mich dann wieder auf mein Kissen gelegt, das hilft mir immer beim Nachdenken. Doch irgendwie kam ich zu keiner Antwort, ich war schon fast dabei zu verzweifeln. Sollte denn alles umsonst sein, einfach ein Mechanismus, Zufall, Fressen und Gefressen werden?

Irgendwann habe ich dann mal nachgedacht, was denn die besonders schönen Momente meines Lebens waren, an denen es mir nicht eingefallen wäre zu fragen, was denn der Sinn von allem ist. Das müssten ja Augenblicke sein, wo ich der Antwort am nächsten gekommen bin.

Und dann fiel mir auf, dass der Mittagsschlaf mir sehr wichtig ist, dann die Zeit kurz nach dem Fressen (wenn man so richtig schön satt ist, kennst du das?), ein Schläfchen über der Heizung (ich liebe es, wenn die Wärme der Heizung so nach oben strahlt und mich umhüllt) und natürlich, wenn ich (richtig!!!) gestreichelt werde.

Aber, so dachte ich mir, das kann es doch auch nicht sein. Da bin ich einen Schritt weitergegangen und habe diese Situationen untersucht. Was haben sie alle gemeinsam? Und da stellte ich plötzlich fest, dass ich in all diesen Situationen genieße, einfach nur da bin und spüre. Ich denke dann meistens nicht, ich will auch nichts, und ich muss auch nicht, ich bin da und spüre diesen besonderen und schönen Augenblick.

Und da wusste ich plötzlich, dass das der Grund ist, warum ich lebe und gerne lebe: Ich bin dafür da, schöne Augenblicke zu sammeln und sie voll auszukosten. Aber, und da musste ich an die Weisheit einer älteren Katze denken, die ich am Anfang meines Lebens kennenlernen durfte, ich muss bereit sein, dass das endet und ich muss lernen, Zeiten ohne Genuss dennoch genießen zu können.

Und weißt du was? Da wurde ich plötzlich ganz ruhig. Ich finde das eine schöne Aufgabe. Ich suche jetzt immer Situationen, die ich genießen kann. Das gelingt mir natürlich nicht immer, aber immer wieder. Und dann fange ich einfach an, nur zu spüren und wahrzunehmen - ganz bewusst.

Und so bin ich diesem Geheimnis auf die Spur gekommen. Im kommenden Jahr werde ich das weiter verfeinern und ausbauen. Dann werde ich bald alles genießen können - das wäre fein.

Ich wünsche dir ein supergutes neues Jahr, genieße dein Leben, nimm es wahr, spüre die Lebendigkeit und vergiss das Kuscheln und Dösen nicht.

Bis bald,
dein Valentin

Valentin


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