Ich besuche Dich!
„Ich besuche Dich! Anfang der 90er Jahre habe ich für ein halbes Jahr in einem Krankenhaus gearbeitet. Es war ein Praktikum und meine Aufgabe war es, den Aufenthalt der Patienten auf der orthopädischen Station des Uni-Klinikums Münster angenehmer zu gestalten. Dazu gehörte gemeinsames das Begleiten zu Untersuchungen, das Trösten und Ermutigen, das Ablenken und Besänftigen. Die Patienten kamen aus ganz Deutschland und aus dem Ausland – manche auch aus Arabien. Viele waren alleine dort. Andere wurden mit Besuch überschüttet – meistens aber punktuell. Da waren plötzlich 10 bis 15 Leute im Krankenzimmer und dann tagelang niemand. Besuch spielt im Krankenhaus eine ganz besondere Rolle – ähnlich wie im Altenheim. Nach dem Mittagessen beginnt das Warten: Kommt heute jemand? Wer kommt jetzt durch die Tür, die sich gerade öffnet? Und was mache ich, wenn niemand kommt, wenn wieder niemand kommt? Wie gehe ich mit Enttäuschung und Traurigkeit um? Ähnlich wird es auch im Gefängnis sein. Dort wird man zwar nicht jeden Tag warten, denn Besuche dort brauchen eine Ankündigung. Aber dennoch ist das Alleinsein, die Hoffnung, …