Werke der Barmherzigkeit: Ich teile mit Dir!

Kaum zu glauben, aber Teilen hat Hochkonjunktur – nicht nur zur Advents- und Weihnachtszeit – , es ist geradezu in, up to date. Zwar behält man gerne die eigenen Sachen für sich und auch ich bin immer wieder hin und her gerissen, wenn ich vor Kaufhof oder am Kröpcke wegen eines Euros angesprochen werde, aber dennoch sage ich: Teilen kommt gut an. Seit einiger Zeit beschäftige ich mich wieder mit Online-Medien und digitaler Zukunft, mit Facebook und Twitter, mit SEO und Netzwerken und ich kann es nur wiederholen: Teilen ist in. Denn dieser inzwischen so wichtige Teil unseres Lebens – ob wir es wollen oder nicht – lebt davon, dass wir teilen, dass wir Dinge ganz wunderbar finden und anderen davon mitteilen, dass wir einen ganz bezaubernden Text gefunden haben und alle Welt daran teilhaben lassen, dass wir gerade im Restaurant sitzen und die Vorspeise exquisit war und wir es nicht lassen könne, unsere Freunde in aller Welt daran teilhaben zu lassen. Das Internet würde zwar nicht sterben, aber sofort um ein vielfaches schrumpfen, wenn wir aufhören würden zu teilen. Ich halte das Internet in gewisser Weise für extrem christlich – gewiss nicht manche Kommentare, nicht manche Seiten, damit wir uns nicht falsch verstehen.

Aber ohne Teilen wäre das Internet nicht das, was es für uns heute bedeutet. Haben Sie schon mal bei Amazon nach einem Buch geschaut und gelesen, was andere dazu sagen? Ohne die Bereitschaft zu teilen, ginge das nicht! Teilen heißt: Behalte die Dinge nicht für Dich – in diesem Fall Informationen, Meinungen sondern teile sie, zeig anderen davon und lies, was die anderen wieder dazu schreiben und was denen dazu einfällt. Vor einigen Monaten war ich auf einer Veranstaltung zur Share-Economy, also einer Wirtschaftsform, die davon lebt, dass geteilt wird – auf solchen Veranstaltungen dürften Kirchenleute eigentlich keine Exoten sein, sondern Menschen, die vorangehen! Da werden Tauschbörsen veranstaltet, das inzwischen etablierte Stadtteilauto wird geteilt, Wohnungen werden zur Verfügung gestellt, das Raclettegerät ausgeliehen usw.
Oder erinnern Sie sich an Uber, einer App, die den Taxis Konkurrenz machen will, indem man mal eben mit dem eigenen Auto jemand vom Bahnhof abholt und ins Hotel bringt… Share-Economy! Nun, all diese Formen des Teilens haben fast alle eines gemeinsam: man hat am Ende zumindest nicht weniger als vorher… wenn ich meine Meinung Teile, meine Bewertung oder das Bild vom Vorspeisensalat, dann fehlt mir das nach dem Teilen natürlich nicht – ich behalte es und die anderen haben es ebenso.

Aber noch ein Wort zum Teilen – es ist ja ein Teil der Werke der Barmherzigkeit, die wir hier betrachten. Es ist mit dieser Tugend, wie mit allen anderen christlichen Tugenden auch: Wer sein Herz und das Gefühl seiner Wertigkeit nicht an materielle Dinge, nicht an Ansehen, nicht an Rechte, an Beruf oder Stand hängt, wer spürt, wie sehr wir alle und jeder und jede einzelne von direkter und persönlich gemeinter Liebe durchströmt sind, der kann Teilen ohne Ende. Lass Dich lieben, lass die Liebe in Dich hinein, glaube der Liebe Gottes zu Dir und Teilen wird zu einer Selbstverständlichkeit. Das war der Weg, wie Jesus sein Leben teilen konnte – der einzige mögliche Weg!
Das Teilen als wirkliche Tugend beginnt dort spannend zu werden, wo ich am Ende zumindest materiell weniger habe als vorher: die mehr oder weniger jungen bettelnden Freaks vor Karstadt, die Zeit, die ich anderen schenke, das Butterbrot… da beginnt Teilen spannend zu werden. Teilen heißt übrigens nicht, dass ich alles hergebe. Teilen heißt, dass auch ich noch einen Teil in den Händen halte.
Und ich erinnere mich an ein Wort Richard von Weizsäckers: Einheit entsteht durch Teilen. Ein wunderbares Paradoxon. Und es besagt ganz konkret: Wenn Du Einheit, wenn Du Nähe und Verbundenheit, Zugehörigkeit und Nähe in Deinem Leben brauchst – und wer bräuchte das nicht? – dann beginne zu teilen, ganz einfach teile aus, wo Du nur kannst und Du wirst merken, dass die Menschen gerne in Deiner Nähe und mit Dir zusammen sind. Und das nicht nur, weil sie einen Vorteil davon haben, sondern weil es ihnen in Deiner Nähe gut geht. Ein einfaches Rezept zum Glücklichsein! Viel Erfolg!

Was hast Du als letztes mit jemandem geteilt?

Bruder David


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Kommentare

  • Hallo :O)

    ich teile sehr oft und auch sehr gerne. Es kostet mich nichts und ich freue mich wenn der andere sich freut.

    Ich sortiere Kleidung aus und gebe sie an wohltätige Zwecke. Dieses Jahr feiern wir mit allen Freundinnen Weihnachten. Jeder bringt etwas selbstgemachtes wie z. B. Salate, Nachtisch, Getränke mit. Halt das was er über hat und abgeben möchte. Das machen wir dann auf einen Tisch und nachher haben wir ein tolles Buffet an dem sich jeder erfreut. An Obdachlosen gebe ich auch gerne etwas ab. Niemand weiss ob man nicht auch einmal selbst in eine Notlage geraten kann und deshalb unterstütze ich auch dort. Es tut mir nicht weh und derjenige kann sich etwas dafür kaufen. Bei uns in der Stadt gibt es Bücherschränke wo man Bücher kostenlos entnehmen kann oder wenn man ein Buch gelesen hat auch wieder zurückstellen kann. So ist das ein ständiges nehmen und geben. Ich find das total schön und warmherzig. Ich gebs ab, mir tuts nicht weh und der andere freut sich darüber. Wir teilen auch sehr gerne im Freundeskreis…Jemand braucht einen Rat. Jeder der Erfahrungen in diesem Bereich gemacht hat, erzählt diese dem anderen. So ist das ein reger Austausch und der Ratsuchende hat verschiedene Sachen wo er sich das für ihn Zutreffende rausholen kann. Wir bringen auch gern Flyer usw. mit von Sachen die uns gut gefallen haben. Theater, Beratungsstellen, Ausstellungen, Märkte wo wir begeistert waren und teilen diese mit den Freundinnen damit sie auch bei Interesse dorthin gehen. Parkzettel teile ich sehr gerne und bekomme auch immer wieder welche geschenkt, Die ältere Dame die ich betreue teilt jeden Donnerstag ihr Mittagessen mit mir was total schön ist. Es ist wie ein bunter Gabentisch. Jeder gibt das was er hat und andere nehmen sich bei Bedarf davon. In einem Krankenhaus bei uns gibt es eine kostenlose Kleidungsecke. Man bringt die Sachen mit von zuhause die man nicht mehr braucht und die noch gut erhalten sind, legt sie in ein Regal. Jemand anders kommt vorbei und ihm gefallen die Sachen dann nimmt er sich davon… Neulich war ich im Zug und kam mit einer Frau ins Gespräch. Ich hörte ihr zu, ermunterte sie und sie meinte das sie schon traurig war und mutlos und das sie einen schöneren Tag durch unser Gespräch hatte. Manchmal lächele ich einfach traurigen Menschen in der Stadt zu und teile mein Lächeln…Dabei fällt mir dieses Gedicht ein…

    Ein Lächeln kostet nichts und gibt so viel.
    Es bereichert die, welche es empfangen,
    ohne jene ärmer zu machen, die es verschenken.
    Es kostet nur einen Augenblick,
    aber die Erinnerung daran bleibt oft für immer.
    Niemand ist so reich oder mächtig,
    dass er ohne ein Lächeln auskommen könnte,
    oder so arm, dass es keine Bereicherung wäre.
    Ein Lächeln bringt Glück ins Heim,
    pflegt Wohlwollen im Geschäft,
    und ist Zeichen von Freundschaft.
    Es vermindert die Müdigkeit,
    bringt gute Laune dem Entmutigten,
    Sonnenschein dem Traurigen
    und ist das natürlichste Mittel gegen Sorgen.
    Es kann nicht erbettelt, ausgeliehen oder gestohlen werden,
    weil es keinen Wert hat,
    bis es weggegeben wird.
    Einige Leute sind zu müde ein Lächeln zu verschenken.
    Gib ihnen eines von dir,
    weil keiner dein Lächeln besser gebrauchen kann
    als der, welcher keines mehr geben kann.

    Ich finde das ein schönen Gedanken…

    Ich teile gerne und viel, denn es macht den Verschenkenden und dem Beschenkten glücklich!!!

    Einen schönen Abend wünscht

    Corinna Stahr

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