Wie finden wir Freiheit und Frieden in unserem Leben? Wie können wir es schaffen, Freiheit und Frieden zu erreichen? Ich möchte dir in diesem Artikel eine bestimmte Haltung vorstellen, sich selbst gegenüber zu verhalten, die ich in diesem Zusammenhang für sehr wichtig halte und die tatsächlich zu mehr Frieden und einer größeren Freiheit führt.


Die Last der Verbindungen

Oft sind wir mit vielen Dingen verbunden. Wir hören Nachrichten, haben eigene Themen in unserem Leben, sei es in der Arbeit, und sind ständig beschäftigt. Diese Dinge kreisen entweder im Vordergrund oder auch im Hintergrund. Oft sind sie da, ohne dass wir aktiv darüber nachdenken. Aber sie kreisen immer mit. Wir haben oft eine Bedrohung im Hintergrund in unserem Leben und in unserer Zeit. Das führt natürlich dazu, dass wir eine innere Erregung im Sinne von Verängstigtsein spüren. Das macht es anstrengend und führt dazu, dass wir viel Energie verbrauchen. Und das wiederum führt zu einem unglücklichen Leben, einem Leben, in dem wir uns nicht wohl fühlen.


Der Weg zur inneren Ruhe

Und das möchten wir ändern, möchten eine friedliche innere Stimmung erreichen. Friedlich bedeutet nicht, dass alles gut ist, wie es ist. Es bedeutet vielmehr, dass wir trotz allem einen gewissen Frieden in uns haben, dass wir die Dinge betrachten können, ohne uns von ihnen vereinnahmen zu lassen, dass wir Mitgefühl für Menschen in Krisen- oder Kriegssituationen entwickeln, ohne uns damit zu stark zu identifizieren. Es hilft nicht, wenn wir immer mitleiden, wenn wir immer im Gefechtsgraben liegen oder bei den Geiseln im Gazastreifen sind oder was auch immer dich gerade bewegt und berührt. Das ist nicht das Ziel und auch nicht gesund.


Die Bedeutung von Abstand

Aber oft neigen wir dennoch dazu, uns in diese Gefechtsgräben zu begeben, uns zu den Geiseln zu legen oder ganz nah dran zu sein. Aber wir sind oft zu nah dran, und das führt dazu, dass wir viel mehr Energie verbrauchen, als nötig ist, dass wir viel negative Erregung spüren und das zu innerer Unruhe führt. Das ist auf keinen Fall ein friedlicher Zustand, wie du dir sicherlich vorstellen kannst. Was wir in unserem Leben immer brauchen - und das mag überraschend klingen - ist Abstand. Wir brauchen Abstand. Mit Abstand wächst unsere Freiheit, und das gilt in vielen Bereichen unseres Lebens.


Abstand schaffen für klare Reaktionen

Wenn ich in bestimmten Situationen im Job oder in der Familie sofort emotional reagiere, dann habe ich keinen Abstand. Wenn ich jedoch Abstand habe, habe ich die Möglichkeit zu entscheiden, wie ich reagieren möchte. Oft ist es so: Jemand tut etwas, zum Beispiel drückt die Zahnpasta nicht richtig aus oder trennt den Müll nicht richtig - etwas Banales - und es kann mich so weit bringen, dass ich schnell und unmittelbar darauf reagiere und vielleicht auch etwas Unangemessenes sage. Wenn es mir aber gelingt, einen Moment innezuhalten, eine Distanz zwischen dem Geschehen und meiner Reaktion herzustellen, dann habe ich einen Raum geschaffen. Und dieser Raum ist mein Raum, meine Freiheit, in dem ich bestimmen kann, wie ich reagieren möchte.


Die Kunst der distanzierten Perspektive

Das gilt auch für das, was ich in dieser Welt sehe. Wenn es mir gelingt, zwischen den Opfern von Gewalt und mir einen Raum zu schaffen, in dem ich natürlich das Leid sehen, indem ich natürlich Mitgefühl empfinde, aber mir dennoch klar bin, dass ich weder Opfer noch Täter bin, dann habe ich eine notwendige Distanz. Denn so ist es doch: Du liegst selber nicht im Gefechtsgraben. Und es hilft den anderen auch nicht weiter, wenn du innerlich den Eindruck hast oder dein Erregungszustand so ist, als würdest du dort liegen. Das hilft niemandem. Meiner Meinung nach geht es darum, Abstand zu halten.


Abstand als Grundlage für Mitgefühl

Und Abstand heißt nicht Gefühlskälte, Desinteresse oder Gleichgültigkeit. Abstand ist die Voraussetzung für wirkliche Mitgefühl.


Die Kunst des Perspektivwechsels

Aber wir können noch weiter denken. Es ist nämlich ebenso wichtig zu lernen, einen gewissen Abstand zu meinen Gefühlen zu halten, indem ich sie zum Beispiel betrachte oder beobachte. Meistens ist es so, dass ich den Eindruck habe, dass ich meine Gefühle bin. Das führt dann dazu, dass ich tatsächlich ganz aufgehe in meiner Angst, meiner Sorge und meiner Wut. Das ist verständlich und nicht schlimm. Aber oft nimmt es mich gefangen, und ich kann nicht klar denken oder anders reagieren, obwohl es vernünftiger wäre. Es geht darum, ein wenig Abstand zwischen meinen Gefühlen und dem Teil in mir zu halten, der die Gefühle wahrnimmt, der auf die Gefühle schaut. Dann habe ich die Möglichkeit, sogar Mitgefühl für meine Gefühle zu haben und zu entscheiden, was jetzt wichtig ist. Und mir wird klar, dass ich zwar Angst habe oder Sorge habe, aber dass ich nicht nur Angst oder Sorge bin. Denn das sind nur Teile von mir. Es gibt diesen anderen Teil in mir, der darauf schaut, und dieser Teil kennt nur Mitgefühl und Liebe.


Zwei Teile des Selbst erkennen

Es gibt dieses Gefühl, und es gibt diesen Teil in mir, der auf die Gefühle schaut, aber nicht selbst das Gefühl ist. Es gibt also schon zwei Teile, und einer davon ist nicht von den Gefühlen betroffen, sondern betrachtet sie.


Der Weg zur inneren Freiheit

Natürlich gelingt das nicht sofort, wenn ich versuche, diesen Abstand herzustellen. Es will geübt werden und es braucht Zeit. Wenn es mir aber gelingt, dann entsteht der Raum für Freiheit und Frieden in mir. Und innerer Friede heißt nicht, keine Angst mehr zu spüren, nicht mehr Frustration wahrzunehmen und keine Wut, es heißt auf die Angst, die Wut und auf den Frust mit Mitgefühl und mit

David Damberg


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