Die Macht der Wünsche Teil 2
Weiter geht es mit der Macht der Wünsche philosophisch betrachtet.
Europa und die Wirklichkeit
Man kann es so nicht sagen, aber ich tue es doch: Europa steht dem gegenüber eher für die gefundene Wirklichkeit, also die Wirklichkeit, die ich nicht selber konstruiert habe, sondern vorgefunden. Es gibt demnach Begrenzungen, die nicht aufhebbar sind, ist gibt Konstellationen, die nicht konstruiert. sondern gegeben sind – von wem auch immer. Das sind körperliche Begrenzungen, die wir teilweise wieder aufheben können. Aber manche bleiben eben – bestimmte Behinderungen bleiben. Wenn ich von einer gefundenen Wirklichkeit ausgehe, dann ist weniger veränderbar, der status quo wird eher akzeptiert. Es liegt nahe, dass die Kirchen eher von einer vorgegebenen Wirklichkeit ausgehen, die von Gott kommt. Das ist auch das Problem der Gender-Problematik. ist das Geschlecht etwas Erfundenes oder etwas Vorgefundenes? Darf ich mein Schicksal verändern? Ist Homosexualität etwas von mir “erfundenes”, also konstruiert oder durch Krankheit erworben, oder komme ich so damit auf die Welt und ist daher etwas “gefundenes”?
Es ist Dir vielleicht schon klar, dass die Gruppe, die von einer erfundenen Wirklichkeit ausgeht, derzeit deutlich in der Mehrzahl ist. Schau Dir die ganzen Bücher an, die man unter Esoterik oder Lebenshilfe einordnet, die meisten davon haben dieses Weltbild.
Man kann sogar manche großen Konflikte und manche Staatschefs so etwas besser verstehen im Sinne von nachvollziehen, wie sie denken. Denn auch hier geht es manchmal darum, ob wir von einer erfundenen oder einer gefundenen Wirklichkeit ausgehen.
Putin und Viktor Orban zum Beispiel gehen ganz sicher davon aus, dass vieles in der Wirklichkeit vorgefunden und nicht veränderbar ist – bei Taliban und Dschihadisten ist das ähnlich. Bei der Gruppe Femen wird es genau anders sein, sie werden eher davon ausgehen, dass es sehr wenig gibt, was vorgefunden wird und viel mehr, was durch soziale Einflüsse wie vorgefunden wirkt.
Du siehst – das Ganze hat eine sehr große Bedeutung. Jeder muss für sich selbst entscheiden, wohin er oder sie mehr tendiert.
Ich glaube, dass es beides gibt: es gibt eine vorgefundene Wirklichkeit – aber die ist weniger konkret als manche meinen, ich kann auch noch nicht sagen, ob das Geschlecht beispielsweise dazu gehört. Ich vermute jedoch, dass wir in 20 Jahren der Meinung sind, dass nicht alles, was unser Geschlecht angeht, sozial geprägt ist, sondern angeboren. Ich glaube auch daran, dass es Einflüsse gibt, die unser Verstehen derzeit noch übersteigen und dass es etwas anderes ist, als Deutscher geboren zu werden oder als Franzose – das meine ich jetzt nicht genetisch. Wir finden zwar die Kultur eines Landes vor, aber wir sind in einem solchen Ausmaß damit verbunden, dass es fast nicht möglich ist, sich davon zu lösen.
Ein Deutscher Buddhist wird immer anders sein als ein japanischer. Ich vermute, dass sich niemand von seiner Herkunftskultur wird lösen können. Außerdem besteht dazu ja auch eigentlich keine Veranlassung.
So viel für heute – den letzten Teil der Reihe zur „Macht der Wünsche“ kommt dann in einer Woche – passend direkt vor Weihnachten.