In den letzten Wochen gab es keinen Tag ohne beängstigende Nachrichten und schreckliche Bilder. Das beschäftigt viele Menschen im wahrsten Sinne des Wortes „Tag und Nacht“. Albträume und Panikattacken, aber auch alle milderen Vorformen rauben uns immer häufiger den Schlaf.
In diesen Momenten drehen sich die Gedanken im Kreis und konzentrieren sich auf das, was Angst macht. Das Stress- und Angstsystem des Körpers läuft hoch und bremst in der Regel alle langfristigen Prozesse im Körper, vor allem die Prozesse für Erholung und Entspannung. Um sich auf einen Kampf oder eine Flucht vorzubereiten, wird der Körper von Stresshormonen geflutet, der Sympathikus wird aktiviert, die Nebenniere schüttet das Stresshormon Cortisol aus. In der Folge steigen Blutzucker und Fettwerte, die Hormone Noradrenalin und Adrenalin lassen den Blutdruck steigen. Alle nicht unmittelbar überlebenswichtigen Funktionen, wie Verdauung und Immunsystem, werden unterdrückt.
Den Körper aus dem Dauerstress befreien
Was in einer unmittelbaren Gefahrensituation durchaus sinnvoll ist, passiert nun auch bei den Kriegsbildern aus den Medien. Die Folge: Durch die regelmäßigen Nachrichten bleibt der Körper im Dauerstress. Was lässt sich dagegen tun? Oder besser: Was kann ich tun, um meinem Körper neben der nötigen Information über tagespolitische Ereignisse auch die nötige Entspannung und Ruhe zu geben, damit ich gesund bleiben kann.
In den letzten Jahrzehnten ist es vor allen Dingen die Medizin, die sich mit der heilenden Wirkung des Singens und des Tönens beschäftigt. Vieles lässt sich heute wissenschaftlich untersuchen, was besonders in den Klöstern über Jahrhunderte als intuitives Erfahrungswissen weitergegeben wurde. Der heilige Augustinus hatte es ganz einfach gesagt: „Wer singt, betet doppelt.“ Singen tut gut und lohnt sich deshalb.
Über die Entspannung zum Wohlgefühl
Heute lässt sich nachweisen, wie einfache und sich wiederholende Klänge den Blutdruck und die Herzschlagfrequenz senken. Im Singen schüttet der Mensch eine gesteigerte Menge Stickoxide aus, was zu einer Erweiterung der Blutgefäße und damit zu einer Entspannung führt. Weitere Forschungen weisen auf eine Verbesserung der Luftzirkulation und eine Erhöhung des Melatoninspiegels hin.
Es ist interessant, dass man gerade in jüngerer Zeit nahezu alle positiven Wirkungen des Singens, die wir als Erfahrungswissen oder als Redewendungen kennen, auch biochemisch nachweisen kann: Das gemeinsame Singen reduziert den Stress, es entspannt den Körper und es fördert die Zusammengehörigkeit und die Vertrautheit miteinander. In der Therapie von Angststörungen spielt Singen eine große Rolle.
Singen gegen die Angst, für unsere Seele und unseren Körper!
Für die positive Gesundheitswirkung des Singens ist es nur von geringer Bedeutung, ob ich das alleine oder mit anderen tue. Natürlich macht es gemeinsam meistens mehr Spaß. Keine Bedeutung für eine heilende Wirkung des Singens hat es, ob ich die richtigen Töne treffe - die Musiker:innen unter meinen Leser:innen mögen mir diesen Hinweis verzeihen.
Und so lade ich Euch ein, in diesen Tagen gegen den Krieg zu singen. Das klingt vielleicht jetzt sehr banal – und ich will in keiner Weise das breite Engagement für den Frieden und die leidenden Menschen in der Ukraine relativieren. Aber auch Hilfe und Unterstützung gelingen ohne Angst und Stress besser. Lasst uns singen in diesen Tagen: gegen die Angst und für den Frieden, für unsere Seele und unseren Körper!
Egal, ob in der Badewanne oder unter der Dusche - gerne auch mit uns in der Cella in einer unserer Gebetszeiten.
Lieber Bruder Karl Leo
ich habe gute Erfahrungen mit singen und tönen gemacht. Das zentriert und entspannt. Ermutigend kommen mir in diesen Tagen die Lieder aus den 70er Jahren wieder in den Sinn. Erinnern und verankern an die große Zeit der Friedensbewegung.
Ich will gegen Das Geläut der Leute Mein Geschweige stimmen,
ich will gegen das Gedröhn der Bomben meine Träume summen,
ich will gegen das Geleucht der Lichter meinen Dunkelheiten trauen,
ich will für die große Flut der Tränen eine Freudenmauer bauen
und
1. Meine engen Grenzen, meine kurze Sicht
Bringe ich vor dich.
Wandle sie in Weite, Herr, erbarme dich.
2. Meine ganze Ohnmacht, was mich beugt und lähmt
Bringe ich vor dich.
Wandle sie in Stärke, Herr, erbarme dich.
3. Mein verlornes Zutraun, meine Ängstlichkeit
Bringe ich vor dich.
Wandle sie in Wärme, Herr, erbarme dich?
4. Meine tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit
Bringe ich vor dich.
Wandle sie in Heimat, Herr, erbarme dich.
Liebe Grüße
Ulrike
Liebe Ulrike,
Danke für die Rückmledung, an diese beide Lieder erinnere ich mich auch noch gut aus meinen Jugendenjahren in den Siebzigern…..
Liebe Grüße Br. Karl-Leo