Um die Ostertage schnell etwas Urlaub und sich endlich einmal erholen. Viele haben mir in den letzten Wochen erzählt, wie sehr sie sich auf ein paar entspannte Tage freuen – nachdem durch den Lockdown nach Weihnachten so wenig möglich war. Aber mit der Erholung scheint es in diesem Frühjahr nicht mehr so leicht zu sein. Da hat man zwar frei, aber nach den freien Tagen oder nach dem Kurzurlaub ist man gar nicht so richtig erholt. Und schon nach wenigen Tagen im Alltag fühlt man sich ausgelaugt wie zuvor. Nach zwei Jahren der Pandemie scheint der Körper nicht mehr so leicht in das alte Leistungsmuster zurückkehren zu können – und das trifft nicht nur Menschen nach einer Covid-Erkrankung, sondern auch Menschen, die keine Infektion gehabt haben. Alte Bewältigungsstrategien funktionieren nicht mehr: Zähne zusammenbeißen und weitermachen, streng an die ToDo-Liste halten, mehr Sport machen.

Cleveres Energie-Management 

Im technischen Bereich denken wir heute viel über Energieeffizienz nach, wir prüfen z. B. Haushaltsgeräte, Leuchten oder Auto auf den Energieverbrauch. Und den Handyakku prüfen wir meist regelmäßig, ob noch genug Ladung da ist. Gibt es so ein Energiemanagement auch für unser alltägliches Leben? In der Praxis arbeite ich mit Long-Covid-Patienten und suche dann manchmal nach sogenannte Pacing-Strategien. Der Begriff leitet sich vom englischen Wort „pace“ für Geschwindigkeit ab. Man könnte es mit dem Begriff „cleveres Energie-Management“ beschreiben: Das Tempo des Alltags unter Kontrolle zu haben – und auf die Bremse zu treten, wenn die Anstrengung zu groß wird. Passt das auch in diese österliche Zeit eines neuen und befreiten Lebens?  

Gutes Energiemanagement ist zwar immer eine sehr individuelle Frage, am Anfang steht aber stets dieselbe Frage: Wie viel Energie habe ich? Das ist gar nicht einfach zu beantworten, denn „Energie“ klingt für viele erst einmal abstrakt. Während wir bei einem Smartphone den Akkustand direkt einsehen können und schnell mal an einer Steckdose nachladen können, ist es deutlich kniffeliger, die Belastbarkeit von Körper und Kopf einzuschätzen, und vor allem, fehlende Energie schnell nachzuladen.

Meine Energie kennenlernen

Manchmal ist es hilfreich, sich die vorhandene Tagesenergie wie ein Säckchen mit Goldstücken vorzustellen. Für jede Aufgabe, die ich bewältige, brauche ich einen Taler aus meinem Säckchen – und für manche Aufgaben gleich mehrere Taler. Und am Abend soll noch etwas übrig bleiben, damit ich froh und zufrieden in den Schlaf kommen kann. Damit kann ich mich immer besser kennenlernen, aus den Vortagen lernen: Wann ist noch genug übrig geblieben oder mit welchen Aufgaben ist der Akku besonders schnell leer.

An der Energie, die man früher hatte, und auch an der Energie, die andere haben, will ich mich dabei nicht zu häufig messen. Eben weil Energie begrenzt ist, ist es unverzichtbar, Prioritäten zu setzten und Dinge nicht zu machen. So wie man sich den knappen Rest-Akku des Smartphones eher für ein wichtiges Telefonat aufhebt, kann man auch den eigenen Alltag anschauen.

Gelassen Liegenlassen

Und wenn dann plötzlich ganz viel liegenbleibt? Manchmal braucht es eine neues Motto für den Alltag: ungeputze Ecken sind okay, Mails dürfen auch später beantwortet werden, auf dem Schreibtisch darf etwas rumliegen, einfach, weil die Energie an anderer Stelle sinnvoller eingesetzt ist und für den Tag schon verbraucht ist. Wenn ich auf meinen Tag zurückschaue und glaube, meine Kräfte sinnvoll eingesetzt zu haben, dann kann ich auch gelassener alle liegen gebliebenen Aufgaben ertragen. Und wenn der Alltag so angeschaut und geplant ist, dann kann ich auch noch kleine Pausen einstreuen und mit positiven Gedanken durch den Tag gehen.

Und ich freue mich wieder, von Dir zu lesen, wie es Dir mit dem guten Energiemanagement im Alltag gelingt.

Bruder Karl-Leo


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Kommentare

  • Lieber Bruder Karl-Leo,
    vielen Dank für den vielfätigen Text. Im letzten Jahr fehlte mir weniger die energie selbst, als deren hilfreicher Einsatz. Überflutet von Inromationen durch Medien und Lebensraum habe ich die Verwirrungen und Irritierungen meinen Atemrhythmus bestimmen. Ich geriet schnell ausser Atem und bekam Herzrhythmusstörungen. Kürzlich kam ich mir bei Tanz und Meditation auf die Schliche und begann meinen ureigenen Atemrhythmus wieder zu aktivieren. Jetzt gehts wieder in meinem Atemrhythmus, bei unverändertertem Lebensraum bin ich stabiler, wieder bei mir und lebe weniger angestrengt.
    Liebe Grüße
    Ulrike

  • Lieber Bruder Karl-Leo,
    danke sehr für das schöne Bild mit den Energietalern! Ich probiere so etwas immer sehr gerne aus. Die Cella-Blog-Artikel hatten mich auch auf die Idee gebracht, einen Online-Kurs zu bewusstem Atem mitzumachen, auch das hilft mir sehr zu erkennen, wenn das Energie-Budget gerade in den Dispo rutscht, und man kann auf einfache Art und Weise gegensteuern.
    Danke von Katharina

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