Im Karneval und Fasching macht es Spaß, eine Maske zu tragen und sich bis zur Unkenntlichkeit hin zu verkleiden. Und als Kölner habe ich für Karneval immer etwas übrig.
In diesen Tagen gehören die Masken schon zum Alltag; genauer gesagt der Mund-Nasenschutz, den wir zur Vermeidung von Coronainfektionen zu vielen Zeiten tragen. Als Brillenträger stehe ich dabei oft wie im Nebel und kann in Geschäften Menschen oder Gegenstände nicht so richtig erkennen. Aber auch ohne Nebel auf der Brille erkenne ich manche Menschen erst auf den zweiten Blick und lerne dabei, wie wichtig die Mund- und Nasenpartie für die Erkennung einer Person ist.
Wenn die Maske wirkt
Hinter einer Maske zu leben verändert das Leben und die Beziehung. Aber- daran habe ich in diesen besonderen Zeiten keine Zweifel – die Maske ist nötig, um andere und mich vor einer Infektion zu schützen. Sie ist nicht mehr Verkleidung, die ich nach eigenem Gefühl auf- oder absetzen kann. Sie ist Alltagsgegenstand. Ich muss lernen, mit und hinter der Maske zu leben.
Vor allem aber erlebe ich in der Praxis, dass vielen Menschen das Atmen unter der Maske immer schwerer fällt. Die Maske erhöht den Widerstand in der Einatmung und dadurch entsteht auf dem gesamten Luftweg bis zur Lunge ein stärkerer Sog. Dieser Sog zieht aber zugleich die Lunge ein Stück zusammen und verkrampft sie. Denn unsere Luftwege sind ja nicht aus starrem Material, sondern sie werden an vielen Stellen durch Muskeln weit gehalten. Diese Muskeln werden, wenn die Atmung einen Widerstand durch eine Maske bekommt, deutlich stärker angespannt. Ich merke, wie mit der Maske auch meine Atmung fester wird, ich nach dem Absetzten der Masken meine Lunge mit entspannten Atemzügen wieder locker bekommen muss.
Atmen ohne Anstrengung
Was kann hinter der Maske helfen? Zwei Aspekte erläutere ich meinen Patienten dabei immer wieder: Je enger die Maske sitzt, je dichter das Material, desto besser ist die Schutzwirkung vor Viren, gleichzeitig ist dann aber die Atmung am stärksten eingeschränkt. Wichtig ist es also, für die jeweilige Situation die richtige Maske zu haben. Wo brauche ich mehr Schutz – und wo brauche ich eher Sauerstoff. Etwas Zweites scheint mir noch wichtiger: Wenn der Luftstrom an irgendeiner Stelle eingeschränkt ist, hat der Körper verschiedene Möglichkeiten, das auszugleichen: Er kann die Kraft erhöhen, also mit hoher Energie die Luft durch die Maske ziehen. Dabei werden vor allem die Muskeln fest und ermüden. Oder er kann weniger Luft einatmen. Dann wird die Sauerstoffversorgung des Körpers langsam immer schwächer, wir denken langsamer und haben weniger Kraft. Wenn ich versuchen will, die gleiche Luftmenge ohne eine Erhöhung der Muskelkraft einzuatmen, dann gelingt das nur, wenn ich langsamer einatme. Wenn ich die Zeit für die Einatmung, die ja üblicherweise bei uns weniger als eine Sekunde dauert, jetzt auf 2-3 Sekunden verlängere.
Der weichen Atmung wieder Raum geben
Wenn Menschen über viele Stunden am Tag eine Maske tragen müssen, dann stellt sich die Atmung meistens auf ein „Maskenmuster“ um. Da lohnt sich besondere Achtsamkeit. Denn wenn dieses Maskenmuster anstrengend ist, dann atmet der Körper auch so angestrengt weiter, wenn ich die Maske längst abgesetzt habe. Dann sind kleinen Atemmeditationen des Alltag: Alleine in die frische Luft zu gehen, die Maske abzusetzen und sehr langsam und entspannt durch die Nase einzuatmen. Dann ebenso weich und langsam die Luft mit einem weichen [f] durch den Mund wieder auszuatmen und dabei den Brustkorb leicht mit den Händen zu beklopfen. Der Atemzug danach ist einfach entspannt – so wie er kommt. Diesen Ablauf von einem bewussten Atemzug und der entspannten Nachatmung wiederhole ich noch zwei Mal.
Häufig denke ich in diesen Tagen an Vers aus dem Pfingsthymnus, der im Deutschen übersetzt ist mit den Worten: Nun hauch uns Gottes Odem ein. Der Atem Gottes, der uns belebt.
Ja, das möchte ich: von Gottes Atem belebt zu sein, auch hinter und durch die Maske.
Und ich freue mich wieder, von Dir zu lesen, wie Du hinter und mit der Maske atmest und lebst.
Lieber Bruder Karl-Leo,
ich danke Ihnen sehr für diesen Beitrag, bei dem ich allein beim Lesen schon spüre wie ich mich entspanne.
Aus gesundheitlichen Gründen fällt mir auch ohne Maske das Atmen hin und wieder schwer. Ihre Worte machen mir Mut, diese Einschränkung nicht noch zusätzlich schwer zu nehmen und immer wieder auch an den belebenden Atem Gottes zu denken.
Herzliche Grüße aus der Nähe von Trier,
Maria Regina
Lieber Karl-Leo,
mir sind die Masken zuwider.
Natürlich weiß ich um die Bedeutung, trage sie, wo es nötig ist, das ist klar.
Aufgrund meines eingeschränkten Gehörs muß ich durch die Maske hören und zwar die der Gesprächspartner. Das ist oft schwierig. So wie Du beschreibst, daß das atmen behindert wird, wird wohl dadurch auch deren Aussprache beeinflußt. Das muß ich dann verstehen. Das ist oft sehr schwierig und bedingt mehrmaliges nachfragen.
Also ist die Maske u.U. doppelt negativ beeindruckend.
Aber wir geben uns alle Mühe und hoffen und beten dafür, daß diese Pandemie bald vorbei ist – so in einem Jahr!
Liebe Grüße, Johannes
Das ist beim Psalmensingen das Schöne: Dass man Zeit zum Luftholen hat.
Man darf nur nicht verpassen, rechtzeitig mit dem ruhigen Einatmen zu beginnen, sonst schließt die Maske fast wie ein Ventil, wenn man zu hastig nach Luft schnappt. 😉
Manchmal hilft mir jetzt in der kälteren Jahreszeit auch die Wärme hinter der Maske als Schutz vor kalter Luft, die meine Bronchien reizt. Das Anwärmen in der Nase reicht da bei schneller und tiefer Atmung bei Anstrengung nicht aus. Dann muss sie aber wirklich sehr lose sitzen, sonst bekomme ich tatsächlich nicht genügend Luft.
Natürlich nervt die Maske vor allem.
Andererseits ist sie auch schon so vertraut, dass ich manchmal sogar vergesse, sie abzunehmen. Wenn das so weitergeht, werde ich mich in ein paar Wochen ohne Maske womöglich nackt im Gesicht fühlen…
Und manchmal schützt sie auch ein bisschen, wenn ich in einer Situation gelangweilt oder ungeduldig bin und das meinem Gegenüber nicht zeigen möchte.
Ich finde das Atmen mit Maske anstrengend und bekomme schnell das Gefühl, bald zu ersticken. Dieser Angst erwehre ich mich, indem ich versuche, mich von den Füßen her nach oben zu entspannen und bewusst ein- und auszuatmen, wie empfohlen langsam. Das geht ganz gut beim Einkaufen / Waren aussuchen und wenn ich in der Warteschlange stehe. Dabei versuche ich, das Warten nicht als vertane Zeit abzuwerten, sondern als Ruhepause. Die bewusste Atmung hilft mir auch, Schmerzen zu lindern, die mich bei längerem Stehen belästigen.
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