Bereits vor vier Wochen habe ich hier über die Fastenzeit geschrieben. Dabei ging es vor allem um das Fasten selbst. In diesem Beitrag soll es um etwas ganz anderes gehen: nämlich über die Freude…
Freue dich, Jerusalem
Der vergangene vierten Fastensonntag bietet Anlass für eine liturgiegeschichtliche Erklärung: Unsere evangelischen Schwestern und Brüder bezeichnen die Sonntage in der Regel mit lateinischen Worten, zum Beispiel: „Esto mihi“, „Iudika“ und „Laetare“. Diese Worte sind die Eingangsworte des lateinischen Eröffnungsgesangs, dem Introitus der Gregorianik.
Und am vierten Fastensonntag lauten diese Worte „Laetare, Ierusalem“ – „Freue dich, Jerusalem“. (Parallel dazu beginnt der Introitus am dritten Advent mit den Wort „Gaudete“ – ebenfalls: „Freue dich“.)
Beide Sonntage liegen ungefähr in der Mitte der Vorbereitungszeit auf das jeweilige Fest Weihnachten beziehungsweise Ostern hin.
Die Freude – auch in der Fastenzeit
Dass man sich in der Adventszeit auf Weihnachten freut, macht Sinn. Die Fastenzeit aber als eine Zeit der Freude zu definieren, ist ein wenig schräg. Und dennoch wird dies in den Orationen dieser Wochen oft thematisiert: die Freude auf Ostern hin.
Der heilige Benedikt sieht das genauso, wenn er das 49. Kapitel seiner Regel, „Die Fastenzeit“ überschrieben, mit dem Satz beendet: „Mit geistlicher Sehnsucht und Freude erwarte er [der Mönch] das heilige Osterfest.“ (RB 49,7)
Mit geistlicher Sehnsucht und Freude erwarte er das heilige Osterfest.“
(RB 49,7)
Freue dich, Jerusalem
Und genau das haben die Kantoren im achten Jahrhundert musikalisch ausgedeutet: Sie haben den Introitus „Laetare, Ierusalem“ mit einem musikalischem Zitat begonnen; denn das Wort „Laetare“ ist exakt auf der Schlusskadenz der Alleluia-Jubilusses der Osternacht vertont.
Die Mönche im Mittelalter kannten diesen Jubilus, der viel älter als die Gregorianik ist, natürlich. Wenn sie dann am vierten Fastensonntag den Introitus anstimmten, waren sie selbstredend gedanklich schon in der Osternacht mit ihren nicht enden wollenden Lesungen und Gesängen. Und da war die Vorfreude da!
Es ist wahr: Die meisten Mönche und Nonnen im Mittelalter hatten nicht die Kraft, ihr ganzes Leben als Fastenzeit zu leben (vgl. RB 49,1), aber sie haben es verstanden, an den Wendepunkten im Kirchenjahr, Leuchtzeichen zu setzen!
Lass Dich vom vergangenen Laetare-Sonntag inspirieren: Wo gibt es für Dich Impulse zur Freude?
Lieber Bruder Nikolaus, danke für diese freudvollen Gedanken. Eine große Freude ist, dass ich in eine neue und schöne Wohnung ziehen werde. Dabei begleitet mich seit einiger Zeit Jesu Zusage „Seht, ich mache alles neu.“ Nicht weit von der City entfernt, blicke ich, wenn ich auf meinem Balkon stehe, auf blühende Bäume, auf Wiesen, Schafe, Gänse und Hühner. Und am Horizont die monumentalen Reste einer antiken römischen Wasserleitung. Eine österliche Freuede ist für mich die Tatsache, dass diese Gegend, wo ich bald wohnen werde, von einer ganz besonderen spirituellen Energie erfüllt ist. Nicht nur, dass dort die Römer ihre Spuren hinterlassen haben und es im Mittelalter zahlreiche Klöster gab. Was mich am meisten berührt, ist die Tatsache, dass dort die Kultstätte der ersten Christen in meiner Heimatstadt war. Das ist für mich symbolisch von Bedeutung, auch weil ich nach Ostern wieder in die katholische Kirche eintreten werde. Ein Grund zur Freude.