Der Tod hat nicht das letzte Wort…
Am Freitag der vierten Fastenwoche waren Bruder David und ich in unserer Abtei, um am Begräbnis von Bruder Silvanus teilzunehmen, der nach langer Krankheit gestorben war. Bruder Karl-Leo hat am gleichen Tag beim Begräbnis eines Mitglieds des Posaunenchors, in dem seit langem aktiv mitwirkt, gespielt. Am fünften Fastensonntag wurde Pater Thomas in der Abtei Dormitio in Jerusalem beerdigt, der seinerzeit sein Noviziat in unserer Abtei verbracht und der zwölf Jahre in Hildesheim gelebt hat. Heute werden wir am frühen Nachmittag am Gedenkgottesdienst eines langjährigen und guten Freundes der Cella in der Marktkirche teilnehmen und diesen mitgestalten. Zwei der lieben Verstorbenen hatten eine lange Krankheitsgeschichte hinter sich – einer starb verhältnismäßig jung und überraschend…
Lazarus, steh auf!
Mitten in dieser „Beerdigungswelle“ hören wir am fünften Fastensonntag das Evangelium von der Auferweckung des Lazarus (Joh 11,1-45): Der Bruder der Schwestern Maria und Marta und Freund Jesu stirbt. Diese Auferweckung des Lazarus ist das letzte und größte der sieben „Zeichen“, die Jesus laut Johannes überliefert. Dieses „Zeichen“ berichtet der Evangelisten vor der bevorstehenden Verhaftung, Verurteilung und Kreuzigung Jesu.
Die entscheidende Aussage der Erzählung ist: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.“ Und Jesus fragt Marta: „Glaubst du das?“ – Ihre Antwort gipfelt in dem Messias-Bekenntnis: „Du bist der Messias, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.“
Der Tod hat nicht das letzte Wort…
Ich habe vor Weihnachten einen Mann begleitet, der im Hospiz auf seinen Tod wartete. Er sagte mir bei unserer ersten Begegnung: „ Ich freue mich darauf, wieder mit meiner Frau zusammen zu sein…“ Bei Herrn J. hatte nicht der Tod das letzte Wort, sondern das Leben! Denn darum geht es: trotz allem Verlust und aller Trauer glauben und wissen wir als Christen, dass mit dem irdischen Tod nicht alles aus ist. Vielmehr vertrauen wir darauf, dass ein neues, für uns auf Erde unvorstellbares Leben weitergeht.
Ich gebe zu, dass das meine Vorstellungswelt sprengt: Ich kann das nicht wissen und kann mir kein Bild davon machen, wie das sein wird. Aber ich kann mir die Worte Hiobs aneignen: „Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen; gelobt sei der Name des Herrn.“ (Hi 1,21 u.ö.)
Ich kenne keine Antwort auf die Frage, warum Gott dieses und jenes zulässt, aber ich vertraue darauf, dass der Tod nicht das letzte Wort hat!
Bruder Nikolaus
Es gibt von Daniel L. Burgess ein Lied „Ich bin bei Dir“, wovon ich ein paar Text-Zeilen als Kommentar wiedergeben möchte:
ICH bin bei Dir…..
ICH bin bei Dir, wenn die Sorge Dich niederdrückt,
wenn Dein Leben Dir so sinnlos scheint, dann bin ICH da.
ICH bin bei Dir, auch wenn Du es nicht glauben kannst,
auch, wenn Du es nicht fühlen kannst, dann bin ICH da.
Und ICH habe alles in der Hand,
kenne Dein Leben ganz genau,
ICH weiß um alles,
was Du Tag für Tag brauchst
und welche Wünsche Du hast.
Habe keine Angst, ICH liebe Dich.
Du kannst meinem Wort vertrauen und Du wirst sehen,
wie ICH Dich Schritt für Schritt führe …
O welch ein Tag,
wenn wir uns einmal gegenüberstehen
und Du erkennst,
dass Dein Lebensweg ein Weg zu mir war.
Dann wirst Du staunen und verstehen,
alles hatte seinen Sinn und Du wirst sehen:
ICH hatte alles in der Hand!
(Das Lied habe ich im Auferstehungsamt für einen auf tragische Weise verunglückten Schüler gehört und spürte dadurch irgendwie eine Art von Antwort auf viele meiner Fragen …)