Beständig ist mir der Herr vor Augen
Als ich Ende der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nachmachte, besuchte ich zum ersten Mal mein jetziges Heimatkloster, die Abtei Königsmünster in Meschede. Ich erinnere mich noch gut an diesen ersten Gastaufenthalt vor nunmehr fast vierzig Jahren: Unter anderem war ich von der faszinierenden Architektur der Abteikirche beeindruckt. Mehr noch aber fesselte mich damals das gesungene Stundengebet der Mönchsgemeinschaft.
Zwar hatte ich mich schon mit den Psalmen beschäftigt, aber ein ganz besonderer Psalmvers, der als Antwortgesang auf die Kurzlesung in einem Mittagsgebet gesungen wurde, ging mir dabei unter die Haut: Beständig ist mir der Herr vor Augen; er steht mir zur Rechten, nie werde ich wanken.“ (Ps 16,8)
„Das ist es!“, dachte ich damals. Die Vorstellung, in der ständigen Gegenwart Gottes zu leben, empfand ich als erstrebenswertes Ziel. Inzwischen, 33 Jahre nach meinem Klostereintritt, weiß ich, dass dies ein Ziel ist, auf das ich mein Leben lang zugehen werde…
Ein Leben der Gottsuche
Der heilige Benedikt schreibt in seiner Regel, dass das Kloster „eine Schule für den Dienst des Herrn“ ist (RB Prol 45) – ein Leben lang, möchte ich heute ergänzen.
Nur wenigen Menschen ist es gegeben, in der „personalen Bundesgemeinschaft mit Jahwe“, zu leben, wie es der Freiburger Alttestamentler Alfons Deissler einmal genannt hat. Ich erfahre oft genug die Zerrissenheit und Dissonanz in mir, die mich von Gott trennt.
Und dennoch stellt mir dieser Psalmvers immer wieder das Ideal vor Augen. Und gerade in Zeiten der Verzagtheit und Niedergeschlagenheit baut mich dieser Vers wieder auf – erst recht, wenn er mit dem nachfolgenden Vers verknüpft erklingt: „Darum freut sich mein Herz, meine Seele ist fröhlich.“
Gottsuche als Ritual
Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht, am Abend, bevor ich ins Bett gehe, den Tag Revue passieren zu lassen und mich zu fragen, wo und wann mir heute Gott begegnet ist. Manches Mal habe ich ihn in der Natur erfahren, wenn etwa in unserem kleinen Innenhof an einer Pflanze auf einmal ein neuer Trieb oder eine kleine Knospe auftaucht. Ein anderes Mal begegnet mir Gott in den Menschen, die zum Gespräch kommen. – Und er begegnet mir selbstverständlich im Sakrament des Wortes und im Sakrament der Eucharistie, wenn wir Gottesdienst feiern.
Gottsuche als lebenslange Aufgabe
Gott als Quelle meines Lebens zu suchen, aus der heraus ich leben kann, bleibt eine lebenslange Aufgabe, die sich lohnt; denn gerade die Gottesbegegnungen im Alltag erfüllen mich mit großer Freude und Zufriedenheit.
Das ist auch mein Ideal, in der ständigen Präsenz GOTTES leben zu können. Die Realität: Eine lebenslange GOTTES-Annäherung mit allem Zweifel und auch dem Erleben von Getrennt-Sein. Der Text hat mich ganz seltsam berührt. GOTT in allen Dingen zu suchen und zu finden. Manchmal gelingt´s. Dann bin ich dankbar. Dann „freut sich mein Herz, meine Seele ist fröhlich.“
Danke für Deine Rückmeldung, Mirijam! Und wie Du schreibst: „Manchmal gelingt’s.“ Darum geht’s doch!
Lieben Gruß sendet Nikolaus
Danke auch für Deine Antwort, Bruder Nikolaus!. Heute Morgen war gerade ein Zustand von Getrenntsein. Das fühlte sich sooo unangenehm an. GOTT sei Dank knnte ich beten, aufstehen und mir eine Kopfschmerztablette holen. Dann wurde es langsam besser. Und ich konnte mich daran erinnern, dass ich in GOTTES guten Händen bin.
Liebe Grüße von
Mirijam