Auf ein Neues!
Oder: alle Jahre wieder. Zum sechsunddreißigsten Mal – seit ich im Kloster bin – habe ich in der vergangenen Woche die Bändchen in meinen liturgischen Büchern von hinten nach vorne gelegt; denn mit dem Ersten Advent hat ja wieder einmal ein neue Kirchenjahr begonnen.
Dabei kündigt sich die Advents- und nahende Weihnachtszeit schon seit Wochen an: die Gänge in den Supermärkten sind enger als sonst, weil viele zusätzliche Regalelemente ausgestellt sind, die Gebäck, Printen, Christstollen und Adventskalender enthalten. Und die Weihnachtsmärkte haben auch schon geöffnet…
Was feiern wir eigentlich im Advent?
Liturgie-theologisch ist der Advent eine Vorbereitungszeit in doppelter Hinsicht: Vom ersten Adventssonntag bis zum 16. Dezember hören wir in der Liturgie endzeitliche Texte, zum Beispiel von alttestamentlichen Propheten und Texte über Johannes den Täufer mit seinen Mahnungen zur Umkehr und Buße. Vom 17. bis 24. Dezember wird dagegen der Blick auf die Verheißung der Geburt Christi gelenkt und auf Maria und Josef.
Die Vermischung der beiden Bedeutungen der „Ankunft Christi“ erklärt sich aus unterschiedlichen Traditionen im Lauf der Jahrhunderte: So gab es Regionen, in denen die Adventszeit in Erwartung des endzeitlichen Gerichts eine Zeit der Buße und des Fastens war. Sie dauerte wie die Fastenzeit vor Ostern auch länger und begann am Tag nach dem 11. November. (Dieser noch immer karnevalistisch geprägte Tag ist wie der Rosenmontag vor Aschermittwoch ein Nachweis dieser Tradition.)
In anderen Teilen der Weltkirche betonte man dagegen eher die Ankunft Christi bei den Menschen und prägte den Advent marianisch. Nach dem Zusammenfließen der beiden Traditionen beginnt heute die Adventszeit am viertletzten Sonntag vor dem 25. Dezember.
Die Liturgie verzichtet aber bewusst auf das Gloria, damit es als Gesang der Engel in der Heiligen Nacht neu erstrahlen kann. Die liturgische Farbe Violett wirkt zurückhaltend und gedämpft. Auch die Kirchenräume sind eher spärlich geschmückt. Das näher rückende Weihnachtsfest wird durch das wachsende Licht des Adventskranzes oder Gottesdienste bei Kerzenschein symbolisiert.
Advent: Eine Zeit der Erwartung
Auf jeden Fall ist diese Zeit vor Weihnachten eine Zeit der Erwartung. Gerade wer kleine Kinder beobachtet, wie sie mit großen Augen vor den Schaufenstern stehen oder auf ihre Teller mit Süßigkeiten und Obst schauen, bekommt eine Ahnung davon, was es heißt, voller Erwartung zu sein.
Menschen des Advents
In den vergangenen zweitausend Jahren hat es unzählige Menschen gegeben, die Menschen des Advents waren, weil sie in großer Erwartung auf die Zukunft schauten. Hinter jedem Türchen unseres Adventskalenders stellen wir Brüder bis zum 24. Dezember je einen besonderen Menschen des Advents vor – und machen dabei die eine oder andere überraschende Entdeckung.
Erzähl doch davon, ob Du auch ein Mensch des Advents, ein Mensch der Erwartung bist, und lass uns so an Deinen Erwartungen Anteil haben!
Vielen Menschen ist in der Tat nicht bewusst, dass die Adventszeit eine Fastenzeit war.
Der traditionelle Heringssalat, der in vielen Familien Heiligabend aufgetischt wird, ist noch eine kulinarische Erinnerung daran.