03/03/2020

Seit fünf Wochen leben nun mit Bruder Cyprian und Bruder Victor zwei Brüder aus Tansania in der Cella und lernen fleißig Deutsch. Und ich lerne kräftig mit. Zum einen kann ich mein Englisch wieder aufpolieren, wenn es darum geht, manche Dinge und Absprachen zu treffen, die auf Deutsch noch nicht funktionieren. Aber ich lerne auch viel über meine eigene Muttersprache: Dinge, die mir erst auffallen, wenn ich sie erklären soll – und dann irgendwie gar nicht richtig erklären kann.

Passt schon! ist eine solche Wortverbindung, bei der man fast verzweifeln kann, wenn man einem nicht Muttersprachler den Sinn dieser Worte nahe bringen will. Bedeutungen wie: Habe ich doch gerne gemacht, bitte schön, kein Problem, nicht der Rede wert, aber auch: Lass mal gut sein, habe ich keine Lust mehr, darüber zu reden, mach da nicht so einen Aufstand draus, kann dieser Satz je nach Kontext bedeuten.

Wenn die Chemie stimmt

Noch vor gar nicht langer Zeit wurde die Aussage: „Das passt schon“eher für frisch Verliebte gebraucht, und zwar meistens von den Außenstehenden, die beobachtet hatten, dass da zwei Menschen gut zusammenpassen oder, wie wir dann zu sagen pflegen, bei zwei Menschen die Chemie stimmt. Aber: Was passt da, wenn es zwischen zwei Menschen passt – wenn zwischen zwei Menschen die Chemie stimmt? Und das erleben wir ja nicht nur auf der Ebene von Verliebtsein. Manchmal erleben wir die Zusammenarbeit mit Kollegen oder mit Freunden so, dass etwas wirklich passt und stimmt.

Hormone steuern Lust, Anziehung und Verbundenheit

Die Hirnforschung der letzten Jahrzehnte hatte nachgewiesen, wie richtig der Satz von der „stimmenden Chemie“ ist. Das Miteinander von uns Menschen, also alle Aspekte von Liebe und Zusammenhalt lassen sich auch mit hormonellen Reaktionen beschreiben.

Da ist zum einen die Lust oder das Verlangen nach sexueller Vereinigung, das insbesondere durch die Hormone Testosteron beim Mann und Östrogen bei der Frau gebunden ist.

Da ist zum zweiten die Anziehung, also die selektive Aufmerksamkeit für einem bevorzugten Menschen, die an einen höheren Dopaminspiegel und ein niedrigeren Serotoninspiegel gebunden ist.

Und da ist zum dritten die Verbundenheit, das Gefühl von Ruhesicherheit und gefühlsmäßig im Einssein, das vor allen Dingen auf den Hormonen Oxytocin und Vasopressin beruht.

Da, wo es „passt“, da, „wo die Chemie stimmt“, reagieren bei Menschen diese Hormone miteinander. Als alles nur Chemie? Können wir den Valentinstag nun abhaken, weil wir doch nur getriebene unsere Hormone sind? Zum Glück ist es nicht so. Die drei Gefühlssysteme sind im Lauf der Evolution zunehmend unabhängig voneinander geworden. Jedes der Gefühlssysteme lässt sich nicht nur, aber auch durch gute Gedanken anregen. Natürlich auch durch manche anderen Dinge, zu denen ich hier nicht einladen möchte.

Gedanken stärken auch die Hormone

Bleiben wir für jetzt bei den guten Gedanken an die Lust, die Anziehung und die Verbundenheit. Vom heiligen Valentin wird in der Legende erzählt, dass er Liebespaare gesegnet hat. Er hat mit guten Gedanken, mit guten Segensworten diese drei Aspekte der Liebe gestärkt, damit es passt fürs Leben.

Und nicht immer muss es sofort um Heiraten und Partnerschaft im engen Sinne gehen, im Miteinander gibt es viele Dinge, die durch die guten Gedanken einfach noch ein bisschen besser passen: auf der Arbeit, in der Schule, mit Freunden – aber durchaus auch in der Familie mit Eltern, Kindern oder Geschwistern. Und so lade ich Dich ein, besonders an die Dinge zu denken, für die ganz besonders gilt:  Das passt, da stimmt die Chemie.

Bruder Karl-Leo


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