Atempause

 

Mach mal Atempause

In den Tagen vor Weihnachten sehne ich mich manchmal nach einer Pause. Auch in unserem Kloster, oder zu mindestens bei mir, sind diese Tage gefüllt mit manchen zusätzlichen Terminen und Aufgaben, die ich bis Weihnachten geschafft haben will. In der wenigen Freizeit, die bleibt, dann wirklich zur Ruhe zu kommen, ist gar nicht so leicht. Und vielleicht kennt ihr das Gefühl, wenn man zwar manchmal eine kurze Pause hat, aber irgendwie nach der Pause gar nicht erholt und wieder neu zu Kräften gekommen ist.

Was gibt uns neue Kraft?

In Belastung und Stress beschleunigt sich unser Puls, oft beschleunigt sich auch die Atmung. Wenn wir große körperliche Leistungen erbringen wollen, atmen wir sehr schnell ein und aus, um den Muskeln ausreichend Sauerstoff zuzuführen. In der Ruhe, also beispielsweise in der Nacht, wenn wir schlafen, atmen wir sehr viel langsamer ein und aus. Und nach der Ausatmung nimmt sich der Körper eine kleine Zeit der Pause. Eine oder zwei Sekunden, in der Nacht manchmal sogar mehrere Sekunden lang, bis die nächste Einatmung folgt. Auch die Atmung macht Pause. Aber nicht nur bei körperlicher Belastung reagiert unsere Atmung so. Auch bei geistigem Stress und emotionaler Belastung wechselt der Körper häufig aus dem drei-teiligen Modus von Einatmung – Ausatmung- Pause in einen zwei-teiligen Modus, der nur noch zwischen Einatmung und Ausatmung abwechselt.  In diesem zwei-teiligen Modus kann der Körper sich nicht erholen und keine neuen Kräfte gewinnen.

Erholung beginnt mit der Atmung

Neue Kräfte sammeln kann der Körper nur, wenn die Atmung in einen drei-teiligen Modus zurückkehrt, wenn also auch die Atmung wieder eine Pause machen kann. Manchmal kommen Menschen zu mir in die Praxis, weil sie sehr stark schnarchen und deshalb morgens „wie gerädert“ aufstehen. Analysiert man dann die Schnarch-Geräusche, erkennt man oft, dass der Körper durch das Schnarchen so in Stress gerät, dass auch in der Nacht die Atmung keine Pause machen kann.

Aber wie bekomme ich wieder eine Pause in meine Atmung? Oft ist der erste Schritt, den Körper wieder etwas lockerer zu machen. Ein bisschen Dehnen und Strecken, dann etwas Kreisen mit dem Becken (oder auf dem Stuhl das Becken mehrfach aus dem Rundrücken ins Hohlkreuz und wieder zurück rollen) können da schon helfen.

Sich die Einatmung schenken lassen

Dann beobachte einfach deine  Atmung. Wenn du ausgeatmet hast, kannst du still am Ende der Ausatmung einfach das Wort „Pause“ lauten. Anschließend spürst du, wie der Körper von selbst wieder Luft einatmen möchte. Dieses Wort kannst du immer langsamer und gedehnter sprechen oder andere Worte hinzufügen:  „und eine Pause“ oder „und jetzt eine kleine Pause“. In die Pause hinein spürst du einen Impuls des Stammhirns, wieder einzuatmen: Lass dir die Einatmung schenken. Nicht nach der Luft schnappen, sondern nur die Luft nehmen, die nach dem Impuls des Stammhirns in die Lungen hineinfließt.  Möglicherweise spürst du schon nach wenigen Atemzügen, wie der Körper freudig in diesen drei-teiligen Rhythmus zurückkehrt, die Pause immer länger wird und du nach einiger Zeit auch neue Kraft für die anstehenden Aufgaben bekommst.

Ich wünsche dir in diesen Tagen vor Weihnachten viele kraftschenkende  Atempausen und freue mich wieder über Rückmeldungen und deine Erfahrungen.

Bruder Karl-Leo


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Kommentare

  • Lieber Karl-Leo! DANKE!! Der Rat ist GOLD wert (d. h. er tut gut); ich habe ihn sofort ausprobiert – ein gutes Mittel zum Entschleunigen, selbst in turbulenter Zeit!!

  • Ja, wer kennt das Gefühl nicht, unerholt aus einer Pause zu kommen?
    Ist das nun ein Trost, dass es einem anscheinend sogar im Kloster auch so gehen kann, dass einem die rechtzeitigen kleinen Pausen zwischendurch fehlen? Ich finde schon!

    Es gibt da wohl kein Wunderrezept, man kann nur immer wieder ein bisschen drauf achten, dass die Reserven möglichst nicht bis zum Ende aufgebraucht werden.
    Und manchmal ist trotzdem so. Weil man nicht genügend auf sich geachtet hat oder weil die Umstände einfach gerade so sind. Das gehört vielleicht in gewissem Maß einfach zum Leben dazu.

    Und dann kann ich mich trotzdem wieder an die kleinen Atempäuschen zwischendurch erinnern. Die geplanten und die ungeplanten. Und habe kurz das Bild in der grünen Wiese vom ersten Beitrag vor Augen und im Gefühl haben.
    Auf- und ausseufz. Hmmm.
    🙂

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