Lebst Du wie ein Mönch?
Sind Mönche nur noch etwas fürs Museum? Werden irgendwann alle Klöster in Deutschland ausgestorben sein und nur noch als Inhalte von Geschichtsseminaren an Universitäten oder für Kulturreisen für Oberstudienräte dienen müssen? Manchmal kann man das meinen – und nicht selten befürchten. Wenn man selber Mönch ist und in einem Kloster lebt, dann spürt man sehr deutlich, wie ein Kloster nach dem anderen schließt, wie Gemeinschaften und Ordensprovinzen zusammengelegt werden und ganze Konvente in Altersheime umziehen.
Um so stärker werden Professen und Noviziatsaufnahmen in der Presse erwähnt und gefeiert.
Aber machen wir uns nichts vor, das klösterliche Leben und die klösterliche Kultur, wie wir sie kennen, wird es nur noch an wenigen Orten in Deutschland geben – quasi wie in einem Reservat.
Doch eins glaube ich nicht, dass das mönchische Leben damit verschwinden wird. Es wird vielleicht nicht mehr kirchlich gebunden sein und ob es sich immer auf christliche Wurzeln berufen wird, sei noch dahingestellt.
Ganz im Gegenteil, ich glaube, dass das mönchische Leben gerade eine echte Alternative und eine Möglichkeit für viele sein kann.
Und deshalb möchte ich Dir ein paar wesentliche Aspekte eines solchen neuen Mönchtums vorstellen – vielleicht ist das ja auch eine Möglichkeit für Dich?
Wir haben unsere Seite vor Monaten zu einem Blog gemacht, um möglichst vielen von dieser Form des Mönchseins mitzugeben. Ein Mönchsein, dass für Männer und Frauen zugleich, für Glaubende und Zweifelnde ebenso, für alle Suchenden eine Möglichkeit und eine Form sein kann. Ein solches Mönchsein ist unabhängig davon, ob ich verheiratet bin oder getrennt lebe, geschieden bin oder gerade frisch verliebt.
Dem Leben eine Richtung und Orientierung zu geben, eine Form, eine Prägung, darum geht es.
1. Den Tag gestalten
In Amerika gibt es den Begriff des “Urban Monk”, des Stadtmönchs, der nicht in einer Klausur lebt, sondern mitten in einer Familie als Mutter oder Vater oder auch allein als Single. Es gibt einiges, was zu diesem neuen Mönchtum dazu gehört und ich will es an dieser Stelle nochmals sagen: wenn ich vom Mönch spreche meine ich nicht, dass es hier nur um Männer geht, immer sind beide oder alle Geschlechter gemeint. Ich glaube, dass auch zu einem zukünftigen mönchischen Leben ein Rahmen oder eine Form des Alltags gehört, Zeiten, die reserviert sind. Nicht die Beliebigkeit, sondern die Klarheit des Alltags wird auch für den Urban Monk wichtig sein. Weder im Buddhismus noch im Christentum leben Mönche oder Nonnen in den Tag hinein, sondern halten sich an Tagesabläufe. Und das tun sie nicht nur, weil es so abgesprochen ist, sondern weil die äußere Struktur die innere beeinflusst. Wenn ich bspw. immer zu gleichen Zeit meditiere, dann fällt es der Seele leichter, sich darauf einzustellen und sich für die Meditation zu öffnen.
2. Zeit für Kontemplation
Für alle Mönche ist es wichtig, dass sie Zeiten der intensiven Gotteserfahrung und der inneren Sammlung haben. Gerade für Urban Monks wird es wichtig sein, im Trubel der Stadt und der Arbeit eine Zeit zu haben, sich um die eigene Seele und um Gott zu kümmern. Vermutlich wird das weniger das Stundengebet in seiner bisherigen Form sein, kann es aber natürlich auch. Aber Zeiten der Meditation oder Kontemplation werden wichtig sein. Es kann auch Tai Chi sein oder gar das Joggen, wenn es nicht nur die körperliche Fitness zum Ziel hat.
3. Minimalistischer Lebenstil
Minimalismus ist total in – es gibt zahlreiche Blogs dazu. Es geht dabei darum, durch weniger materielle Dinge intensiver zu leben. Das gehört ganz gewiss auch wesentlich zum mönchischen Leben dazu. Der Urban Monk wird nicht in Armut leben, vermutlich nicht, aber er wird darauf achten, mit weniger zufrieden zu sein. Der Mönch konzentriert sein Leben auf geistige Güter und nicht auf materielle.
4. Lesen, lesen, lesen
Die Seele braucht Futter, und das besteht nicht nur aus Meditation und Gebet, sondern auch aus einer geistigen Auseinandersetzung. Das Lesen gehört fundamental zur benediktinischen Tradition dazu. Auch für das mönchische Leben außerhalb von Klostermauern wird das Lesen guter Bücher wichtig sein. Dazu zählen gute Literatur, geistliche Bücher aller Traditionen und die Schriften der Mystiker dieser Welt.
5. Beten für die Stadt
Der Mönch in der Stadt ist auf Gott bezogen, was immer er darunter versteht. Und dazu gehört das Beten. Diese Form, sich mit Gott zu verbinden, ist nochmals von der Meditation zu unterscheiden, bei der ja nicht bewusst eine Nähe zu Gott aufgebaut wird, sondern in der man sich dem Prozess der Stille stellt. Beim Beten jedoch sucht man die Nähe zu Gott, spürt die Zuwendung Gottes und betet.
6. Treue zur Stadt
Der benediktinische Mönch lebt die Stabilitas, das ist die Treue zur konkreten Gemeinschaft. Man verspricht als Benediktiner, treu in der Gemeinschaft zu bleiben – in guten wie in schweren Zeiten. Ähnliches kann auch für den Urban Monk gelten, in Bezug auf die Stadt in der er oder sie lebt. Das ist die Treue zur eigenen Stadt. Es braucht kein spirituelles Umfeld, sondern eine Treue zur Realität der Stadt. Und diese Realität kann in Berlin-Marzahn genauso sein wie in Hamburg-Eimsbüttel, in der Innenstadt wie am Stadtrand, im Chemnitz wie in Passau.
7. Alleinsein üben
Zum mönchischen Lebensstil gehört die Kunst, allein sein zu können und der Wille, das Alleinsein immer wieder zu suchen. Dieser Aspekt gehört gewiss zu den Basics. Immerhin kommt das Wort Mönch von dem griechischen Wort für Alleinsein, einzeln sein. Dieses Alleinsein kann man mitten in der Stadt üben. Abends oder frühmorgens durch die Straßen gehend, aber auch mitten im Trubel ist das Alleinsein oft zum greifen nahe. Es ist auch ein Akt der Solidarität mit den vielen, die unfreiwillig alleine sind und darunter leiden.
8. Sich entscheiden
Wer mönchisch leben möchte, braucht eine Entscheidung. Es ist nichts, was man mal für eine Woche tut, sondern etwas, was man lebt. Es wird auch nur dann wirklich Früchte tragen, wenn Du es eine Zeit lang gelebt hast. Man muss sich entscheiden und damit andere Lebensformen und Lebensstile ausschließen. Das heißt nicht, dass ein Mensch, der mönchisch leben möchte, nicht auf einer Party zu finden ist, aber er wird anders auf dieser Party sein und vielleicht früher gehen als andere und vielleicht sich immer wieder herausziehen, um das Erleben zu spüren.
9. Auszeiten suchen
Passend zum Alleinsein braucht der Mensch, der mönchisch leben möchte, Auszeiten, Tage, Wochen, wo er sich zurückzieht und eine lange Zeit meditiert, betet und sich von einem Gegenüber Impulse holt. Dazu können auch Selbsterfahrungseminare gehören, eine Woche der Stille oder eine Woche kreatives Training. Alles, was das menschliche Potential zu entwickeln hilft, alles, was den Menschen zu sich führt, alles, was sich auf Gott bezieht und zu dem Menschen passt, ist geeignet.
10. Solidarität leben
Der Mönch in der Stadt wird Solidarität leben, wird gerne geben, ohne sich etwas vorzumachen. Er wird sich ehrenamtlich engagieren, oder einfach versuchen, gerade zu den Randständigen freundlich zu sein. Dabei wird das Engagement nicht nur bei den Menschen Halt machen – manche werden sich vielleicht gar nicht explizit um Menschen kümmern. Tiere und Natur, aber auch Kultur brauchen Menschen mit einer Geisteshaltung und mit Liebe zur Arbeit. Auch hier kann Solidarität gelebt werden.
Um es auf den Punkt zu bringen: mönchisch zu leben ist vor allem nicht irgendein Tun, es ist eine Haltung. Und wenn nicht die rechte Haltung vorhanden ist, dann nützen auch die oben erwähnten Aspekte nichts.
Und die Haltung möchte ich so beschreiben:
offen zu sein, für das was sich zeigt
offen zu sein für die Gegenwart des Göttlichen
sich führen zu lassen
und an der Präsenz Gottes in jedem Schweinestall glauben.
Nun? Ist das mönchische Leben auch etwas für Dich?
Lieber David,
wieder einmal herzlichen Dank für einen Artikel, der ein so zentrales Thema geistlichen Lebens klar auf den Punkt bringt.
Ja, es ist quantitativ nicht mehr viel übrig von der monastischen Tradition des Abendlandes. Und doch ist sie lebendig wie eh und je. Egal ob im gregorianischen Stundengebet in der Abtei Münsterschwarzach oder bei Euch in der Cella in Hannover. Der Fluss dieser uralten Tradition fließt weiter und wird sicherlich nicht versiegen. Aber er wird sich weiter wandeln, das beschreibst Du sehr schön. Ich selber bin vielleicht gerade erst nach meinem Austritt aus dem Kloster vor 15 Jahren hier mitten in Berlin zum Mönch geworden. Und ich weiß, wie wichtig diese geistlichen Strukturen im Alltag der großen Stadt für meinen inneren WEG mit Gott sind, die Du so gut aufgezählt hast.
Und ich weiß auch, wie sehr man sich auf solch einem Weg für die Erfahrungen anderer Religionen öffnen kann, ohne die lebendige Mitte im auferstandenn Christus zu verlieren. Ob ZEN-Meditation oder Yoga mit anderen, oder Stille und Gebet allein im eigenen Refugio zuhause, alles formt uns als Menschen IHM entgegen.
Und doch hoffe ich auch bei all dieser Offenheit für das neue Mönchtum unserer Zeit, dass das traditionelle Chorgebet der Benediktiner nie verhallen möge im alten Europa.
So grüße ich Euch herzlich von Cella zu Cella mit
pace e bene
michael
🙂
Hallo Michael, schön wieder von Dir zu hören. Ich kann mir vorstellen, dass das Thema sehr gut zu Dir passt! 😉 Gruß, David
Hallo David,
ja, dies ist meine gewählte Lebensform und sie macht mich sehr froh!
Allerdings kommt es vor, dass man diese benennen muss und ich möchte mich nicht als Mönch bezeichnen. Scherzhaft nenne ich mich manchmal „nonne undercover“ und ernsthafter „Weltschwester“. Mir ist es lieber, als Frau auch eine weibliche Bezeichnung meiner Lebensform zu nennen.
Vielleicht können wir ja mal überlegen wie der weibliche Name lauten könnte.
Lieben Gruß!
Evelyn
Hallo Evelyn, ja, das wäre ein gutes Unterfangen einen namen zu finden für diejenigen, die monastisch Leben außerhalb von Klostermauern. Ein solchen Begriff suche ich auch! Gruß, David
Der weibliche Name dazu ist (weltliche) Nonne. 😉 In der katholischen Kirche wärst Du eine „Gottgeweihte.“
Ich lebe wie der Mönch .5:00 stehe ich auf Laudes Kaffee Obst.um 7:00 Morgens ist Hl. Messe auf den Maria-Hilfberg 40 Min zu Fuss. Tee und ein Brot zum Frühstück. Muss dann im Dienst sein !9:00 gehe dan n noch in die ewige Anbetung. veper vor den Schlafen Komplet. Ich bin im Dienst der Einsame. Wer glaubt ist nie Allein.
Ich bin Benediktineroblate. Hatte versucht eine Frau zufinden ,meine Erfahrung war sehr negativ.wochenende bin ich zu unserem Oblatenwochenende. 350 km wohne im Kloster, da lebe ich wie ein Mönch, Willi
Lieber Bruder David,
die – seit einiger Zeit – neu gestaltete homepage der „Cella St. Benedikt“ und Deine Impulse mit Gedanken zum Leben als Stadtmensch mit konkreten Bezügen zum monastischen Leben inspirieren mich. Deine Gedanken treffen den Alltag und die Lebenswirklichkeit. Keine theologische Grundsatzdiskussion, sondern Rezepte, die ausprobiert werden können, um Heilung zu erlangen.
Nach Grunderfahrungen der benediktinischen Lebensform habe ich mich auf das Leben in der Metropole Köln eingelassen. Anfang ziellos und etwas unbewusst. Später erwachten meine eher traditionellen Werte wieder in mir. Jetzt stellt die Frage: „Was ist verbindlich, in meinem Leben, in meinen Werten, in meinen menschlichen Bezügen?“
In all den Jahren meines Werdens reiften viele Fragmente in mir, die sich immer wieder mit der Frage beschäftigten: „Wie können Menschen in einer Großstadt, insbesondere Menschen, die alleine und in nicht traditionellen Beziehungen leben, Wege zueinander finden?“
Ungebunden, flexibel, unternehmenslustig. Dieses beneidenswert positive Image haftet bevorzugt jungen Singles an, so meldet es die Kölnische Rundschau in einem Zitat. Danach wird die Anzahl der Singlehaushalte in Köln – unabhängig vom Alter – mit 50,3 Prozent angegeben. Ungebunden, flexibel, unternehmenslustig, leben im Moment, leben ohne Verbindung. Das geht auf Dauer nicht gut; denn das Leben wandelt sich.
Vor vielen Jahren erzählte mir jemand in der Kölner Kneipenscene von einer großen menschlichen Enttäuschung. Er war jedes Wochenende unterwegs mit – wie er dachte – Freunden, ging mit ihnen ein Kölsch trinken, lud sie zu seinen persönlichen Feiern ein, und dachte, er habe die Freunde fürs Leben gefunden. Als er dann nach einer ambulanten OP jemanden von diesen Freunden brauchte, der ihn nach Hause bringen und für die ersten 24 Stunden betreuen sollte, war niemand für ihn da. Er war alleine.
Ich war damals schockiert und habe so eine Situation für mich ausgeschlossen.
Jetzt stehe ich vor einer ähnlichen Situation und stelle fest, dass es die ganz alten Beziehungen sind, die tragen. Und die sind nicht in der Großstadt sondern eher auf dem Land gewachsen.
Aus diesen Erfahrungen heraus, versuche ich Gedanken über eine Lebensform zu entwickeln, die eine Balance zwischen einem Stückchen eigener Individualität verbunden mit Verantwortung und Verbindung gegenüber anderen Menschen verwirklichen.
Diese Verbindungen brauchen ein Fundament. Bausteine für dieses Fundament finde ich in dem, was Du schreibst, lieber Bruder David.
Die Wüsten- und Mönchsväter lehren uns die Weisheit, die Mönche versuchen sie in Konventen zu leben. Wie kann es gelingen, daraus einen gemeinsamen neuen Weg – außerhalb eines Klosters – zu entwickeln, für Menschen, die das versuchen wollen?
Und wo sind die Menschen, die bereit sind, dieses Experiment zu wagen?
Menschen in der Großstadt Köln zusammenzuführen, die sich auf ein verbindliches miteinander und füreinander nach christlichem Menschenbild einlassen wollen, das nicht nur die Liturgie sondern auch die Verantwortung für das Alltagsleben umfasst, das ist eine Aufgabe, die vielleicht hier und heute beginnt.
Ich freue mich auf einen geistreichen Dialog.
A n d r é a s
Lieber Andreas, vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich freue mich sehr, dass mein Artikel so viel ausgelöst hat. Deine Fragen und Ideen teile ich – gerade weil ich vom Kloster her denke. Zwar sind wir in der glücklichen Lage noch Nachwuchs zu haben, aber das Ordensleben selbst wird es in wenigen Jahren in Deutschland kaum, noch geben. Erst, wenn wir die positiven Aspekte verstehen und uns aufgefordert wissen uns zu wandeln und das Ordensleben zu wandeln, kann Neues und Fruchtbares entstehen. Viele Menschen in den Städten leben längst eine Form des Mönchtums – das, was sie leben auch spirituell zu verstehen und zu gestalten halte ich für ein wichtiges Thema der Zukunft.Eine solche Form braucht die persönliche Verbindlichkeit – weniger die kirchenrechtliche und die gleichzeitige Freiheit – es braucht die Versöhnung zwischen antikem Lebenskonzept und moderner Lebenskultur. Meinst Du, dass es bei anderen Singles ähnliche Fragen und Bedürfnisse gibt – mal abgesehen von der Erfahrung Deines Bekannten? Gruß, Bruder David
Ich bin Mitglied/ Bruder einer Tertiärgemeinschaft einer evangelischen Communität. Und ich würde sagen ja ich bin ein Mönch.
Ich lebe zwar nicht imner im Kloster verbringe dort aber viel Zeit arbeite mit und unterstützte die Gemeinschaft.
Ich habe die Gelübde für mich etwas anders übersetzt:
Armut- Als evangelischer Pfarrer lebe ich nicht in Armut aber ich gehe bewusst um mit meinem Geld. Ein Teil geht an die Gemeinschaft ein anderer wirklich an Menschen on Not in meiner Umgebung. Und ich achte auf meinen Konsum. Ich lebe nicht alleine im Pfarrhaus sondern mit einem Freund und einer Frau mit Kind.
Keuschheit- Als evangelischer Pfarrer dürfte ich ja, will es aber nicht ich lebe bewusst den Zölibat. Weil ich frei sein will für Gemeinde, Menschen und meinen Weg mit Gott. Das heißt ich vetzivhte auf Sex aber nicht auf körperliche Liebe, Umarmungen liebe ich und gehören für zum Leben.
Gehorsam- Schweres Wort wie ich finde aber ich bin gehorsam meiner Kirche den Zielen meiner Gemeinschaft und Gott. Das heißt für mich, zu prüfen welche Stelle nehme ich an und wo gehe ich hin als Pfarrer/Ordensmann.
Das Stunfengebet ist die Ordnung des Tages und für den Mönch. Stille Zeiten gehören dazu und für mich der Austausch mit meinen Brüdern und Schwestern im Kloster. So lebe ich als Stadtmönch auch in der diakonischen Nachfolge bei den Menschen, ich trage keinen Habit obwohl er manches leichter machen würde aber mein Ordenskreuz trage ich. Ein Habit ist teurer als Jeans und Shirt die Kleidung der Armen von heute.Und als Zeichen der Profess einen Tucumring Ob Mönch bin ja. Ich denke so kann Klosterauch gelebt werden. Die Ziele bleiben die Art ändert sich. Vilieicht Zukunft für Kloster.
Hallo Robert, ja, ich denke auch, dass Du ein Mönch bist. So wie Du lebst ist es eine Variante das monastische Leben in die Welt zu tragen und in der Welt zu leben. Die Wüstenväter hatten auch kein Kloster und der Habit macht noch keinen Mönch. Es ist vom Grundansatz auch nicht wirklich wichtig, als Mönch von anderen so erkannt zu werden. Danke für Dein Erzählen aus Deinem Leben! Gruß, David
Hallo Andrèas in Köln,
Deine Zeilen, Deine Fragen haben mich gefreut beim Lesen.
Vieles kommt mir bekannt vor in meinem Leben hier in Berlin.
Ich bin in den Klöstern immer wieder Menschen begegnet, die ein sehr bewusstes spirituelles Leben leben, inspiriert von den Wüstenvätern und den alten Mystikern, geprägt von Stille, Gebet, Meditation aus durchaus verschiedenen religiösen und spirituellen Traditionen. Und manche leben in eher unkonventionellen Beziehungen, aber eher auch bewusst allein. Und auch, so wie ich, nach konkreter Klostererfahrung wie ein Mönch ohne Kloster. Das ist ein bereichernder Weg. Und wenn eine lebendige Beziehung zum lebendigen Gott die Mitte des inneren Lebens ist, dann wird solch ein Leben auch nicht oberflächlich. Aber es ist immer wieder offen für oft überraschende Wendungen und Erfahrungen mit dem Leben, mit dem Geheimnis, welches wir Gott nennen. Und doch kommt man auf solch einem erfüllten Weg wohl auch immer an einen Punkt, wo man sich mehr Verbindlichkeit wünscht, wo man nach Formen sucht jenseits von traditioneller Klostergemeinschaft oder Partnerschaft. Ich glaube auch, dass es dazwischen viel echten Spielraum gibt. Aber man muss irgendwie dieses Leben und sich selbst in diesem Spielraum neu erfinden. Und Vorbilder gibt es da eher wenige. Ich denke dabei immer wieder an Teresa von Avila, die in ihrer frauenfeindlichen Zeit ihre Rolle als starke, emanzipierte Frau auch neu erfinden musste. Und sie hat es auf ihre Weise mit viel Humor und Kreativität geschafft. In einer Form die uns heute aber auch nicht weiterhilft.
Also bleibt uns viel Sehnsucht und Offenheit für einen guten Weg zu neuen Lebensformen für tiefes spirituelles Leben.
Es grüßt Dich herzlich aus Berlin
michael
🙂
Lieber Michael,
„Experimentum Monachus – von den Mönchen lernen“ das ist meine Vision für ein konkretes Projekt in Köln. Und ich überlege ernsthaft, ob ich das mit den Gemeindeleitungen in meinem Stadtteil auf ökumenischer Basis besprechen sollte.
Ich teile voll und ganz Deine Gedanken zu der von Dir gelebten Form geistigen und geistlichen Lebens. Die spirituellen Ziele sind den weltlichen Zielen übergeordnet, dazu gehört auch das Alleinsein. Wenn ich mich an Orten befinde, die eine gewisse Ruhe ausstrahlen, z.B. in Kirchen, auf Friedhöfen oder auch in dem von mir geliebten Siebengebirge und am Rheinufer unterhalb des Siebengebirges, ist das Alleinsein sogar Voraussetzung für die Übertragung dieser äußeren Ruhe auf das Innere. Und in diesen Momenten kann sich die Sichtweise auf die Welt verändern.
Trotzdem ist für mich auch der Gemeinschaftsaspekt von entscheidender Bedeutung.
Dazu sind mir wichtig „das gemeinsame Gebet“ (RB 8-20) als Grundlage für die Einübung der „Werkzeuge der geistlichen Kunst“ (RB 4). Konkret auf der Ebene einer Gemeinde oder eines Stadtteils stelle ich mir Menschen vor, die alleine leben, die aber Verbindungen zueinander suchen, die über das, was im jetzigen Gemeindeleben sichtbar wird, hinausgehen. Dieses füreinander da sein kann aus dem Geist eines gemeinsamen Stundengebetes heraus entstehen und seine konkrete Gestaltung in dem finden, was Benedikt im Kapitel 4 der Regula Benedicti beschreibt, z.B. Arme bewirten, Nackte bekleiden, Kranke besuchen, Tote begraben, Bedrängten zu Hilfe kommen, Trauernde trösten. Das sind solidarische Aufgaben der Menschengemeinschaft, die in den Familien gegenseitig erfüllt werden, denen der allein lebende Großstadtmensch aber hilflos ausgeliefert sein kann. Er ist oft entwurzelt, aus verschiedensten Motiven, beruflichen oder persönlichen, in die Metropole gekommen.
Kontakte, die in Schule und Studium gewachsen sind, verblassen, weil die Bezugspersonen weit voneinander entfernt leben, sich in alle Himmelsrichtungen verteilt und unterschiedliche eigene Lebenswege gefunden haben.
An deren Stelle tritt das kommerziell geprägte Stadtleben, das aber Lücken hinterlässt.
Und hier möchte ich von den Stadtmönchen lernen. Wenn sich also Menschen zusammenfinden, die im Kern eine ähnliche Spiritualität mitbringen, können sie einen Geist entwickeln, der sie zusammenführt, wenn sie der konkreten Hilfe bedürftig sind.
Ich suche Menschen, die diese Idee mit mir weiterentwickeln möchten.
Benedikt schreibt in der RB 4,78: „Die Werkstatt aber, in der wir das alles sorgfältig verwirklichen können, ist der Bereich des Klosters und die Beständigkeit in der Gemeinschaft. Wenn man das Wort Kloster durch das Wort virtuelles Kloster (der Möglichkeit nach vorhandenes Kloster) ersetzt, kann man dieses Lebensmodell in der Stadt erproben.
Herzliche Grüße
a n d r é a s
Lieber Andrèas,
danke für Deine Antwort.
Da steht viel drin in Deinen Zeilen.
Nur ein paar Gedanken von mir dazu.
Du schreibst, dass man die spirituellen Ziele den weltlichen überordnen muss.
Das kann man so sagen, das kann ich für mich zum einen bejahen aber nur zum Teil, ich trenne schon länger nicht mehr so konkret zwischen spirituell und weltlich. Beides gehört untrennbar zusammen für mich und ist letztendlich nur ein Ganzes. Das Materielle, das Sinnliche, das Vergängliche geht aus dem Geistigen, dem Unvergänglichen hervor. Alles sichtbare Sein sprudelt immerwährend aus der ewigen Schöpferquelle hervor. Alles Geschaffene ist heilig. Sinnlichkeit und Spiritualität, Mystik und Eros gehören zusammen, als tiefe Erfahrung, als Quelle der Transformation unseres Lebens. Bewertungen die in Richtung Materie ist niedriger als Geist, Sinnlichkeit ist niedriger als Spiritulität gehen, sind zumindest zu überdenken.
Überdenken auch im Sinne von der Suche, welche tiefere Motivation dahinter steckt, wenn man eines gegen das andere, oder eines ohne das andere sieht oder bevorzugt. Die Suche nach den eigentlichen Motivationen für unsere Einstellungen und Handlungen kann man sehr gut bei den Wüstenvätern lernen, wenn auch nicht immer deren Schlussfolgerungen übernehmen, so jedoch deren genaue Selbstreflexion.
Was das Finden von spirituell Gleichgesinnten, echten Vertrauten, guten Freunden angeht, da mache ich immer mehr die Erfahrung, dass man die im e i n e n Geist verbundenen spirtuell wachen Menschen überall treffen kann: bei der ZEN-Meditation, im Yoga-Studio genauso wie bei den Jesuiten hier in Berlin oder in den Klöstern. Da gibt es keine religiösen Grenzen. Und der Italiener von nebenan, der einem freundlich einen guten Wein serviert, sich mit an den Tisch setzt und man einfach so über das Leben redet, kann manchmal hilfreicher sein als ein alleswissender religiöser Mensch aus einer Gemeinde.
Und wenn mir vor ein paar Tagen eine im Sterben liegende Frau bei mir im Dienst erzählt, sie glaubt nicht an Gott, sie ist nicht religiös, sie braucht keinen Himmel, aber sie weiß, dass es kein Zufall war, wie sie ihren zweiten Mann kennengelernt hat, wie sie dort etwas Höheres, sie Bewahrendes tief erfahren hat, was sie glücklich macht und ihr beim Sterben hilft, dann freut sich der Mönch in mir und „weiß“dabei, dass das Leben viel, viel mehr ist als all unser Bemühen um die richtige Lehre, das richtige spirituelle Projekt. Da spürt der Mönch, dass Himmel und Erde eins sind.
In diesem Sinne wieder herzliche Grüße aus Berlin
von michael
🙂
Jona, 19. 7. 2021
Ja, Michael, ich danke Dir für Deine Gedanken. Auch ich bin im Punkt bezüglich einer Tendenz zur Trennung in „nur weltlich“ und „rein geistig“ der Meinung,
dass alles Sichtbare, Erfassbare permanent vom Unerdenkbaren, der göttlichen Schöpferkraft, durchdrungen wird, sich ständig neu formiert und wandelt.
Ist es nicht unsere Aufgabe, immer neu genau hinzuhorchen, was die Erscheinung, die Form, das Erlebte denn zuinnerst erzählt?
Versteht nicht erst ein wahrhaft liebend Herz?
Selbst das Unverständlichste ihm lieb und recht.
Kein Urteil, kein Verstehn vom Kopf her nötig.
Wissen, so ist es gut und recht; gewollt von IHM.
Ist es nicht beglückend, Sinn zu finden durch alles hindurch im „Verstehen“ oder oft auch nur erahnenden „Wissen“, dass alles eine Tiefe hat und zu uns spricht.
Schönes, Beglückendes, aber genauso auch alles Leidvolle, Hoffnungslose.
Alles hat eine tiefe Bedeutung.
Siehe z. B. bei PaulTillich, „die verlorene Dimension“.
Alles Lebendige spricht, erzählt, hat Sinn und wartet auf ein „Verstanden werden“ . Auf Begegnung, auf Gemeinschaft, auf Ver-EIN-igung mit allem und allen.
Vereinigung; Kommunion in IHM allimmer neu.
So fremd das uns Neue, Andere, Beängstigende, Bedrohliche, unsere Gewohnheiten verändernde/ gefährdende auch scheint; es will uns einzig zu uns selbst heimführen, befreien von aller Verirrung und öffnen zum wahren, ewigen Leben hin.
Das nimmt dann auch die Angst vor der Veränderung, dem Sterbensprozess, dem Tod, dem wir täglich neu begegnen werden in so vielen Dingen und Erfahrungen;
wir werden aber bestärkt das grosse „JA“ sprechen können und uns immer neu (an wirklich allem!) erfreuen können.
Auch der Tod ist integriert und erfreut uns gar, allimmer neu, wo wir ihn leben (uns sterben).
Verstehende werden wir werden,
indem wir durch die äussere Hülle steigen hinab ins Dunkel und unsere / Orientierung dort im Dunkel glaubend (oft auch ganz klar, sicher „wissend“ !)
als geheime Wegweisungen erfahren/ hören.
Es ist und bleibt un-erhört/ unfassbar für uns Menschlein klein, wie tief die Welt doch geschaffen ist und wie wir mit unserem
Werkzeug der Liebe
alles durchdringend zu Empfangenden (Maria, die Gottesmutter), reichen, erfüllten, freien Menschen uns entwickeln können.
Gott segne uns alle und ermögliche immer mehr Suchenden, zu finden das Geheimnis der Erlösung in sich.
Indem sie auf Tiefgang schalten.
Nicht mehr das Verstehen, Erfassen, Wissen führt uns zum sinnerfüllten Ziel,
nein,
ein schweigend, lieberfülltes , hoffend Herz wird fündig ganz allüberall im Hier und Jetzt.
Wo es auch immer ist.
Alles Liebe wünschend uns allen suchenden Pilgern,
Franz Heinz.
Lieber Michael,
danke für das, was Du mir schreibst.
Der erste Teil Deiner Gedanken ermuntert mich, darüber zu reflektieren.
Diese Sätze möchte ich nicht zu schnell herunterschlucken, sondern in Ruhe wiederkauen, um den Geschmack zu erkennen.
Das, was Du in der zweiten Hälfte schilderst, sind Deine praktischen menschlichen Erfahrungen im Alltag. Ich stimme Dir zu, wir können an jedem Ort und zu jeder Zeit auf Menschen treffen, die unser Herz und unsere Seele ansprechen.
Und zum Schluss gibst Du mir mit auf den Weg: Begib Dich in das Leben, begrabe das Projekt, handele, wo Du stehst!
Vor der Tat steht die Idee. Warten wir also ab, in welche Richtung sich das entwickelt.
Und jetzt werde ich tatsächlich mein Refugium verlassen und mich ins Leben begeben.
Ich wünsche Dir einen schönen Fronleichnamstag,
C i a o a n d r é a s
Guten Morgen nach Köln,
lieber Andrèas,
schön, Deine Zeilen nach dem Morgengebet zu lesen.
Ja, oft steht vor einer Tat, einem Projekt, einem neuen Weg eine Idee. Meistens sogar.
Manchmal gefällt es aber auch dem Leben, dem im Leben verborgen gegegwärtigen Gott einfach so etwas wirklich Neues zu schenken. Dann ist man als Mensch der Überraschte und kann einfach das Geschenk annehmen.
Aber wir brauchen Ideen und Projekte, um das Leben zu gestalten.
Manchmal hat man dann eine gute Idee, plant im Sinne dieser Idee ein Projekt, und dann wird nichts daraus. Aber fast zur selben Zeit kommt eine ganz andere Möglichkeit einfach so auf einen zu und man erkennt, das entspricht genau der tieferen Intention der ursprünglichen Idee. Dann war die Idee ja auch nicht umsonst, sie hat etwas in uns bewirkt und uns für die ganz andere geschenkte Möglichkeit des Lebens geöffnet.
Mönchsein heißt dann für mich: trachtet zu aller erst nach dem Reiche Gottes, nach der lebendigen Gemeinschaft mit IHM in unserem heiligen Innenraum. Wenn wir im täglichem Gebet, in regelmäßiger Meditation, in regelmäßiger Praxis des Yoga, etc. uns dieser lebendigen Gegenwart des unverfügbaren lebendigen Gottes stellen, dann ist man wohl auch immer offen für das, was als nächster Schritt im Leben ansteht, ob vorher geplant oder nicht. Spirituelles Leben als Mönch heute mitten in der e i n e n Welt ist eben vor allem anderen eine Beziehung, eine Liebes- und Vertrauensbeziehung zum Schöpfergott, zum abba, wie ihn Jesus so liebevoll zärtlich genannt hat.
Liebesbeziehung. Nicht mehr und nicht weniger. Keine Therorie sondern Begegnung.
Alles Leben ist Begegnung wie Martin Buber wohl mal sagte.
In diesem Sinne wünsche ich Dir heute gute Begegnungen mit Gott und den Menschen.
Herzliche Grüße mit pace e bene
von michael
🙂
Hallo David,
ich lebe mit meiner Mama in einem alten, großen Haus.
Wir sind eine Gemeinschaft die sich unterstützt
und Austausch von Gedanken liefert.
Ich bin aber tagsüber auch oft mit mir in Einkehr.
Dann kümmere ich mich um das Gelände.
Ich fege die Straße ordene die Dinge um das Haus.
Das tue ich in der vita conplemplation.
Ich betrachte mich in meiner Umwelt die sich
ordnet und schön wird, weil sie geplegt werden muß. Auch habe ich vielerlei aneregende Bilder
zur gedanklichen Betrachtung aufgehängt in
meinen Stuben.
Vor allen von mir nahestehenden Menschen
die zum Teil auch schon verstorben sind.
Ich versuche im Einklang mit meinem Schicksal
zu leben und bescheiden und demütig mit
den Erfahrungen die ich machen mußte umzugehen.
Es gab Hoch und Tiefs.
Doch hat alles seinen Platz gefunden in meiner
jetzigen Erfafahrungswelt.
Gruß
Carsten