Du bist mächtig!
Wie im ersten Artikel bereits erklärt, möchten wir eine neue Reihe über hilfreiche Tipps zum mentalen und körperlichen Wohlergehen eröffnen – ganz in der Tradition der Klöster. Immerhin gehören Klostergärten ganz wesentlich zur Klosterkultur dazu und damit allerlei Pflanzen, die eine Wohltat für den Körper sein können. Und da Klosterleben immer das ganze Leben meint, gehören auch Ideen und Vorschläge, wie man mit mentalen Problemen, Fragen und Herausforderungen umgeht, ebenso dazu.
Erlebe Deine Wirksamkeit!
Das mag jetzt im ersten Lesen etwas rätselhaft klingen. Hier aber geht es zu einem meiner Lieblingsthemen: Selbstwirksamkeit. Dahinter verbirgt sich die Erfahrung, dass ich in dieser Welt und in meinem Leben etwas bewirken kann. Solche Erfahrungen machen nicht alle. Viele haben den Eindruck, Produkt der Umstände zu sein, vom Wohlergehen und Wohlwollen anderer abzuhängen. Kinder lernen sehr früh, ob sie etwas bewirken können oder ob sie lediglich der Wirkungen anderer ausgesetzt sind.
Und man kann schneller als einem lieb ist in Situationen geraten, die die Selbstwirksamkeit zunichte macht. Da lebt man in einer Beziehung, die voller Unmut, Frustration und Misstrauen ist. Im Job geschieht eine Umstrukturierung nach der anderen, eine Sparmaßnahme nach der anderen. Kollegen werden versetzt und auch der eigene Arbeitsplatz sah gestern noch anders aus.
Die Situation in der Welt vermittelt auch nicht gerade das Gefühl, den Verlauf der Ereignisse beeinflussen zu können. So kann nach und nach der Eindruck entstehen (und das gar nicht mal immer zu Unrecht), dass man eigentlich nichts machen kann, dass ganz andere entscheiden und dass mein Wohlergehen nicht in meiner Hand liegt.
Man hat bei Untersuchungen herausgefunden, dass Herzinfarkte zu einem großen Teil darauf zurückzuführen sind, dass der Patient ein sehr geringes Gefühl von Selbstwirkamkeit hat. Wobei gerade Krankenhäuser sehr gute Lehranstalten für Erfahrungen von geringer Selbstwirkamkeit sind. Immerhin heißt Patient in der Übersetzung: der Erduldende – gibt es ein besseres Wort für jemanden, der geringe Selbstwirkamkeit hat?
Aber natürlich ist man nicht dazu verflucht, sich als Opfer zu fühlen, selbst wenn man es ist.
Verschaffe Dir Situationen und Räume, wo Du entscheidest, nutze den kleinsten Raum für eigene Entscheidung. Auch in einem Krankenhaus und auch im Job hast Du viele große und kleine Spielräume, wo Du entscheidest. Diese solltest Du erkennen und unbedingt nutzen.
1. Übung – Deine Entscheidungen
Markiere auf einem Zeitstrahl alle Stationen und Entscheidungen Deines Lebens. So kannst Du Dir einen besseren Überblick darüber machen, wo Du überall schon Entscheidungen getroffen hast.
Es kann sein, dass Du nicht nur den Eindruck hast, selber nichts oder nur sehr wenig bewirken zu können. Es kann auch sein, dass Du allerhand destruktive Gedanken in Dir trägst, die Dir das Leben schwer machen. Manch einer fühlt sich als Versager, andere beschimpfen sich bei jedem kleinen Fehler, beschweren sich bei sich selbst, nennen sich einen Idioten und Dummkopf, bestrafen sich und finden jedes Unglück wohlverdient. Na, da muss man sich nicht wundern, dass es einem schlecht geht und dass solche Einstellungen negativen Einfluss auf die Gesundheit haben.
2. Übung – Deine Gedanken
Solche Gedankenmuster sind erlernt und wir tragen sie teilweise schon Jahre und Jahrzehnte mit uns herum, ohne sie jemals hinterfragt zu haben. Wir sollten unseren Gedanken viel seltener glauben. Aber nirgends sind wir leichtgläubiger, als wenn es um unsere eigenen Gedanken geht.
Solltest Du in den Strudel einer solchen Gedankentirade geraten sein (Du kennst das, ein Wort gibt innerlich das andere und die Stimmung sinkt und sinkt…), dann sag laut und deutlich: Stop! Je klarer und deutlicher Du dieses Stop ausdrückst, um so stärker ist auch die Wirkung nach innen. Und dann beginne neu zu denken und die auslösende Situation neu zu beurteilen. Denk daran: Gedanken sind nur minimale Stromstöße im Gehirn, nicht die Realität, nur Strom.
Am besten machst Du es gleich so:
Mache eine Liste mit Gedanken, die Du hast, die aber destruktiv sind und schreibe jeweils daneben, welche Gedanken Du viel lieber haben möchtest. Beginne mit einem Gedanken und übe Dich darin immer dann, wenn der destruktive Gedanke auftaucht, den besseren Gedanken statt dessen zu denken. Tatsächlich kann das gelingen – in der Verhaltenstherapie spielt diese Übung eine große Rolle!
3. Übung – der „goldene Satz“
Und noch eine Idee!
Schaffe Dir einen “goldenen Satz”, also einen Satz, der Dich begleitet und Dir Mut macht und aufbaut. Ein solcher Satz sollte:
positiv formuliert sein
persönlich sein, deshalb nutze Wort wie “Ich”, “mein” oder “mir”
in der Gegenwart formuliert sein
und kurz und einfach sein
“Ich bin ein großartiger Mensch!”
“Ich löse jedes Problem”
“Meine Kraft trägt mich.”
“Im Grunde bin ich unverwundbar.”
“Es liegt an mir, ob es mir gut geht.”
Na, hast Du schon eine Idee, wie Dein Satz heißen könnte?
Vielleicht verstärkt der Satz seine Wirkung, wenn Du ihn in Gedanken einatmest und in Dir Raum nehmen lässt. dadurch kann sich der Satz auch verändern, aber das darf er, solange er immer besser und wirksamer wird.
Hallo! Ich finde diese Sätze sehr schön. Sie sind für mich wie Mantras. Gerade wenn man in einer Umstrukturierung und Veränderungsphase im Leben ist (Beruf, neue Freundinnen, finanzielle Dinge ordnen) ist es wichtig das Vertrauen zu haben das alles gut wird. Dabei helfen diese Sätze. Es gibt für alles eine Lösung – sie kann auch manchmal unkonventionell und kreativ sein – aber man findet sie. Ich habe das immer wieder festgestellt.
einen schönen Sonntag und alles Liebe wünscht
Corinna
Ich war ein paar Tage im Rom und komme daher heute erst dazu zu antworten. Aber was soll ich dazu noch sagen: so ist es! Und wenn meine Sätze dazu helfen, was will ich mehr. Unser Weg kann nur gut werden, wenn wir in das Vertrauen hineinwachsen und hineinleben. Gruß, Bruder David