21/07/2016
Du bist gehalten!

Meine Seele hängt an Dir, Deine rechte Hand hält mich fest
(Psalm 63,9)

Seit meiner Jugend begleitet mich dieser Vers. Immer wieder habe ich mir die Frage gestellt, ob nicht auch ein geistlicher Weg für mich eine Option wäre. Freilich gesellte sich zu diesen Fragen Unsicherheit und Angst: Kann ich mich für mein Leben binden? Kann ich diesen Weg ein Leben lang durchhalten?

Die Sehnsucht

Manchmal habe ich mich sogar darüber geärgert, dass mich diese Gedanken nicht los ließen und ich nicht wie andere junge Menschen an die Zukunft dachte, sondern dass diese Fragen auch während einer freundschaftlichen Beziehung zu einem Mädchen vorhanden waren. Irgendwie sah ich darin ein Zeichen, dass Gott mit mir etwas vor hat und mich nicht loslässt, bzw. dass mein Innerstes sich nach einer tiefen Gottesbeziehung sehnt und an diesem Lebensprogramm zutiefst hängt.

Hand in Hand

Später dann, als ich den ersten Schritt ins Kloster gewagt hatte, war mir der Vers Trost und Ermutigung, spürte ich doch in manchen Krisen, dass ich von einem anderen gehalten werde. ER lässt nicht los und ich will bei ihm bleiben, wie es etwa die inniglich Darstellung der Johannesminne in Heiligkreuztal wunderbar ins Bild setzt. Jesus und Johannes sind verbunden Hand in Hand. Der Lieblingsjünger ruht mit seinem Kopf auf dem Herzen des Meisters. Auf mich übertragen bedeutet dies: Seine Liebe trägt mich, meine Liebe gehört ihm.

Eine Liebesgeschichte

Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Psalmvers gerade in Lebenskrisen Trost und Ermutigung ist, nicht aufzugeben, sondern auf Gott zu vertrauen. Die Erfahrung des Festgehaltenwerdens, wenn einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird, ist kostbar und wertvoll. Wie viele Menschen schenken anderen diese Sicherheit, indem sie selbstverständlich für sie da sind. Für mich wäre der Psalmvers ein Titel für eine Liebesgeschichte mit ihren Höhen und Tiefen. In Glück und Unglück, in Vereinigung und Konflikt erfährt ein Paar, dass es zueinander gehört, dass sie nicht voneinander los kommt, ja dass ihre Beziehung von Jahr zu Jahr immer tiefer und inniglicher wird. Dies erfüllt sie – trotz aller Schwierigkeiten – mit großer Dankbarkeit.
So wie es war und ist, ist es gut!

Abt Johannes

Dr. Johannes Eckert OSB
Abt der Abtei St. Bonifaz
in München und Andechs

Bruder David


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