Am vergangenen Sonntag wurde das Evangelium von der Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor vorgetragen (Mk 9,2-10). Dieses Evangelium begründet ja auch das gleichnamige Fest der Verklärung des Herrn, das wir jedes Jahr am 6. August feiern.

Man kann das Geschehen auf dem Berg Tabor, der in keinem der drei synoptischen Evangelien namentlich genannt wird, sogar zeitlich einordnen: Der Perikope geht auf die Frage Jesu, wofür ihn die Jünger hielten, zunächst das Christusbekenntnis des Petrus voraus. In der alten Einheitsübersetzung lautete es: „Du bist der Messias!“; in der revidierten Fassung nun genauer: „Du bist der Christus!“ (Mk 8,29). Darauf kündet Jesus zum ersten Mal sein Leiden und seine Auferstehung an.

Gerade das Christusbekenntnis deutet eine bewusste Komposition der drei Synoptiker an; denn es verweist auf die Verbindung von Jom Kippur, dem großen Versöhnungsfest – bei dem der Hohepriester im Tempel feierlich den Namen Jahwes ausspricht – und dem jüdischen Sukkot, dem Laubhüttenfest, das als einwöchiges Erntefest gefeiert wird.

In diesem zeitlichen Umfeld erzählen die ersten drei Evangelisten von der Verklärung Jesu: nach dem Christusbekenntnis und der ersten Leidensankündigung spricht die Stimme aus der Wolke: „Dieser ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören.“ (Mk 9,7)

Hören

Als Benediktiner fällt mir bei dem Wort hören natürlich direkt der Prolog der Benediktsregel ein, der mit gerade diesem Wort beginnt: „Höre, mein Sohn (meine Tochter) auf die Weisung des Meisters, neige das Ohr deines Herzen, nimm den Zuspruch des gütigen Vaters willig an und erfülle ihn durch die Tat!“ (RB Prol 1)

Dieser Satz, knapp 500 Jahre nach den Evangelien verfasst, lässt sich sicher gut auf die Kernaussage – „auf ihn sollt ihr hören“ – übertragen. Es geht nicht allein um das Hören: da kann es leicht passieren, dass ich mit dem einen Ohr etwas hören und es aus dem anderen Ohr wieder verschwindet.

Nein, Benedikt sagt, auf das Hören muss das Annehmen folgen. Und er verdeutlicht dies mit dem Bild vom Ohr des Herzens. Das bedeutet doch, dass ich das Gehörte verinnerlichen soll, dass es mir zu Herzen gehen soll, dass es mich durchdringen soll.

Erst wenn das Gehörte so in mich hineingedrungen ist, dass ich es wirklich verinnerlicht habe, wird es sich in tätiger Liebe erfüllen.

Der benediktinische Dreischritt

Es ist also der Dreischritt: höre, nimm an und erfülle, zu dem ich als Christ aufgerufen bin. Und Benedikt wird nicht müde, in seiner Regel immer wieder darauf hinzuweisen, nach Christi Beispiel zu handeln.

Vielleicht ist das eine Anregung, in der Fastenzeit bewusst darauf zu achten, was Jesus mir sagt, es anzunehmen und zur Tat werden zu lassen.

Dazu wünsche ich Dir in den verbleibenden Wochen auf Ostern viel Kraft und Erfolg!

Bruder Nikolaus Nonn OSB

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