Dieses Lied kommt mir in den letzten Tagen immer wieder in den Sinn. Ein Text des hannoverschen Schriftstellers Friedhelm Kändler, den ich in den musikalischen Fassungen von Andreas Turckmann und Maybebop gerne höre. In den Tagen des Lockdown light bekommt der Inhalt für viele Menschen eine neue Realität. Neben den Zärtlichkeiten, die man mit seinem festen Partner austauscht, gab es bis zum Beginn der Corona-Krise viele Berührungen im Alltag. Sie waren vor allem zur Begrüßung und zum Abschied üblich: der Handschlag, die flüchtige oder leichte Umarmung, das Klopfen auf die Schulter oder das Berühren des Arms. Diese Berührungen waren üblich unter Freunden, Bekannten, in der Clique, im Sport und in der Freizeit, an manchen Arbeitsstellen. Auf solche Berührung verzichten wir jetzt ganz überwiegend, weil sie mit einer Nähe verbunden ist, die gleichzeitig ein erhöhtes Infektionsrisiko darstellt.
Berührung schafft Wohlspannung
Bei meiner Arbeit in der Praxis beobachte ich, dass viele Menschen in diesen Tagen wieder stärker verspannt sind. Das ist neben der kälteren Jahreszeit auch durch die fehlende Berührung gut zu erklären: An Stellen im Körper, die liebevoll berührt werden, wandelt sich der Muskeltonus hin zu einer Wohlspannung.
Je ähnlicher der Muskeltonus ist zwischen mir und dem Menschen, den ich berühre und von dem ich berührt werde, umso angenehmer ist der erste Augenblick der Berührung. Es beginnt ein Austausch und ein Wechselspiel dieser Energiezustände. Ganz intuitiv spüre ich durch alle Berührung die Intention. Es gibt Menschen, die berühren mich so, dass in allerkürzester Zeit diese Spannungsunterschiede ausgleichen sind. Das ist immer dann der Fall, wenn sich jemand mir „zugewendet“ hat. Dann hat er seinen Gefühlsraum, seine Wahrnehmung ausgeweitet über seinen Körper hinaus hin zu meinem Körper. Die Haut ist nicht Grenze, sie ist Begegnungsort geworden.
Zeit für mich
Viele von uns merken, dass der Körper auf diesen Ausgleich der Spannungsunterschiede nicht verzichten kann. Und so bekommt dieses „Zärtlich allein“ im Lockdown eine ganz aktuelle Nuance für alle, die nicht mit einem Partner zusammenleben. Wie kann ich mich selber so berühren, dass dieser Ausgleich der Spannungen auch ohne einen anderen Menschen möglich ist? Da beginnt es damit, mir Zeit für mich zu nehmen. Unser Körper braucht jetzt liebevolle Zeiten. Die meisten Menschen sind geübt, mit der Hand liebevoll zu berühren, und das kann man ja auch mit dem eigenen Körper machen. Viele Stellen an meinem Körper kann ich mit einer Hand erreichen und mich einfach selber liebevoll berühren.
Zärtlich berührt sein
Vielleicht ist es im ersten Moment komisch und befremdlich, sich selber so zärtlich zu berühren. Aber oft merkt man schon nach wenigen Augenblicken, wie sehr der Körper solche Berührung braucht. Denn wenn es draußen kälter wird, wenn wir gestresst oder ängstlich sind, dann beginnt die Muskulatur, sich zusammenzuziehen. Üblicherweise bewirkt die liebevoll Hinwendung auf einzelne Stellen im Körper dann wieder eine höhere Muskelelastizität und mehr Wohlgefühl.
Manche Menschen können dies sogar allein mit ihren Gedanken: Sie können so intensiv an einen bestimmten Bereich denken, dass sich dort die Muskeln entspannen und ein Wohlgefühl entsteht.
Ich wünsche Euch viel Freude beim Ausprobieren, Eure eigene Muskulatur durch liebevolle Berührung wohlig zu verändern. Und natürlich darf dabei der Link zu Maybebop nicht fehlen…
Ein schöner Beitrag und ein schöner Liedtext, danke! 🙂
Und für Singles und andere nicht nur in Coronazeiten relevant…
Ein berührender Beitrag; herzlichen Dank! Ich fühle mich in meinem Gedanken, dass ich doch gar nicht allein bin, da ich mich selbst ja habe, unterstützt. Wie schön!
Herzlichen Dank!