Hallo, hier spricht Valentin. Ich freue mich sehr darüber, dass es gerade etwas kühler geworden ist. Auch wenn man nicht behaupten kann, dass es schon kühl ist. Ich finde einfach, dass es das perfekte Wetter für eine Katze ist. Es ist warm und die Sonne scheint, aber man muss sich nicht den ganzen Tag quälen und darauf warten, dass es besser wird.

Ich weiß, für dich und viele andere beginnt jetzt wahrscheinlich die Urlaubszeit. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht genau, was das eigentlich bedeutet. Aber vermutlich ist es so, als würde man für ein oder zwei Wochen so leben wie eine Katze: lange liegen, lecker essen, viel schlafen und nach draußen schauen.

Und wenn das so ist, kann ich dir auch mal wieder einen Tipp geben, was du von uns Katzen lernen kannst. Letztens habe ich mit meinen beiden Katzenfreunden darüber gesprochen, wie gestresst Menschen manchmal sind. Sie rücken ständig etwas zurecht, müssen Dinge aufräumen und wieder hinstellen. Immerzu korrigieren und in Ordnung bringen.

Da wurde mir klar, worauf es ankommt. Ich habe mein eigenes Katzenleben betrachtet und festgestellt, dass es wichtig ist, die Dinge einfach laufen zu lassen. Das Problem liegt oft nicht im aktuellen Zustand. Oft besteht das Problem darin, dass wir eingreifen.

Wir haben ein bestimmtes Ergebnis im Kopf oder wollen unbedingt etwas vermeiden. Doch das Leben wird nicht kompliziert durch das Leben selbst, sondern durch unsere Vorstellungen und Befürchtungen. Und dann versuchen wir, die Dinge zu verbessern. Wir reden mit jemandem, bitten um etwas, wollen etwas verhindern, greifen ein, korrigieren, klären auf und möchten alles auf den richtigen Weg bringen. Manchmal mag das gelingen, aber oft verbessert es die Dinge nicht.

Es ist entscheidend, die Kontrolle abgeben zu können. Zum Beispiel muss ich damit leben, dass ich nur dann Futter bekomme, wenn es mir gegeben wird. Ich kann nicht einkaufen gehen und mein Futter selbst holen, und in unserer Wohnung gibt es keine Mäuse. Also muss ich warten - zum Glück passiert das selten. Aber ich muss die Kontrolle dennoch abgeben, weil ich sie gar nicht besitze. Und wenn man mich in den Korb steckt, weil ich zum Arzt muss, dann ist das so. Ich werde nicht gefragt und wehre mich auch nicht dagegen. Es ist viel einfacher, in den Korb zu kommen, wenn ich es zulasse. Erst wenn ich mich wehre, tut es weh.

Deshalb übe ich Akzeptanz, übe es, die Dinge anzunehmen, die ich sowieso nicht ändern kann. Es lohnt sich nicht, aufgeregt zu sein, wenn ich in meinem Hotel im Urlaub keinen Blick auf das Meer werfen kann, weil das Hotel ausgebucht ist. Und wenn das kleine Restaurant an der Ecke geschlossen hat, obwohl ich genau jetzt dorthin wollte, dann helfen Ärger und Wutanfälle nicht weiter.

Aber es geht noch weiter. Denn das Akzeptieren der Dinge ermöglicht einen ganz neuen Blickwinkel. Du gewinnst etwas Abstand zu dieser Welt und zu deinem eigenen Leben und kannst so viel mehr entdecken, als wenn du immer direkt involviert bist. Einfach hinlegen, geschehen lassen und schauen, was passiert. Das mache ich oft.

Und noch etwas wurde mir beim Nachdenken klar. Manche Dinge kann ich einfach nicht erzwingen. Ein Grashalm wächst nicht schneller, wenn ich daran ziehe, und ein Essen wird nicht schneller fertig und ich kann es nicht schneller essen, wenn ich die Hitze erhöhe. Am Ende hast du dann gar nichts zu essen, weil alles verbrannt ist. Vieles im Leben braucht eben seine Zeit, damit es nicht zerstört wird. Oder anders gesagt: Es klappt nicht immer besser, wenn du zu viel Energie hineinsteckst. Du musst es gut regulieren, denn zu schnell kann es zu viel werden.

Und all das kannst du üben, und ich würde sogar sagen, du solltest es üben. Wenn also das nächste Mal etwas nicht so geschieht, wie du es dir so sehr gewünscht hast, dann halte inne, setze dich gedanklich einfach irgendwo hin und komm zur Ruhe. Was ist wirklich so wichtig, dass du dich so sehr aufregst? Warum muss etwas genau so passieren? Weißt du wirklich, was besser ist? Gibt es nicht viele Alternativen?

Oft ist es nämlich so, dass unsere eigenen Konzepte darüber, was gut und schlecht ist, unsere Enttäuschungen hervorrufen. Wenn du das begreifst, kannst du auch besser erkennen, wenn du mal wieder einem solchen Konzept auf den Leim gehst. Es ist nämlich nicht immer besser, wenn alles nach unseren Vorstellungen läuft.

Ich weiß das ganz genau. Wenn es nach mir ginge, würde ich nie zum Arzt gehen und immer alles auffressen. Aber ich verstehe, dass diese Begrenzungen in meinem Leben ihren Sinn haben. Immerhin möchte ich noch lange leben, daher ist es gut, dem Leben seinen Lauf zu lassen.

Und das solltest du im Urlaub tun und dann auch in deinen Arbeitsalltag mitnehmen. Dann kannst du viel besser leben und genießen, so wie eine Katze - genau wie ich, Valentin.

Valentin


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