Kontemplation:  [kɔntɛmplaˈtsɪ̆oːn]
innere Sammlung und religiöse Betrachtung

Es gibt Begriffe, die gerne benutzt werden. Aber eigentlich weiß man gar nicht, worum es sich wirklich handelt. Dadurch höhlen sich die Begriffe aus, werden nichtssagend und verlieren an Bedeutung. Dazu zählt gewiss auch der Begriff “Kontemplation” und gerne auch in der adjektivierten Form “kontemplativ”. Ich habe diesen Begriff erstmals im Zusammenhang mit den sogenannten “Kontemplativen Orden” gehört, also Ordensgemeinschaften, die sich vor allem dem Gebet und der Stille widmen. Früher nannte man das die “beschaulichen Orden”.

Heute wird Kontemplation gerne mit Meditation gleichgesetzt. Aber das ist es meines Erachtens nicht. Kontemplation ist mehr. Zunächst kann man sagen, dass es ein sehr christlicher Begriff ist – auch wenn es inzwischen eine jüdische Kontemplation gibt und viele weitere Spielarten. 

Ich sehe in diesem Begriff ein Umkreisen verschiedener Haltungen und Inhalte. Dazu zählen Stille, inneres Spüren, Loslassen und die innere Steuerung nicht aus der Logik und dem Verstand heraus, sondern aus tieferen Schichten unseres Bewusstseins. 

Und so kann sehr vieles, wenn nicht gar alles “kontemplativ” werden. Immer dort, wo es mir vor allem darum geht zu erspüren, welche inneren Prozesse sich abspielen, wo ich auf das Nachdenken und intellektuelle Deuten und Verstehen verzichte (und verzichten kann) und stattdessen “es” geschehen lasse, dort findet Kontemplation statt.

Und was hat das mit Glauben zu tun? 

Bei der Kontemplation übe ich mich in die subtile Wahrnehmung ein. Gott erscheint, wie beim Propheten Elija, zumeist in einem Windhauch und nicht in Blitz und Donner. Dafür aber muss ich meine Kanäle öffnen und in der Lage sein, diese subtilen inneren Bewegungen und äußeren Wahrnehmungen auch wahrzunehmen. Und zugleich muss ich aufhören, alles verstehen zu wollen, sondern muss in einer Art Demutshaltung mich selbst zurücknehmen. Dann entsteht ein Raum, der eine große Einladung, ihn einzunehmen, an Gott darstellt.