Hexenschuss

Eine falsche Bewegung, und schon ist es passiert. Im Rücken ist ein stechender Schmerz, jede Bewegung, jeder Schritt tut weh. Mit zunehmendem Alter macht fast jeder irgendwann die Erfahrung von plötzlichen Rückenschmerzen. Meistens ist der untere Rücken und die Lendenwirbelsäule davon betroffen, häufig zieht der Schmerz aber auch bis in den Brustkorb und manchmal bis in die Beine.

Im Winter, bei kalten und feuchten Temperaturen, sind Menschen viel häufiger davon betroffen als im Sommer. In der letzten Woche kamen viele Menschen mit starken Verspannungen im Rücken zu mir in die Praxis. Und auch ich selbst habe seit einigen Tagen mit meinem Rücken zu tun.

Zum Glück lösen sich diese Rückenschmerzen in vielen Fällen durch vorsichtige Bewegung, gezielte Übungen und etwas Schonung leicht wieder auf. In unserer Alltagssprache hat sich für ganz akute Schmerzen der Begriff Hexenschuss dafür entwickelt. Das plötzliche Auftreten der Schmerzen, meist ausgelöst durch eine einzelne Bewegung, und weckt die Erinnerung, als hätte eine fremde Macht uns verhext.

Wenn die Muskeln plötzlich krampfen

Schuld an den Schmerzen ist dann eine schlagartige Verkrampfung der Rückenmuskulatur. Die Rückenmuskulatur ist im Normalfall dafür zuständig, die Wirbelsäule aufrecht und in guter Balance zu halten. Bei Stress, bei Bewegungsmangel, aber auch bei Übergewicht und falscher Belastung kann die Rückenmuskulatur dieser Aufgabe nicht mehr gut bewältigen und spannt schlagartig sehr stark an. Wenn sich die Muskeln verhärten, verringert sich der Abstand zwischen den Wirbeln und die Bandscheiben werden unter Druck gesetzt. Auch die dazwischen liegenden Nerven werden stark gereizt. Hierbei entsteht ganz schnell ein Teufelskreis: Um den Bereich zu schonen, spannen die Muskeln sich dauerhaft an und lösen damit neue weitere Schmerzen aus, die die Beweglichkeit noch weiter einschränken.

Häufig ist davon auch das Gelenk zwischen den Kreuzbein am Ende unserer Wirbelsäule  und dem schaufelförmigen Darmbein im Becken betroffen:  Das Iliosacral-Gelenk. Genauer gesagt sind es zwei Gelenke, die sich rechts und links von unserem Kreuzbein befinden. Und oft ist es sogar der Auslöser von Schmerzen, die dann später viel weiter im oberen Bereich des Körpers auftreten.

Ein heiliger Knochen des Wohlbefindens

Das Iliosacral- Gelenk hat eine entscheidende Bedeutung für die Haltung in unserem Körper. Beim Stehen und Gehen überträgt dieses Gelenk das komplette Gewicht des Oberkörpers auf die Hüftgelenke und damit auf unsere Beine. Im Sitzen überträgt dieses Gelenk die Last des Oberkörpers auf unsere Sitzbeinhöcker. Besonders dann, wenn unsere Last nicht gleichmäßig verteilt wird, geraten die beiden Gelenke in eine Schieflage.

Os sacrum (heiliger Knochen) haben die Römer das Kreuzbein genannt. Und auch wenn die Genese dieses Fachbegriffs viele Facetten hat, macht er doch deutlich, wie zentral dieser Knochen mit seinen beiden Gelenken für unser Wohlbefinden und unsere Beweglichkeit ist. Hier entscheidet sich, ob ich aufrecht, entspannt und schmerzfrei stehen und gehen kann. Von daher ist es gut, sich liebevoll um seinen heiligen Knochen zu kümmern.

Die Last gleichmäßig verteilen

Viele Übungen finden sich dazu, ganz besonders im Internet. Das kann ich nur empfehlen. Aber mir selbst ist eigentlich noch etwas anderes viel wichtiger geworden: überhaupt diesen Knochen und seine beiden Gelenke aktiv wahrzunehmen. Immer dann, wenn ich viel belastet bin oder im Stress bin, merke ich, dass ich mein Gewicht eben nicht gleichmäßig auf meine Füße und meine Sitzecke verteile. Und je länger ich das tue, desto größer wird der Druck im Gelenk, desto schiefer wird mein Rücken und wenig später fangen dann die Schmerzen an. Je mehr und je besser es mir gelingt, mein Körper wirklich gerade einzustellen, umso weniger Probleme habe ich mit meinem Rücken. Manchmal sitze ich auf meinem Stuhl und Kreise einfach mit meinem Becken, damit sich die Muskeln und die Gelenke neu einstellen und muskuläre Unterschiede wieder etwas geringer werden.

Wie geht es Dir mit Deinem Rücken im Winter. Ich freue mich wieder, von Dir zu lesen, wie‘s Dir im Winter mit Deinem Rücken ergeht und welche Erfahrungen Du gemacht hast.

Bruder Karl-Leo


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