Das neue Jahr ist nun schon in der zweiten Woche. Und doch ist alles ganz anders als in den vergangenen Jahren…
Normalerweise wären wir Brüder an Neujahr in die Abtei gefahren und hätten dort mit unseren Brüdern zusammen unsere Jahresexerzitien begangen. Unsere Exerzitien sollte eine Schwester aus der Abtei St. Hildegard begleiten. Aber dort mussten die Schwestern alle in Quarantäne weil zwei Mitarbeitende auf Covid-19 getestet worden waren.
Außerdem: unsere Cella in Hannover liegt bekanntlich in der Landeshauptstadt von Niedersachsen, unsere Abtei hingegen befindet sich in Nordrhein-Westfalen: Zwei unterschiedliche Bundesländer bedeutet auch zwei unterschiedliche Verordnungen
Relativ früh war daher klar, dass in der Abtei die Exerzitien in diesem Jahr als „Stille Tage“ mit einigen spirituellen Angeboten durchgeführt werden. Wir haben uns dem angeschlossen und „Stille Tage“ in der Cella verbracht.
Gebetszeiten
Während dieser Tage haben wir unser Stundengebet hinter verschlossenen Türen gehalten, hatten jedoch immer im Hinterkopf, dass wir mit vielen Menschen verbunden sind, die sonst unser Beten und Arbeiten teilen.
Da die Infektionszahlen nach wie vor sehr hoch sind, haben wir uns auch entschlossen, ab dem 7. Januar, an dem wir abends die Tür zu Vesper und Eucharistiefeier wieder öffnen wollten, doch ohne Gäste in unserer Hauskirche zu feiern. Stattdessen streamen wir jetzt abends wieder unseren Gottesdienst, so dass man digital daran teilnehmen kann.
Das stellvertretende Gebet Christi
Dietrich Bonhoeffer hat einmal geschrieben: „Der Mensch Jesus Christus, dem keine Not, keine Krankheit, kein Leid fremd ist und der doch der ganz Unschuldige und Gerechte war, betet im Psalter durch den Mund seiner Gemeinde. Der Psalter ist das Gebetbuch Jesu Christi im eigentlichsten Sinne. Er hat den Psalter gebetet, nun ist er Sein Gebet geworden für alle Zeiten. Wird es jetzt begreiflich, wie der Psalter zugleich Gebet zu Gott und doch Gottes eigenes Wort sein kann, eben weil der betende Christus uns hier begegnet? Jesus Christus betet den Psalter in seiner Gemeinde.
Seine Gemeinde betet auch, ja, auch der Einzelne betet, aber er betet eben sofern Christus in ihm betet, er betet hier nicht im eigenen Namen, sondern im Namen Jesu Christi. Er betet nicht aus dem natürlichen Verlangen seines eigenen Herzens, sondern er betet aus der angenommenen Menschheit Christi, er betet auf Grund des Gebetes des Menschen Jesus Christus. Damit aber hat sein Gebet allein die Verheißung der Erhörung gefunden. … Christus ist hier Fürbitter geworden. Der Psalter ist das stellvertretende Gebet Christi für seine Gemeinde.“
Unser stellvertretendes Gebet
Wenn wir Brüder uns zum Gebet in unserer Hauskirche einfinden, dann wissen wir uns getragen vom Gebet so vieler Beter*innen auf der ganzen Welt, aber auch in unserer unmittelbaren Nachbarschaft. Und wir beten stellvertretend für die vielen Menschen, die – aus welchen Gründen auch immer – nicht beten können.
Gerne nehmen wir auch die Anliegen von denen, die mit uns verbunden sind, in unser Gebet hinein. Wie schon im Frühjahr 2020 könnt Ihr uns gerne Fürbitten zusenden, die wir abends in der Vesper vortragen.