Vertrauen lernen
Meine Eltern sind früher nicht in den Urlaub gefahren und infolge dessen ich auch nicht. Meinen ersten Urlaub hatte ich mit 19 Jahren, da hatten manch andere in meinem Alter bereits die halbe Welt gesehen. So bin ich auch erst mit 23 Jahren das erste mal in meinem Leben am Meer gewesen. Es war die Nordseee auf der Insel Wangerooge. Ich war sofort total begeistert. Ich habe die Wellen geliebt und die Gezeiten: dieses Auf und Ab, Hin und Her, das Kommen und das Gehen. Wie ein großer Urrhythmus bewegt sich das Meer. Und so hat das Meer mich bewegt. Ich fühlte mich in diesen Rhythmus mit hineingenommen, fühlte mich durch meinen Atem ganz tief verbunden mit den Bewegungen der Wellen und des Meeres.
Das Meer oder das Wasser ist wie alle Elemente natürlich auch Bedrohung. Wir brauchen Vertrauen, um uns vom Wasser tragen zu lassen. Wer Angst vor den Untiefen hat, wird sich auf das Wasser nicht einlassen können.
Dass Jesus über das Wasser gegangen ist, ist auch ein Zeichen dafür, dass er die Untiefen des Meeres (und natürlich geht es immer um das Leben selber) nicht fürchtete, sondern quasi über ihnen stand. Sein Vertrauen war so groß, dass diese tiefen Strömungen des Lebens ihm nichts anhaben konnten. Von ihm können wir Vertrauen lernen.
Modus des Vertrauens
Das Wasser als eines der vier Elemente bedeutet, dass es wichtig ist, in den Modus des Vertrauens zu wechseln. Wer immer nur kritisch, immer nur ängstlich schaut, ob auch alles richtig ist, ob der nächste Schritt auch gelingt, der wird leichter untergehen, wird unsicher werden, sich anspannen und vielleicht sogar untergehen.
Das Wasser und das Meer erst recht, sie sagen: Vertraue, setze den ersten Fuß auf das Meer und vertraue darauf, dass es Dich trägt. Ohne Vertrauen gibt es keinen Weg, den Du gehen kannst.
Und das Meer sagt auch, lebe Dein Leben im Rhythmus des Ein- und Ausatmens, suche Dir Ausblicke in die Weite und nutze die Gezeiten. Dieses Einschwingen in den Urrhythmus macht lebendig und frei.
Wie gelingt es Dir, Dich dem Vertrauen zu öffnen?
Mit welcher Übung kannst Du lernen, den Fuß Schritt für Schritt auf das Wasser zu setzen?
Wo kannst Du Weite spüren und wo erlebst Du Stille aus der Wahrnehmung des Urrhythmus’ heraus?
Ich mag diese kurze Reihe um die vier Elemente sehr und hatte diesen Beitrag Anfang Oktober zuletzt gelesen und jetzt wieder, weil mich das Thema Vertrauen in das Leben gerade sehr beschäftigt. Vielleicht hilft ein inneres Bild, um mich dem Vertrauen zu öffnen, eben erinnere ich mich daran, dass ich beim Schwimmunterricht in der Schule ein Schwimmabzeichen nicht bekam, weil ich mich hartnäckig weigerte, vom Dreimeter-Brett zu springen, man musste mich sogar einmal vorne wieder von der Brettkante einsammeln, aber kurze Zeit später bin ich privat in einem Schwimmbad vom Fünfmeter-Brett gesprungen (als es keiner mitkriegte). Na bitte, geht doch.