Was feiern wir eigentlich im Advent?
Da die Lebkuchen- und Spekulatius-Packungen schon seit Wochen in den Regalen im Eingangsbereich der Supermärkte stehen, und wenn nun beim Gang über die Weihnachtsmärkte vereinzelt Schilder auffallen, die verkünden, dass hier (an dieser Bude) eine „Weihnachtsmann-freie Zone“ sei, stellt sich mir die Frage, was dieser ganze Buhei eigentlich soll. Geht es nur um Kommerz und Konsum?
Die doppelte Bedeutung des Advents
Jenseits von allem Kommerz ist der Advent zum einen die Vorbereitungszeit auf die liturgische Feier der ersten Ankunft Christi, also auf Weihnachten. Zum anderen soll der Advent aber auch die Erwartung der endzeitlichen Ankunft Christi ins Gedächtnis bringen. Liturgiegeschichtlich fällt auf, dass vor allem unter dem Einfluss der iro-schottischen Missionare in der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends die endzeitliche Erwartungshaltung in den Vordergrund gerückt wurde und die Wochen vor Weihnachten den Charakter einer Fasten- und Bußzeit hatten – woher ja heute noch die violette Farbe herrührt. Aber die römische Tradition hat sich im Festhalten am freudigen Halleluja, das ja in der österlichen Bußzeit entfällt, durchgesetzt und den Advent als fröhliche Erwartungszeit geprägt, weshalb auch gegen einen Gang über die Weihnachtsmärkte nichts einzuwenden ist…
Was bedeutet „endzeitliche Erwartungshaltung“?
Dass wir uns im Advent auf Weihnachten vorbereiten, ist unbestritten. Aber was hat es mit der eschatologischen Erwartung auf sich? Eine Antwort auf diese Frage gibt vielleicht der „spätberufene Christ“, Bischof und Kirchenlehrer Augustinus von Hippo (354-430) in einer Predigt:
„Gott wird der Hafen sein, wo unsere Mühen enden: Wir werden Gott sehen und Gott loben. Dann wird man nicht mehr sagen: Steh auf, arbeite, kleide die Diener, kleide dich selbst mit Purpur geschmückt, teile der Dienerschaft ihre Nahrung zu, pass auf, dass die Lampe nicht verlöscht, sei wachsam, steh nachts auf, öffne die Hand den Armen, auf der Spindel drehe die Fäden. Dort, wo es keine Bedürftigkeit mehr gibt, wird es auch keine von der Bedürftigkeit auferlegten Werke mehr geben. Dort wird es keine Werke der Barmherzigkeit mehr geben, weil es dort kein Elend mehr gibt.
Dort wo es keinen Bettler gibt, braucht ihr dem Armen kein Brot mehr zu brechen. Dort, wo alle in ihrer Heimat leben, braucht ihr keinen Fremden mehr aufzunehmen. Dort, wo alle ewig gesund sind, braucht ihr die Kranken nicht mehr zu besuchen. Dort, wo alle in ewiges Licht gekleidet sind, braucht ihr den Nackten nicht mehr zu bekleiden. Dort, wo alle ohne Ende leben werden, braucht ihr keine Toten mehr zu begraben.“
Welche Bedeutung hat für dich der Advent?
Bruder Nikolaus