Insel der Meditation

Wie Du Dir im Alltag Inseln der Meditation schaffst

Meditation ist für das spirituelle Leben so wichtig wie es für die Katze wichtig ist, gestreichelt zu werden. (Man merkt mal wieder, dass ich Katzenbesitzer und -liebhaber bin).
Auf das Streicheln kann die Katze durchaus verzichten. Sie wird dadurch nicht sterben und nicht zugrunde gehen. Immerhin wurden die ehemals wilden Katzen in der Wildnis auch von niemandem gestreichelt.
Aber es verbessert das Dasein der Katze doch erheblich, wenn sie gestreichelt wird.
Es entsteht so etwas wie die “Wohligkeit des Daseins”.
Und so ist es auch mit der Meditation. In gewisser Weise ist es das Streicheln der Seele – auch wenn Meditation durchaus anstrengend, manchmal sogar langweilig und nicht ohne Mühe zu haben ist.
Wenn Du mehrere Tage nicht meditiert hast, dann wirst Du daran nicht sterben. Aber wenn du längere Zeit pausierst, dann wirst du es spüren. Das Leben geht weiter, aber es geht anders weiter. Vielleicht fühlst du Dich unruhiger, weniger bei Dir, der Stresspegel nimmt zu oder was auch immer Du wahrnimmst, Du wirst den Unterschied spüren.

In unseren sehr unterschiedlichen Alltagen gibt es eine Konstante. Wir sind alle sehr beschäftigt. Das muss nicht gleich in Stress ausarten, aber wir haben alle allerhand zu tun, haben Termine, müssen hierhin und dorthin, bekommen Besuch, machen Besuch, Arbeit, Meetings, Unterricht, Büro, Vorbereitung, Haushalt, Kinder, Hund, Katze, Maus…
Wo bleibt dann Zeit für Meditation – gerade dann, wenn wir es eigentlich so nötig haben.
Dieser Gedanke brachte mich dazu nachzudenken, ob es Formen der Meditation gibt, die ich sozusagen mitnehmen kann.
Wenn ich unterwegs bin, dann fällt es mir oft schwer, wirklich still dazusitzen. Ich brauche dann eine geführtere Form der Meditation, die mich stärkt und mich auf mich selbst blicken lässt.
Außerdem finde ich verschiedene Formen der Meditation hilfreich, denn wenn ich eine Auswahl habe, dann habe ich schneller die richtige Meditation für mich in der gegebenen Situation zur Hand.
Und so erhältst Du jetzt eine Liste mit einfachen und manchmal kurzen Meditationen.
Ausgangspunkt der Meditationen ist jeweils ein entspannter Zustand, also: ein Minute ruhig ein- und ausatmen, still sitzen usw.

Insel der Meditation: Lichtmeditation

Diese Meditation ist in anderen Zusammenhängen als Lichtdusche bekannt. Stell Dir vor, dass von oben eine kraftvoller Lichtstrahl auf Dich fällt. Er wärmt Dich und Du spürst, wie alles um Dich herum hell und licht wird.
Dann spürst Du, wie das Licht immer mehr über den Scheitelpunkt Deines Kopfes in Deinen Körper gerät. Immer mehr des Lichtes scheint hinein in Deinen Körper. Erst in den Kopf, dann durch den Hals in den Rumpf und über die Schulter in Arme und Finger.
Weiter über die Hüfte in die Beine, Füße und Zehen hinein.
Alles wird erhellt, alles wird warm, alles leuchtet. Alle Dunkelheit verschwindet augenblicklich.

Diese Meditation kann Dir gegen negative Gedanken helfen, die wir oft mit Dunkelheit assoziieren.

Insel der Meditation: Erdmeditation

Diese Medi kannst Du überall dort machen, wo Du stehst.
Spüre Deine Füße, verlagere Deine ganze Aufmerksamkeit auf Deine Füße, spüre, wie sie Dich tragen und wie die Erde Deine Füße trägt.
Stell Dir einmal vor, wie aus deinen Füßen kleine Wurzeln wachsen, die sich erst ihren Weg durch die Strümpfe und Schuhe bis hinein in den Erdboden graben. Dort verzweigen sie sich immer weiter, werden kräftiger, wachsen und verbinden dich ganz fest mit der Erde.

Diese Meditation kann Dir helfen, herunter zu kommen und Dich zu beruhigen. Soll auch gegen Bluthochdruck helfen, habe ich mal gelesen.

Insel der Meditation: Lichtkugelmeditation

Stell Dir vor, in Deinem Bauch ist eine gegenstandslose sehr warme und orange leuchtende Kugel. Du spürst ihre Wärme und das Licht, das sie ausstrahlt.
Dann bemerkst Du, wie diese Kugel sich in Bewegung setzt.
Sie wandert langsam in jedes Bein, weiter über die Brust in die Arme bis in den Kopf hinein und findet dann wieder ihren Platz in Deinem Unterbauch.
Du spürst jeweils, wie die Kugel alles erleuchtet und wärmt.

Insel der Meditation: Duschmeditation

Warum nicht alltägliche Situationen für eine kleine Meditation nutzen.
Die Dusche ist eine wunderbare Möglichkeit dafür.
Du spürst das Wasser auf Deinem Körper und die Wärme. Du lässt es einfach geschehen, bewegst dich nicht, sondern nimmst wahr und kannst Dankbarkeit für diesen Augenblick entwickeln, der so ganz ohne Leistungsdruck ist und wo Du wirklich ganz für Dich bist.
Lasse Dich von dem Wasser streicheln, gewöhne Dich an den Gedanken, dass das Wasser das Allerbeste für Dich will und dich stärken und reinigen möchte.
Alle dummen und unproduktiven Gedanken fließen mit dem Wasser ab.
Und nach dem Duschen nimmst du ein wohlig riechendes Körperöl und streichelst Dich damit selbst.

Insel der Meditation: Kaffeemeditation

Das geht natürlich auch mit Tee.
Du schüttest Dir eine Tasse ein und bevor Du den ersten Schluck nimmst, hältst Du für ein paar Augenblicke deine Kaffeetasse in der Hand. Frag Dich einmal, was der Kaffee Dir in der augenblicklichen Situation, in der Du Dich gerade befindest, sagen würde.
Wäre es ein Kompliment? “Hast Du richtig gut gemacht!”
Ein Ratschlag? “Hey, pass auf, dass Du Dich nicht übernimmst!”
Würde er dich zur Vorsicht ermahnen?
Oder würde er sagen: mach mal halblang!

Insel der Meditation: Meditation in der U-Bahn

Diese Form mag ich besonders und du kannst sie überall machen.
Sie kommt der klassischen Meditation oder Kontemplation am nächsten.
Ihr Ursprung liegt in Tibet.

Du sitzt in der U-bahn – Du hast noch zehn Minuten vor Dir.
Nun betrachte die Menschen und Sitze, die Werbung und Fenster oder was auch immer. Aber betrachte nicht die Dinge selber, sondern fokussiere Deinen Blick auf den Raum dazwischen, zwischen Dir und dem, was Du gerade ansiehst (vielleicht solltest du dann besser keinen Menschen nehmen, das könnte für den komisch sein).
Du wirst gleich spüren, wie sich etwas in dir verändert und wie Du ruhiger und gesammelter wirst.
Du solltest jedoch ein wenig aufpassen, nicht in eine Art Schlaf zu verfallen oder zu träumen zu beginnen. Das sind beides wunderbare Dinge, aber darum geht es ja bei der Meditation nicht.

Auf geht’s

Das sind jetzt natürlich keine ausführlichen Anleitungen. Aber es wird Dir nicht schwer fallen, eine der Meditation zu machen. Am besten ganz entspannt an die Sache gehen und den Mut haben, selber etwas weiter zu entwickeln.

Ich wünsche Dir viel Spaß bei diesen einfachen Übungen, die dem Alltag kleine Perlen der Aufmerksamkeit und der Achtung geben können. Und die hast Du Dir doch wirklich verdient, finde ich.

Bruder David


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Kommentare

  • Lieber David! Das Wunderbare an Deinen Tipps ist, dass es Kleinigkeiten aus dem Alltag sind, mit denen man meditierend zur Ruhe kommen kann. Wenn ich den Regen rauschen höre, der momentan fällt, dann ist er auch eine gute Möglichkeit fürs Meditieren: Fenster öffnen, die frische Luft einatmen und sich vorstellen, dass aller Alltagsstress durch den Regen abgewaschen wird … . Und, was ich eben in einem Prospekt vom Eschbach-Verlag gefunden habe:

    Zehn Minuten

    die Seele hochlegen
    wie die Beine
    die Gedanken baumeln lassen
    wie reife Äpfel im Wind
    das Kopfkarussell
    in blaue Tücher schlagen
    ihm Ruhe verordnen
    für zehn Minuten
    den Händen Stille befehlen
    die Sorgen in den Schoß legen
    alles Tun auf der langen Bank
    warten lassen
    dem Atem und dem Herzen nachspüren
    eine Weile einfach
    verweilen
    (von Carola Vahldiek)
    das passt doch auch gut zu den Anregungen zum Meditieren.
    Herzliche Grüße!!

  • Lieber David,
    habe die Texte gerade gelesen. Gefällt mir sehr gut und lässt sich leicht in den alltag bauen. Danke an Renate für den Text aus dem Prospekt. Ich empfehle das Buch: Stille in der Stadt von Ursula richard aus dem Kösel Verlag, 14,99€
    Liebe Grüße
    Ulrike

    • Danke für die Rückmeldung – durch das Benediktsfest am Wochenende komme ich leider erst jetzt dazu den Kommentar freizuschalten und zu reagieren! Gruß, Bruder David

    • Vielen Dank für die positive Rückmeldung – welche der Inseln hat Dir denn besonders gefallen?
      Durch das Benediktsfest am Wochenende komme ich leider erst jetzt dazu den Kommentar freizuschalten und zu reagieren! Gruß, Bruder David

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