Impuls am Sonntag:
Bernward Kalbhenn, Journalist
Welche Zitat hat Sie in der letzten Zeit inspiriert und was sagt Ihnen das Zitat?
„Lehre uns zu bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden“ (Martin Luther) oder: „Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz“ (Einheitsübersetzung) oder: „Lehre uns unsere Tage zu zählen, daraus werden wir gescheit – und unser Herz wird weise“; so sagt es Arnold Stadler in seiner Psalmen-Übertragung mit dem Titel „Die Menschen lügen. Alle“ (Psalm 116).
Wen würden Sie als weisen Menschen bezeichnen und warum?
s.o.
Wie ist ihre Beziehung zur Spiritualität und zum Glauben?
Ich antworte mit einem Zitat des ehemaligen Benediktinermönchs und späteren evangelischen Religionsprofessors Fulbert Steffensky in seinem Buch „Schwarzbrot-Spiritualität“: „Worte können Irrlichter sein, und ich habe den Eindruck, Spiritualität ist ein solches geworden. Ich verstehe die Sehnsucht der Menschen, die nach einem solchen Wort greifen. Sie sind es müde, in der Kirche einer Rhetorik ohne Erkenntnis ausgeliefert zu sein. Sie sind es müde, in ausgeleuchteten Räumen zu leben, die kein Geheimnis mehr bergen.“
Und der kürzlich verstorbene Jesuitenschüler Heiner Geißler, bringt Glauben und Zweifel zusammen, wenn er feststellt, „vielleicht ist das, woran man zweifelt, trotzdem wahr“. Jesuiten hätten einen Begriff für dieses Verlangen: „desiderum desiderii, die Sehnsucht nach der Sehnsucht, glauben zu können. Beides reicht, um Christ zu sein“.
Ansonsten verweise ich auf den kleinen Devotionalien-Laden im Hildesheimer Domforum; dort gibt es ein Geschirrtuch zu kaufen mit einem Zitat von Theresa von Avila: „Man findet Gott auch zwischen den Kochtöpfen“.
Welches Buch sollte jeder gelesen haben? Was ist für Sie das Besondere dieses Buches?
Mich hat in den vergangenen Jahren ein Buch in besonderer Weise angesprochen: „Über das Sterben. Was wir wissen. Was wir tun können. Wie wir uns darauf einstellen“ von Gian Domenico Borasio; der Palliativmediziner beginnt seine Erzählung mit einem ungewöhnlichen Gedanken – dass nämlich Geburt und Tod viel gemeinsam haben.
Was uns allen zu wünschen sei, schreibt Borasio, „ist ein nüchterner und gelassener Blick auf die eigene Endlichkeit. Dies erfordert eine ruhige und wiederholte Reflexion, am besten im Dialog mit Menschen, die uns am nächsten stehen. Das passiert leider im Leben eher selten, und wenn, dann oft sehr spät. Nehmen wir uns die Zeit dafür“.
Auf den Punkt gebracht beschreibt dieser Beitrag ein dringendes Bedürfnis, insbesondere der Menschen 65+.
Das Leben wird auf einmal vom Ende her gedacht und wechselt Form und Inhalt – wie auch immer.