Diener mit Tablett

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Die größte Kraft, die du besitzen kannst, ist nicht die, zu herrschen. Nicht, die Zügel in der Hand zu halten, alles zu bestimmen, vorne zu stehen, die Leitung zu übernehmen, der oder die Größte zu sein. Deine größte Kraft liegt vielmehr im Dienen. Ich weiß – das klingt im ersten Moment paradox. Denn wir sind so geprägt, dass wir Größe mit Macht verbinden, mit Kontrolle, mit Einfluss. Aber genau das Gegenteil ist der Weg zur inneren Freiheit. Heute möchte ich darüber sprechen, warum Dienen ein Ausdruck von wahrer Größe ist – und wie du diese Kraft in dir entdecken kannst.

Zuerst ist wichtig zu klären, was mit Dienen nicht gemeint ist. Es geht nicht darum, dich kleinzumachen. Es geht nicht darum, dich zu verdemütigen, dich aufzugeben, immer Ja zu sagen, keine Grenzen zu kennen. Es geht auch nicht darum, dich schwach zu machen oder dich in irgendeiner Form als bedeutungslos zu empfinden. Das ist ein Missverständnis. Viele Menschen lehnen Dienen genau deshalb ab – weil sie es mit Unterwürfigkeit, mit Selbstaufgabe verwechseln. Aber das hat mit dem wahren Wesen des Dienens nichts zu tun.

Wirkliches Dienen kommt aus einer Position der inneren Stärke. Nicht aus einem Bedürfnis nach Anerkennung, nicht aus der Hoffnung, endlich gesehen oder geliebt zu werden. Nicht als Mittel, um irgendwo dazugehören zu dürfen. Das ist ein verzerrter Dienst, bei dem wir versuchen, durch Selbstverleugnung etwas zu bekommen. Echte Kraft entsteht anders.

Wenn du wirklich dienst, dann tust du das aus Freiheit. Du brauchst keine Bestätigung. Du brauchst keinen Applaus. Du dienst, weil du spürst, dass es deiner inneren Wahrheit entspricht. Du dienst, weil du Verantwortung übernimmst – für etwas Größeres als dich selbst. Du dienst, weil du mit deinem Leben beitragen willst, dass etwas Gutes wachsen kann. Und das kannst du nur, wenn du in dir selbst ruhst.

Viele Menschen, die nicht dienen können, wollen herrschen. Sie möchten bestimmen, weil sie sich dadurch sicherer fühlen. Oder größer. Oder bedeutender. Aber das ist ein Zeichen innerer Unreife. Es ist wie bei kleinen Kindern, die in Rollenspielen gerne der Häuptling oder die Königin sein wollen. Das ist auch okay – Kinder brauchen das, um sich zu entwickeln. Aber wenn wir älter werden, wenn wir reifen, dann verändert sich etwas.

Dann wird Dienen plötzlich kein Zeichen der Schwäche mehr, sondern ein Ausdruck von wirklicher Größe. Reife Menschen haben kein Problem damit, anderen zur Seite zu stehen. Sie müssen nicht ständig im Mittelpunkt sein. Sie brauchen das Rampenlicht nicht. Sie wissen, dass ihr Wert sich nicht aus ihrer Position ableitet. Und sie wissen, dass wahre Stärke sich gerade darin zeigt, anderen Raum zu geben, statt ihn selbst zu beanspruchen.

Reife Menschen können führen – und gleichzeitig dienen. Sie können entscheiden, ohne dominant zu sein. Sie können Verantwortung tragen, ohne sich über andere zu stellen. Sie können in der Mitte stehen, ohne sich selbst zur Mitte zu machen. Und das ist für mich das Bild einer neuen Art von Führung: dienend, nicht herrschend. Klar, kraftvoll, aber nicht aufdrängend.

Vielleicht fragst du dich jetzt: Wann habe ich das zuletzt erlebt – dieses wirkliche Dienen? Und zwar nicht, indem du dich klein gemacht hast, sondern indem du dich einer Sache hingegeben hast, weil sie dir wichtig war. Vielleicht war es im Gespräch mit einem anderen Menschen, bei dem du wirklich zugehört hast. Vielleicht war es in einer Entscheidung, bei der du das Wohl anderer mitgedacht hast. Oder in einem Moment, in dem du nicht dein Ego durchgesetzt hast, sondern auf das größere Ganze gehört hast.

Dienen heißt nicht, passiv zu sein. Es heißt, bewusst und aktiv zu gestalten – aber nicht aus Selbstbezogenheit, sondern aus einer tiefen Verbindung mit dem Leben. Und ja, auch Leitung kann Dienst sein. Auch Verantwortung kann Ausdruck von Dienen sein – wenn sie nicht darauf abzielt, dich zu erhöhen, sondern wirklich zu tragen und zu unterstützen.

Jesus sagt im Evangelium: „Wer unter euch der Erste sein will, der sei der Diener aller.“ Das ist eine radikale Aussage. Sie kehrt alle Maßstäbe um, die wir sonst so haben. Aber genau darin liegt der Schlüssel zur Freiheit. Es geht nicht darum, dich zu beweisen. Sondern darum, zu sein – und aus diesem Sein heraus zu handeln. Ohne Maske. Ohne Machtspiel. Ohne Angst, nicht genug zu sein.

Und wir alle haben Verantwortung. Für unser eigenes Leben, für die Menschen um uns, für das, was durch uns in die Welt kommt. Und in all diesen Bereichen können wir dienen – auf unsere Weise, mit unserer Kraft, in unserem Tempo. Nicht, weil wir müssen. Sondern weil wir frei sind.

Vielleicht magst du in den nächsten Tagen einmal bewusst darauf achten: Wo kannst du dienen – aus Stärke, aus Freiheit, aus innerer Größe heraus? Und was verändert sich, wenn du das tust?

Danke, dass du heute dabei warst.


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David Damberg


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Kommentare

  • Lieber David Damberg, Danke für den „kernigen“ Impuls. Mir gefällt der zupackende Stil (auch im Newsletter), das ist kein „pastorales Gesäusel“. 😉

    Nun ist ja in unserer Kirchen-Welt oft von einem „Wenigerwerden“ die Rede, und das bereitet mir immer Bauchschmerzen. Das liegt auch daran, dass ich als Frau andere Erfahrungen/Beobachtungen mit „Machtverzicht“ gemacht habe. Oft lassen wir Frauen anderen den Raum, nehmen uns zurück und werden dann im „Abspann“ vergessen. Das kann es also nicht sein. Trotzdem würde ich gern an der Verbindung Dienen/Leiten festhalten. Die Frauenvariante könnte daher lauten: Zeig dich mit deinen Gaben, bleib stark und behalte das Ganze und die anderen im Blick.
    Nochmals herzlichen Dank für die wertvollen Einsichten. Freue mich schon auf weitere Impulse.
    Herzliche Grüße in die List

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