Am vergangenen Wochenende haben wir das Triduum paschale, die drei österlichen Tage, gefeiert. Für unsere evangelischen Schwestern und Brüder ist der Karfreitag der höchste Feiertag im Jahr, für uns Katholiken ist es der Ostertag. Zwischen beiden Tagen liegt dieser merkwürdige Karsamstag, ein „Nicht-Tag“ quasi, an dem es neben den Tagzeitgebeten keine weitere Liturgie gibt. Es ist der Tag, an dem dieser Jesus nicht da ist.
„Hinabgestiegen in das Reich des Todes“
– so beten und bekennen wir im Apostolicum.
Was auch immer mit dem „Reich des Todes“ gemeint ist, Jesus ist den gleichen Weg gegangen, den auch jede und jeder einzelne von uns einmal gehen muss. Aber Jesus bleibt nicht in diesem Reich, sondern er ist „am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.“
Da fehlt was!
Im Evangelium der Osternacht beschreibt Markus, dass Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome frühmorgens, nachdem der Sabbat vorüber war, zum Grab gingen, um den Jesus zu salben. Aber von dem Leichnam fehlt jede Spur. Stattdessen ist ein Engel im Grab, der ihnen sagt: „Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden; er ist nicht hier. Seht, da ist die Stelle, wohin man ihn gelegt hat. Nun aber geht und sagt seinen Jüngern und dem Petrus: Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat.“ (Mk 16,6-7)
Und wer jetzt eine Bibel zur Hand nimmt, stellt fest, dass das Osterevangelium gar nicht mit Vers 7 aufhört; denn wir lesen im folgenden Vers: „Da verließen sie das Grab und flohen; denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten niemandem etwas davon; denn sie fürchteten sich.“
Ostern: erst mal kein Grund zur Freude
Die Auferstehung Jesu ist für die drei Frauen zunächst etwas ganz Verstörendes, etwas Unvorstellbares. Und auch das Johannes-Evangelium, das am Ostertag gelesen wird, beschreibt ähnliches: „Denn sie hatten noch nicht die Schrift verstanden, dass er von den Toten auferstehen müsse.“ (Joh 20,9)
Wir haben die Zeugenschaft der Frauen und der Jünger: denn es bleibt nicht beim verschwundenen Leichnam und leeren Grab. Jesus erscheint den Frauen und seinen Jüngern vierzig Tage hindurch als der Auferstandene, bevor er zum Himmel auffährt, wo er zur Rechten Gottes, des Vaters, sitzt.
Und das ist unser Glaube: Jesus Christus ist wahrhaft auferstanden! Halleluja!
Bruder Nikolaus Nonn OSB
Lieber Bruder Nikolaus,
so ein tiefgreifendes Ereignis wie Ostern bedarf einer inneren Erschütterung, Schrecken und Weglaufen und wieder Annähern. Wer könnte das alles von Gründonnerstag bis Ostersonntag verkraften?
Deshalb liebe ich die Emmausgeschichte, auch weil erfahren im gemeinsamen Mahl stattfindet, und auch hier die Erkenntnis später folgt.
In der evangelischen Kirche wurde vor einigen Jahren der Karfreitag als höchster Feiertag abgeschafft und wir haben seitdem auch Ostern als höchsten Feiertag, auch wenn das noch nicht alle internalisiert haben oder es annehmen wollen.
Eine gute und erfahrungsreiche Osterzeit und
liebe Grüße
Ulrike
Herzlichen Dank für Die Rückmeldung und die Klarstellung in Bezug auf Karfreitag.
Eine gesegnete Osterzeit wünscht
Nikolaus