Warum feiern wir Menschen eigentlich Jahrestage – etwa den eigenen Geburtstag oder den eines uns lieben Menschen? Warum feiern wir bestimmte Tage Jahr für Jahr neu – etwa Silvester-Neujahr?
Nun, ich glaube, dass wir Menschen Erinnerungen brauchen, die uns aus dem Alltagstrott herausreißen und innehalten lassen, so dass wir Rückschau, aber auch Ausschau halten können.
Das neue Kirchenjahr
Am vergangenen Samstag haben wir mit der ersten Vesper zum Ersten Advent das neue Kirchenjahr begonnen. Da erinnere ich immer eine Begebenheit, die schon etliche Jahre zurück liegt, die aber deutlich macht, dass wir in einem stets wiederkehrenden Kreislauf eingebunden sind:
Unser P. Michael hatte in der Abtei die Predigt am Ersten Advent. Es ging also zum Ambo, zeigte den Gottesdienstbesuchern sein Graduale, öffnete es, nahm ein Lesebändchen und platzierte es auf der ersten Seite. Es begleitet dies mit den Worten: „Gestern habe ich zum 35. Mal das Bändchen von hinten nach vorne gelegt.“
Er hatte damals einfach sehr banal formuliert, was wir Jahr für Jahr tun: Wir beginnen immer wieder am ersten Advent ein neues Kirchenjahr. Jahr für Jahr begehen wir Weihnachten. Jahr um Jahr feiern wir Ostern. Die Aufzählung ließe sich beliebig lang fortsetzen…
Das Kirchenjahr
Liturgiegeschichtlich hat sich zunächst der Festkreis um Ostern, später dann auch der Festkreis um Weihnachten allmählich zu einem Jahreszyklus vervollständigt. Der Begriff „Kirchenjahr“ taucht zum ersten Mal 1589 bei dem lutherischen Pastor Johannes Pomarius auf und macht deutlich, dass die nach der Reformation beginnende Trennung von christlich-sakraler und profaner Zeitgliederung und Kalenderordnung begonnen hatte.
Dabei fällt auf, dass das Kirchenjahr sich teilweise vom solaren Zyklus, teilweise aber auch vom lunaren Zyklus her bestimmen lässt. Vom fixen Sonnenjahr etwa ist das Datum des Weihnachtsfestes bestimmt, von den beweglichen Mondphasen her ändert sich der Termin des Osterfestes in jedem Jahr.
Jährliche Erinnerung
Wenn wir also am Beginn eines neuen Kirchenjahres stehen und in großer Gewohnheit unsere christlichen Feste in der gleichen Reihenfolge wie alle Jahre zuvor wieder feiern, dann geht es darum, sich immer neu des Heilshandelns Gottes an uns zu vergewissern – das Heilshandeln Gottes, dass in Jesus Fleisch geworden ist.
Auf ein Neues…
Gerade der Advent, die Vorbereitungszeit auf Weihnachten hin, bietet die Chance, sich bewusst auf Weihnachten einzuschwingen. Wir sind eingeladen, in kindlicher Vorfreude auf Weihnachten zuzugehen, um dann an Weihnachten selbst mit aufgerissenen Augen und wach hörenden Ohren auf die Kindheitsgeschichte Jesu zu hören, wie sie der Evangelist Lukas so bildreich schildert, oder wie der Evangelist Johannes es im philosophisch-theologischem Prolog zu seinem Evangelium schreibt.
In diesem Sinne wünsche ich Dir eine besinnliche Adventszeit!
Danke,
für die historischen Hintergründe für das Kirchenjahr.
Bitte sehr und gern geschehen…