28/02/2023

Wörterbuch der Spiritualität

Acedia:  [aˈt͡sɛdja]
ein Ausdruck der christlichen Spiritualität und bezeichnet eine Haltung, die sich gegen alles wendet, was Sorge, Mühe oder Anstrengung bedeutet. Sie reagiert darauf mit Ekel,, Abneigung und Überdruss

Es gibt im spirituellen Leben und im monastischen insbesondere eine ganz eigene Form der Pathologie, also der Lehre von den Krankheiten. Eine “Krankheit” heißt zum Beispiel Acedia, um die soll es heute gehen. In Und diese “Krankheit”, so vielfältig sie ist, so sehr ist sie auch für uns Heutige von Belang.
Was verbirgt sich nun hinter dieser “Krankheit”? Zunächst ist es wichtig zu verstehen, dass der Begriff von den ersten Mönchen in der Wüste Ägyptens und Syriens geprägt wurde. Für diese ersten Mönche stellte die Mittagszeit eine besondere Herausforderung dar. Hitze, Trockenheit, Hunger und Einsamkeit machte ihnen zu schaffen. Dieses Leiden schrieben sie dem Dämon der Mittagszeit (auch Mittagsdämon genannt) zu und den Zustand nannte sie Acedia.
Trägheit und Müdigkeit stellten sich ein, die Versuchung, sich hinzulegen und zu schlafen, überkam so manche Mönche.
Dazu kamen Gefühle von Überdruss, die Freude an Ablenkung und Zerstreuung bis hin zu Zweifel an der eigenen Berufung und dem spirituellen Weg, den man eingeschlagen hatte.

Morgens stand man nicht früher auf, um zu meditieren, oder unterließ das Beten. Man fühlte sich abends zu müde, um noch etwas Geistreiches zu lesen, und am späten Abend fand man keine Kraft mehr, den Tag zu bedenken. Immer entdeckte man eine Ausrede und konnte sie teilweise gut begründen. Heute verweisen wir dann schnell auf Psychologie und andere Menschen, denen es auch nicht anders ergeht.
Natürlich ist es wichtig, ausgeruht zu sein und Zeiten der Entspannung zu haben. Und doch braucht das spirituelle Leben eine ernsthafte Anstrengung und einen Willen, der durch den Alltag trägt.
Wer wirkliche Fortschritte im spirituellen Leben machen möchte, wird nicht um ein gewisses Maß an Disziplin herumkommen. Dabei geht es nicht um Selbstkontrolle und unnötigen Zwang. Sondern es geht darum, sich auf eine Verlässlichkeit einzulassen. Viele geistliche Übungen werden erst wirksam, wenn sie längere Zeit durchgeführt und durchgehalten werden. Erst dann zeigen sich Früchte und man kann den Lohn der eigenen Mühe ernten.

Welche Heilungsmöglichkeiten gibt es, wenn man die Acedia bei sich diagnostiziert?
Nicht hilfreich wird es sein, sogleich von 0 auf 100 zu gehen und eine ganze Reihe an Übungen und Aufgaben in Angriff zu nehmen. Aber es kann sehr wohl hilfreich sein, zumindest mit einer Sache zu beginnen und sie wieder durch den Alltag zu tragen.
Ebenfalls wichtig ist die Fähigkeit, sich nicht von allen inneren Stimmen und Stimmungen beeinflussen zu lassen. Das ist eine grundlegende Fähigkeit im spirituellen Leben. Diese Unabhängigkeit erlangt man allerdings genau über die Übungen, die die Acedia torpedieren. Meditation ist ein solcher Weg bzw. Kontemplation, auch Yoga und andere Körperübungen können dabei helfen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die gute Planung von Ruhephasen und Zeiten der Aktion und Übung. Beides braucht Raum und Zeit im Leben. Und wenn sich Acedia in Deinem Leben zeigt, dann hast Du es vielleicht an einer anderen Stelle übertrieben oder hast keine gute Spannung in Deinem Leben aufbauen können.
Finde also zurück zur Balance – eine Balance aus engagiertem spirituellen Leben und Zeiten der Entspannung und Ruhe.
Grundlage ist der feste Wille und die Entscheidung, ein Leben zu führen, das sich immer mehr an spirituellen Werten orientiert.

David Damberg


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Kommentare

  • Danke noch für diesen schönen Beitrag – diese Balance finde ich oft noch nicht recht 🙂 . Nach dem Kurs zur benedikt. Spiritualität im Februar mache ich im Sinne der Statio Mittagspause jetzt immer um 12:30 Uhr, das klappt also sehr gut und so hoffe ich, jetzt den restliche Tagesablauf, vor allem den Morgen, etwas geregelter anzugehen. Dann bekommt hoffentlich auch die Meditation dort ihren Platz anstatt mal dann, mal dann oder gar nicht stattzufinden.

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