Mein Vater, der 1919 in einem kleinen Dorf in der Eifel – unweit der Abtei Maria Laach – geboren ist, erzählte vor langer Zeit, dass in seinem Elternhaus die „gute Stube“ nur an hohen Feiertagen genutzt wurde. So kam es, dass einmal kurz vor Ostern, als die Stube für das bevorstehende Fest hergerichtet werden sollte, dort von Weihnachten noch der (inzwischen abgenadelte) Tannenbaum stand.

Tatsächlich blieben bis zur Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils vielfach die Tannenbäume zwar nicht bis Ostern, aber bis zum 2. Februar stehen. Denn die Weihnachtszeit dauerte damals bis zum 2. Februar, dem vierzigsten Tag nach Weihnachten. Der Tag wurde im Volksmund oftmals Lichtmeß oder Mariä Lichtmeß genannt, weil bei Prozessionen Kerzen mitgetragen und gesegnet wurden.

Was begehen wir am 2. Februar?

Liturgisch wird an diesem Tag das Fest der Darstellung des Herrn gefeiert. Diesem Herrenfest liegen die biblischen Geschehnisse im Tempel von Jerusalem zugrunde, die der Evangelist Lukas berichtet: „Als sich für sie die Tage der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung erfüllt hatten, brachten sie das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn darzustellen, wie im Gesetz des Herrn geschrieben ist: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn heilig genannt werden.“ (Lk 2,22f.)

Weiter schildert Lukas, dass ein frommer Mann namens Simeon, dem der Heilige Geist geoffenbart habe, er werde nicht sterben, bevor er den Gesalbten des Herrn gesehen habe. Dieser nahm Jesus im Tempel in seine Arme genommen habe und sprach eines der schönsten neutestamentlichen Gebete.

Das Nunc dimittis

Simeon pries Gott, indem er sprach: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.“ (Lk 2,29-32). Neben dem Benedictus und dem Magnificat ist das Nunc dimittis eines der drei neutestamentlichen Cantica, die der Evangelist Lukas überliefert.

Dieses Gebet macht deutlich, dass der 2. Februar ein Erscheinungsfest ist, das – außerhalb der Weihnachtszeit – unmittelbar von Weihnachten abhängt.

Lukas beschreibt aber auch, dass nicht nur Simeon auftritt, sondern auch Hanna, die er als Prophetin vorstellt: „ Zu derselben Stunde trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.“ (Lk 2,38)

Weihnachten im Februar!

Neben den Hirten (vgl. Lk 2,8-20) und den Magiern (Mt 2,1-12) sind es vor allem Simeon und Hanna, die Jesus als den deuten, der er ist: Der Gesalbte Gottes – der Christus, der der Welt erschienen ist.

Bruder Nikolaus


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Kommentare

  • Mich erfreuen die beiden, alt an Jahren, jung an Freude, Hoffnung, innerem Frieden. Simeon und Hanna (ja, richtig, eine Frau!) haben einen Platz in der Synagoge mit je eigenem Dienst und je eigener Sprache. Leider hat der Lukas-Autor Hannas Loblied nicht notiert. Schade!

  • Auch in meiner Familie war es in den 60er Jahren (Unterfranken) üblich den Christbaum bis an Maria Lichtmeß stehen zulassen. Ebenso die Lichterprozession gehört zur schönen Erinnerung meiner Kindheit.

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