Schlafe selig und süß…
Als abendlichen Gruß verwende ich ihn ganz selbstverständlich: Gute Nacht! und für etwas vertrautere Menschen auch in der Variante: Schlaf gut! Abends summe ich für mich alleine auch die Melodie aus dem Gute-Nacht-Lied von Johannes Brahms „Guten Abend, gut Nacht“: „Schlafe selig und süß, schau im Traum ´s Paradies“. Ich bin froh und dankbar, dass ich überwiegend gut schlafen kann. Freunde lächeln manchmal über mein „Verfallsdatum“, das irgendwo so gegen 23:00 Uhr liegt. Dann werde ich so müde und unkommunikativ, dass ich auf Feiern eigentlich nicht mehr zu gebrauchen bin und dann am besten auch ins Bett gehe. Bei meinem doch seit Jahrzehnten ziemlich gleichmäßigen Lebensrhythmus ist das natürlich kein großes Wunder.
Aber natürlich kenne ich viele Menschen, die große Mühe haben, abends gut einzuschlafen, und vor allen Dingen Probleme haben, in der Nacht, im Schlaf wirklich Entspannung und Erholung zu finden. Das schien irgendwie schon immer ein wichtiges Thema zu sein. Auch in unseren Psalmen, die wir in der Cella immer wieder singen, finden sich manche Verse zum entspannten Schlafen: „Du, Herr, lässt mich sorglos ruhen“ im Psalm 4 oder „Gibt doch der Herr den Seinen im Schlaf, was immer ihnen Not tut“ im Psalm 127.
Was lässt uns ruhig schlafen?
Schon die medizinische Antwort ist komplex. Eine wichtige Seite ist das hormonelle Wechselspiel zwischen Melatonin und Cortisol. Melatonin ist einfach gesagt das Schlafhormon, seine Produktion wird durch Dunkelheit angeregt und bei Licht unterdrückt. Klassischer Weise steigt der Melatoninspiegel im Blut abends ab etwa 21:00 Uhr an und erreicht nachts zwischen 2:00 Uhr und 4:00 Uhr seinen Höhepunkt. Zum Morgen hin nimmt die Melatoninkonzentration wieder ab, gleichzeitig steigt der Cortisolspiegel im Blut an und lässt uns aufwachen und aktiv sein.
Mittlerweile gibt es eine fast unendlich große Zahl an Ratgebern für den gesunden Schlaf. Zentraler Punkt aller medizinischen Ratgeber ist dabei die Frage, wie sich die Produktion von Melatonin steigern lässt. Künstliches Licht, vor allen Dingen blaues Licht von elektrischen Geräten, sollte man abends vor dem Schlafengehen eher meiden. Tagsüber braucht der Körper möglichst helle Sonnenstrahlung, nachts eher vollständige Dunkelheit – so die klassischen Schlaf-Ratgeber.
„Du, Herr, lässt mich sorglos ruhen“
Ich bleibe immer wieder an dem Wort aus Psalm 4 hängen. Sorglos ruhen, ja das möchte ich – und meistens kann ich es auch. Ich habe dabei gelernt, wie wichtig es ist, die Sorgen zu lassen – gehen zu lassen und aus meinen Kopf zu lassen – ehe ich schlafen gehe. Meistens gelingt mir das schon in guter Gewohnheit, manchmal muss ich da ein bisschen rabiat werden: „Raus aus dem Kopf mit Dir, Du blöder Gedanke. Ich will nicht, dass Du mich heute Nacht störst!“ Das klingt vielleicht ein bisschen wunderlich und doch kann ich sagen, dass es über weite Strecken gut funktioniert. Natürlich gibt es auch die Nächte, in denen ich nicht gut einschlafen kann und grüble, aber Gott sei Dank sind es sehr wenige. Überwiegend lassen sich die Störenfriede im Kopf mit einer klaren Ansage vertreiben. Oft höre ich abends auch noch ein wenig Musik. Das hilft mir dann, Gedanken kommen und gehen zu lassen und dabei immer ruhiger zu werden.
Lassen können
Manchmal denke ich, schlafen hat doch etwas mit Vertrauen zu tun. Der Schlaf als kleiner Bruder des Todes führt mich an die Schwelle, an der ich lassen muss und nicht mehr kontrollieren kann. Vor dem Schlafen kann ich mich einüben, Dinge zu lassen, die ich am Tag nicht ändern konnte, Dinge zu lassen, die ich am Tag nicht erledigen konnte, aber auch Erfahrungen und Eindrücke zu lassen, die nicht gut, nicht schön, nicht angenehm waren. Vertrauen, dass es so sein darf.
Das soll jetzt alles nicht zu einfach klingen, denn das ist es für viele überhaupt nicht. Darum freue ich mich, von Euch zu lesen, wie es Euch ergeht mit dem ruhigen Schlaf und was Euch hilft, in die Ruhe der Nacht zu finden.
Eine gute Einschlafhilfe ist auch ein wiederkehrendes, nicht zu kurzes Ritual – wie auch immer dieses aussieht -, weil es die Gedanken vom Tage abzieht und Ruhe einkehren lässt. Es ist kein Allheilmittel, hilft aber gut, wenn nicht gerade „Sturm im Oberstübchen“ herrscht.
Manchmal ist aber nicht das Einschlafen, sondern das Durchschlafen ein Problem. Da kann eine Meditations-CD (z. B. eine Body-Scan-Meditation) helfen, zu sich selbst zu kommen und wieder Schlaf zu finden.
Dennoch: Es gibt Zeiten, da geht es im Leben so turbulent zu, dass man einfach akzeptieren muss, dass ein guter Schlaf auch ein Geschenk ist und nicht als selbstverständlich hingenommen werden sollte. Also nicht verzweifeln, sondern daran denken, dass es auch wieder besser wird!
Jutta
In besonders unruhigen Zeiten (oder einfach so) stelle ich mir vor, mich in Gottes großer Hand geborgen zum schlafen einzurollen – alles andere kann draußen warten bis morgen.
Als ich diesen Artikel das erste Mal gelesen habe, hatte ich gerade eine Woche verletzungs- und schmerzbedingt nicht richtig liegen und schlafen können. Irgendwann ist man dann ganz schön erschöpft und fürchtet sich doch vor dem Schlafengehen und einer mühsamen Nacht.
Die armen Menschen, die chronische Schmerzen haben.
meine Nacht: ich bringe meine Familie, Anvertraute– in die barmherzigeLiebe des Vaters
Ich erinnere Christus, dass er mein guter Hirte ist bringe alle Not vom Tag, allen Liebesmangel… und weiss mich geborgen.
Nun danke ich für die kleinen Freuden. Maria wird als Mutter mit mir sein. Amen