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Hat ein Schreibtischjob in einer Werkstatt, die Stunden im Haushalt oder die Arbeit in einer Fabrik überhaupt etwas mit Spiritualität zu tun? Kann man so etwas überhaupt spirituell begreifen? Ist das wirklich möglich – zum Beispiel, wenn ich am Fließband stehe? Vielleicht in der Theorie, wenn ich in Ruhe an meinem Schreibtisch sitze, eine Kerze brennt und ich mir ein paar besonnene Gedanken gönne, dann mag das noch funktionieren. Aber wenn ich wirklich mittendrin bin, wenn ich das Tag für Tag mache, und nicht nur für ein paar Stunden oder an einem Wochenende – kann das dann wirklich mit Spiritualität zu tun haben?
Viele Menschen denken: Spiritualität findet auf dem Meditationskissen statt. Oder in der Natur. In der Stille. Aber nicht im Lärm der Maschinen oder in der Hektik eines Alltags zwischen Kochen, Putzen und Kinderbetreuung. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Deine Arbeit kann – und ich glaube, sie soll – ein Schlüssel sein. Ein Schlüssel, um wirklich hier anzukommen. Um dich wirklich zu inkarnieren. In diese Welt hinein. In den Alltag. In das Jetzt. Und darüber möchte ich heute mit dir nachdenken. Wie das geht. Und warum das so wichtig ist.
Natürlich: Wenn ich in einem Meditationszentrum arbeite oder einen Beruf habe, der irgendwie spirituell aussieht – Bücher verkaufen, Yoga unterrichten, Menschen beraten – dann scheint es offensichtlich zu sein. Aber was ist mit all den anderen Arbeiten? Den vielen, die keiner sieht? Denen, die kaum gewürdigt werden, obwohl sie unsere Gesellschaft tragen? Kann man auch da spirituell leben?
Ich glaube, ja. Aber es ist nicht einfach. Denn unsere Arbeitswelt ist oft geprägt von Druck, von Erwartungen, von Terminen. Ich kann mir da nicht einfach meinen Rhythmus setzen. Ich kann nicht einfach sagen: „Jetzt meditiere ich mal zehn Minuten.“ Ich bin eingebunden in Abläufe, in Verantwortung, in Strukturen, die wenig Raum lassen für spirituelle Experimente.
Und doch: Gerade dort liegt die große Chance. Ich glaube, wir müssen viel grundsätzlicher über das Thema Arbeit nachdenken. Warum arbeiten wir überhaupt? Nicht nur wegen Geld. Nicht nur wegen Selbstverwirklichung. Sondern auch, und das ist entscheidend: Weil Arbeit eine spirituelle Bedeutung hat. Eine Bedeutung, die uns helfen kann, mit beiden Beinen in dieser Welt zu stehen. Nicht abzuheben. Nicht zu fliehen in eine Welt der Gedanken und Gefühle. Sondern wirklich hier zu sein – mit Körper und Geist.
In der spirituellen Tradition, aus der ich komme, ist diese Frage nicht neu. Benedikt von Nursia, der Gründer unseres Ordens, hat darüber sehr grundlegend nachgedacht. Er lebte in einer Zeit, in der Arbeit entweder als notwendiges Übel galt oder als etwas, das einen vom Eigentlichen, vom Beten, ablenkt. Und Benedikt hat gesagt: Nein. Die Arbeit gehört dazu. Nicht als lästige Pflicht, sondern als Weg zu Gott. Als Praxis. Als Ort, an dem ich wachsen kann. Auch dann, wenn ich dabei schwitze, mich ärgere, müde werde. Gerade dann.
Denn Arbeit holt mich herunter. Sie zieht mich hinein in diese Welt. In ihre Härte, in ihre Mühe, in ihre Anforderungen. Und das ist kein Fehler. Das ist der Sinn. Es geht darum, ganz da zu sein. Auch in den gottfernen Gegenden – wie wir sie oft empfinden. Auch dort. Vielleicht gerade dort.
Und darum ist es im Grunde egal, was du tust. Ob du an der Kasse sitzt oder Kinder wickelst. Ob du programmierst oder Tische schrubbst. Es geht nicht um den Inhalt deiner Arbeit. Es geht um deine innere Haltung. Um das, was du dort hineinträgst.
Denn deine Arbeit ist der Gegenpol zu deiner Meditation, zu deinem Gebet, zu deiner spirituellen Praxis. Sie hält dich auf dem Boden. Sie konfrontiert dich mit der Welt. Sie schützt dich davor, dich in irgendeinem Elfenbeinturm zu verlieren. Und das ist gut. Denn Spiritualität ist nicht dazu da, uns aus dieser Welt zu entfernen. Sondern um uns tiefer in sie hineinzuverwurzeln.
Natürlich, du kannst Achtsamkeitsübungen machen während der Arbeit, du kannst dir einen kleinen Gegenstand auf den Schreibtisch legen, der dich erinnert. Du kannst bestimmte Rituale für den Beginn oder das Ende deines Arbeitstages entwickeln. All das kann helfen. Aber entscheidend ist etwas anderes: Dass du verstehst, dass du als spiritueller Mensch an deinem Arbeitsplatz bist. Auch wenn du nichts Besonderes tust. Auch wenn du keine besonderen Gedanken denkst. Du bist dort. Und du bist spirituell. Punkt.
Und das verändert etwas. In dir. In deiner Umgebung. Vielleicht auch in den Menschen um dich herum. Du musst kein Wort darüber sagen. Aber du wirst es ausstrahlen. Du wirst Brücken bauen – zwischen dem sogenannten Spirituellen und dem sogenannten Weltlichen. Du wirst zeigen: Es gibt diese Trennung nicht wirklich. Oder: Es muss sie nicht geben.
Deshalb: Geh als spiritueller Mensch an deinen Arbeitsplatz. Und fass dich dort auch so auf. Ohne irgendetwas zu tun, was andere bemerken müssten. Ohne irgendetwas besonders Heiliges zu machen. Allein diese Haltung macht einen Unterschied. Und sie kann – davon bin ich überzeugt – nicht nur dein Leben verwandeln, sondern auch ein wenig diese Welt.

David Damberg


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