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Weitere InformationenWenn Menschen über Spiritualität sprechen, dauert es meist nicht lange, bis das Wort Beten fällt. Es scheint so selbstverständlich: Beten gehört dazu. Es ist das Einfachste, das Naheliegendste.
Aber wenn du genau hinschaust, merkst du, wie schnell es oberflächlich wird. Für viele ist Beten ein bisschen wie ein Wunschkonzert. Eine Bitte, die man an Gott richtet, wenn es schwer wird. Wenn man krank ist. Wenn jemand, den man liebt, leidet. Dann wendet man sich an Gott und hofft, dass er eingreift, dass er etwas tut.
Und dann kommen andere, die sagen: „Nein, du darfst doch nicht erst dann beten, wenn es dir schlecht geht. Du musst vorher beten!“ Auch das klingt richtig – und bleibt doch oft an der Oberfläche.
Denn Beten ist tatsächlich eine grundlegende Praxis. Aber es ist kein Wunschzettel fürs Leben. Kein Bestellformular für Glück.
Beten heißt, die Schale des eigenen Lebens hinzuhalten. Weit geöffnet. Ohne Angst. Ohne Sorge.
Ich denke da oft an meine Katze. Wenn sie sich auf den Rücken legt und mir ihren Bauch zeigt – ihre empfindlichste Stelle. Das tut sie nur, wenn sie mir vertraut. Nur dann. Und genau das ist Beten: Dieses Hinhalten. Dieses Sich-Zeigen. Dieses Vertrauen.
Wir halten unsere Lebensschale hin – Gott hin. Das ist Beten.
Und es spielt keine Rolle, wie du das tust. Was immer dich berührt, was immer dir hilft, dich in dieser Weise zu öffnen – das ist richtig.
Wie dein Beten intensiver werden kann
Vielleicht fragst du dich: Wie kann mein Beten tiefer werden?
Wie kann ich mich wirklich öffnen?
Schon allein dieses Gefühl, mich Gott zu öffnen, ist ein gutes Gefühl. Ein friedliches, warmes Gefühl. Es ist noch keine Gotteserfahrung – aber der Anfang davon. Die Vorbereitung darauf.
Und selbst diese Vorbereitung braucht eine Vorbereitung.
Manche glauben, man müsse sich einfach nur hinsetzen und anfangen. Natürlich geht das auch. Aber es hilft, wenn du dich innerlich einstimmst. Wenn du dich bereit machst.
Vielleicht, indem du für einen Moment still wirst.
Oder eine Kerze anzündest.
Ein Räucherstäbchen.
Ein Stück Musik hörst, das dich öffnet.
Einen Text liest, ein Gedicht, ein Gebet, das dich anspricht.
Was immer dir hilft – all das ist Vorbereitung.
Es öffnet den Raum in dir. Es öffnet die Schale. Ganz weit. Ganz offen.
Zu wem betest du?
Ein weiterer Punkt, der wichtig ist: Wohin betest du eigentlich?
Für viele bekommt das Beten dann einen Knacks, wenn sie merken, dass das klassische Gottesbild nicht mehr trägt.
Als Kinder haben wir gebetet – zu einem Gott, der irgendwo oben war, ein freundlicher, liebevoller Mensch mit Bart vielleicht. Ein Vater, der zuhört. Dieses Bild war klar, einfach, schön.
Aber oft ist dieses Bild nicht mitgewachsen. Wir schon – das Leben, die Erfahrungen, der Intellekt. Und irgendwann passt das alte Bild nicht mehr.
Im Gebet spüren wir dann diesen Riss.
So kann ich nicht mehr zu Gott sprechen.
Aber soll ich nicht irgendwie doch zu ihm sprechen?
Nein. Dein Bild darf sich ändern. Es muss sich ändern.
Das alte, personelle Bild – Gott als guter Mann, als verständnisvoller Freund – kann hilfreich sein, für eine Zeit. Aber irgendwann ist es Zeit, hindurchzugehen.
Nicht ablehnen, nicht verwerfen.
Hindurchgehen.
Erkennen, dass diese Bilder schön waren, aber nicht das Ganze zeigen.
Dass Personalität nicht gleich Individualität ist.
Dass Gott mehr ist als ein „Jemand“, der irgendwo sitzt und wartet.
Gott ist mehr
Natürlich hat Gott etwas Personales. Ich kann ihn ansprechen, mit ihm sprechen – das ist für mich ohne Zweifel. Aber dafür brauche ich kein festes Bild von einem Individuum Gott.
Gott ist größer. Tiefer. Weiter.
Gott ist auch ein Energiefeld, der Urgrund des Seins, die Quelle, aus der alles hervorgeht. Und keinen dieser Begriffe wirst du je festhalten können. Kein Wort reicht aus.
Du musst offen bleiben.
Offen dafür, dass kein Begriff Gott fassen kann.
Dass du immer wieder neu suchen musst.
Dann bist du auf dem richtigen Weg.
Und dann – ja, dann kann dein Beten wirklich echt werden.
Weil du offen bist.
Weil du erkannt hast, was Gott nicht ist – um zu spüren, was er auch ist.
Und genau da beginnt das wahre Gebet.

