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Vor Kurzem bin ich auf den Begriff „Schamanische Krankheit gestoßen. Ich beschäftige mich momentan mit Schamanismus und Naturspiritualität und dabei ist mir dieser Begriff begegnet.

Es ist eine Art von Krankheit, bei der man äußerlich zwar krank ist, vielleicht sogar ärztliche Hilfe braucht oder längere Zeit flach liegt, aber innerlich eine tiefgreifende Erfahrung macht. Es ist wie ein Prozess, der von außen nicht sichtbar ist, der aber die Grundlagen deines Seins neu ordnet. Als ich das las, wurde mir sofort klar: Genau das habe ich im Juli durchgemacht.

Die erzwungene Kapitulation

Ich lag eine ganze Woche lang mit Fieber im Bett. Vermutlich hatte ich mich in meinem Kurzurlaub mit Corona infiziert. Es war zwar nicht bedrohlich, was die Situation milderte, aber es war heftig genug, dass ich einfach nur liegen und abwarten musste, bis es vorbei war. Weißt du, dieses Gefühl totaler Passivität? Der Körper zwingt dich zur Kapitulation.

Nichts schmeckt mehr. Alles hatte diesen seltsamen, bitteren Nachgeschmack. Es war eine Entfremdung von den gewohnten Sinnen. Ich lag stundenlang einfach nur da. Kein Buch, keine Ablenkung, nur das Liegen und die Zeit, die dahin kroch.

Die Tage danach fühlte ich mich psychisch richtig schlecht. Das war mehr als nur Erschöpfung nach einer Infektion. Es war eine tiefe, fast philosophische Lehre. Ich hatte das Gefühl, alles war irgendwie sinnlos und absurd. Das war beängstigend zunächst, aber rückblickend war diese existenzielle Krise vielleicht genau der Ausgangspunkt für das, was dann kam.

Die Verschiebung der tektonischen Platten

Zum Glück habe ich mich davon erholt, aber seitdem verändert sich ganz viel bei mir und in mir. Das ist der Punkt, den ich nicht oft genug betonen kann. Ich spüre, wie sich die inneren tektonischen Platten in mir verschieben. Das ist für mich die perfekte Metapher. Es sind keine oberflächlichen Veränderungen, sondern tiefgreifende strukturelle Neuordnung in meinem Leben und meiner Wahrnehmung.

Etwas Neues tritt in mein Leben. Es ist, als hätte die Krankheit alte, fest verfestigte Strukturen aufgebrochen und Platz für neue Möglichkeiten geschaffen. Ich bringe das ganz klar mit dieser Krankheitserfahrung in Verbindung. Es war für mich wie ein Katalysator.

Während der Krankheit selbst habe ich nicht viel nachgedacht oder gesehen. Es gab keine Visionen, keine tiefen Einsichten, im Fieber waren. Ich habe ein Hörbuch gehört, weil ich zum Lesen zu erschöpft war und die Zeit lief einfach weiter. Es war eine Zeit des strikten Loslassens. Man ist gezwungen, die Kontrolle komplett abzugeben.

Die heilende Stille und bedingungslose Nähe

Meine Katzen waren bei mir und haben mich mit ihrer Anwesenheit emotional unterstützt. Das war sehr wohltuend. Tiere haben oft ein Gespür dafür, wenn etwas Elementares passiert und ihre Stille, bedingungslose Nähe war eine erdende Kraft für mich. Es fühlte sich an, als hätte ich nichts Besonderes getan, keine spirituelle Arbeit geleistet, aber tief in mir drin habe ich später gespürt, dass etwas Großes geschehen ist. Es war eine Heilung, die auf einer tieferen Ebene stattfand, während die Oberfläche schlief im Grunde.

Ich glaube fest daran, dass sich diese Krankheit nicht umsonst hatte. Sie war nicht einfach nur da, sondern hatte den Zweck, eine innere Veränderung in mir anzustoßen. Sie hat mich in eine Zwangspause geschickt, die ich mir selbst nie erlaubt hätte. Und in dieser Pause konnte die Seele arbeiten. Zumindest sehe ich das heute, fast drei Monate danach, im klaren Rückblick. Ich bin gespannt, wie es weitergeht, denn ich habe das Gefühl, diese Welle rollt immer noch.

Für mich war das eine schamanische Krankheit. So kann Krankheit also auch sein. Nicht nur eine Belastung, sondern eine Chance, eine Einladung, in die Tiefe zu tauchen.

Die Transformation als Weckruf

Natürlich war meine Infektion nicht bedrohlich, was die Situation anders macht. Das muss man immer im Blick behalten. Bei einer leichten Infektion ist das Risiko geringer und man kann sich erlauben, diese innere Reise entspannter anzutreten. Aber gerade dieser Aspekt zeigt, dass es keine lebensbedrohliche Situation braucht, diese Transformation auszulösen.

Aber denk mal weiter: Auch bei einer ernsteren Erkrankheit, die eine Chronifizierung zur Folge haben könnte oder vielleicht sogar das Leben bedroht, kann dieses Potenzial noch intensiver eigentlich wirken. Warum? Weil man dann spürt, wie viel auf dem Spiel steht. Die Konfrontation mit der Möglichkeit des Verlusts, des Verlusts der Gesundheit oder des Lebens, ist ein radikaler Wegruf.

So stelle ich es mir vor, so kann es zumindest sein. Man wird mit den elementaren Fragen des Daseins konfrontiert. Was will ich wirklich? Was ist mir lieb und teuer? Diese Dringlichkeit kann eine noch tiefere und schnellere Transformation bewirken, auch wenn der Weg unendlich schwerer und schmerzhafter ist. Das ist dann die wahre Heldenreise, die der Schamane oder die Schamanen durchmacht. Es ist der Tod des Alten, damit das Neue entstehen kann.

Glücklicherweise traf das alles bei mir nicht zu. Ich hatte das Privileg, diese Erfahrung mit einer gewissen Grundsicherheit zu machen. Offenbar reicht für solch eine Erfahrung schon eine einfache Infektion, wenn sie dich nur gründlich genug stilllegt.

Der Anfang von etwas Neuem

Das war für mich eine unglaublich spannende Erfahrung. Ich bin noch lange nicht fertig damit, denn es kommt immer noch mehr und zeigt sich immer mehr in meinem Leben. Ich entdecke neue Haltungen, neue Grenzen, die ich setzen muss und eine viel klarere Wahrnehmung dessen, was mir guttut. Ich bin sehr gespannt, was die nächsten Wochen und Monate noch bringen werden. Diese Krankheit war nicht das Ende, sondern Anfang von etwas Neuem.

Hast du auch schon mal eine solche Erfahrung gemacht? Gibt es eine Krankheit in deinem Leben, die du rückblickend als Wendepunkt sehen kannst? Lass mich gerne wissen.

Aber jetzt erst mal eine ganz gute Woche und sei und bleib gesegnet.

David Damberg


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