Was ist eigentlich das fundamentale Prinzip deines Bewusstseins? Was leitet dich? Was bringt dich dazu, deine Aufmerksamkeit auf etwas zu lenken, etwas überhaupt zu erkennen? Du kannst so viele Dinge in dieser Welt wahrnehmen, aber du tust es nicht mit allem. Nicht alles ist für dich wichtig. Es gibt offensichtlich eine Art Hierarchie, eine Bewertung, wie du mit den Eindrücken umgehst, die über deine Sinne und Gedanken auf dich einströmen. Du triffst eine aktive Auswahl, aber nach welchem Prinzip?
Bei meiner Suche nach einer Antwort ist mir ein Aspekt immer wieder begegnet: Bedeutung.
Bedeutung scheint das zu sein, was dein Bewusstsein und deine Wahrnehmung strukturiert. Du gibst den Dingen Bedeutung. Wenn du zum Beispiel auf einen Amazon-Karton schaust, nimmst du an sich nur braune und schwarze Flächen wahr. Die Tatsache, dass du das als Karton erkennst, zeigt, dass du ihm bereits eine Bedeutung zugewiesen hast: die Bedeutung, ein Karton zu sein. Das mag banal klingen, doch dieses Prinzip gilt für alles.
Dinge zu sehen ist das eine. Sie zu erkennen ist etwas ganz anderes. Deine Wahrnehmung ist durch Bedeutungszuweisungen gefiltert, durch Gewöhnung, Erinnerung und Sinnverknüpfung. Dasselbe gilt, wenn du durch den Wald oder die Stadt gehst. Du siehst unzählige Dinge, aber nur einige davon erkennst du wirklich. Plötzlich fällt dir ein bekanntes Gesicht auf. Dieses Gesicht trägt Bedeutung für dich. Andere Gesichter, die du siehst, haben kaum Bedeutung; sie bleiben nur flüchtige Impressionen, die du schnell wieder vergisst. Das Gesicht deines Bekannten hat Bedeutung, deshalb erkennst du es. Du hast diesem Gesicht eine Bedeutung gegeben – durch Beziehung, Erinnerung, Gefühl.
Erfundene und gefundene Bedeutungen
Du kannst den Dingen nicht nur Bedeutung zuweisen, du kannst auch Bedeutung von ihnen empfangen. Du bist nicht nur aktiver Schöpfer von Bedeutung, sondern auch Empfänger. Du kannst bewusst entscheiden, was dir wichtig ist, und du kannst dich öffnen, um Bedeutungen zu empfangen, die nicht aus dir selbst stammen.
Wenn du die Welt nur durch deine eigenen Projektionen und Bedeutungszuweisungen siehst, kann sie sich schnell leer und unverbunden anfühlen. Dann fühlst du dich innerlich hohl, als würde dir etwas Wesentliches fehlen. Doch es gibt nicht nur die von dir erfundene Welt, sondern auch die gefundene Welt. Es gibt Bedeutungen, die in den Dingen selbst liegen und die über dich hinausweisen. Bedeutungen, die du empfangen und entdecken kannst – als etwas, das dir begegnet.
Denk an den Anblick eines wunderschönen Sonnenuntergangs: Er berührt fast jeden, der ihn wirklich sieht. Oder an den Moment, wenn junge Eltern ihr Neugeborenes das erste Mal in den Armen halten – das rührt zutiefst an. Das sind universelle, archetypische Erfahrungen, die nicht einfach ausgedacht sind, sondern gefunden werden können. Solche Erfahrungen wirken wie Quellen, aus denen Bedeutung strömt und die unsere Existenz tief berühren.
Finde dein Glück im Empfangen
Die Glücksmomente des Lebens, die dich wirklich nähren, sind oft jene, in denen du etwas Größeres als dich selbst erkennst – etwas, das dir gegeben oder geschenkt wurde. Diese Begegnung mit dem Größeren schafft Sinn und nährt die Seele. Es sind genau diese Momente – das Geschenk eines unerwarteten Augenblicks, die Stille in der Natur, das tiefe Mitgefühl in einer Begegnung – die dich spüren lassen, dass Bedeutung nicht nur Projektion ist, sondern auch Offenbarung.
Vor diesem Hintergrund frage ich dich: Wie kannst du dich täglich öffnen, um mehr von den gefundenen Bedeutungen zu empfangen, die deine Seele nähren und deinen Weg leiten?