Vertrauen lernen
Auch wenn er strauchelt, stürzt er nicht hin, denn der Herr hält ihn fest an der Hand…
Ps. 37,24
Als ich diesen Vers das erste Mal gelesen habe, hatte ich sofort ein Bild vor Augen: das kleine Mädchen, dass mit nach oben gestreckten Armen an den Händen ihres Vaters die ersten Schritte im Leben macht. Unsicher, ein bisschen unkoordiniert setzt es doch immer wieder einen Fuß vor den anderen … und mit diesem wunderbar strahlenden Lachen im Gesicht wie es eben Kinder können. Bis, ja genau bis dahin, wo es über die eigenen Füße stolpert und mehr oder weniger sanft auf dem Boden landet. Und dann: irritiert um sich schaut, warum denn das jetzt wohl passiert ist?
So oder ähnlich wird das auch bei meinen ersten Schritten gewesen sein… und ich bin mir sehr sicher, was als nächstes passiert ist. Mein Vater wird hinter mir gestanden und gelacht haben. Aber nicht, weil er es lustig fand, dass sein kleines Mädchen hingefallen ist. Sondern weil er mir damit den Schrecken und die Unsicherheit nehmen wollte. Es ist ja gar nichts Schlimmes passiert, das weiß er sehr genau. Denn seine Hände, in denen die kleinen Kinderhände immer noch sicher liegen, haben den Fall aufgehalten. Sie halten das kleine Mädchen immer noch fest und helfen ihr wieder auf die Füße. Ganz leise wird er bei sich gedacht haben, dass genau das in dem jetzt noch so jungen Leben noch viele, viele Male passieren wird. Und damit wird er Recht behalten.
Zwei Perspektiven
Diese kleine Szene hat aber auch eine zweite Perspektive, nämlich die aus der Sicht des kleinen Mädchens. Ein Menschenkind das unendliches Vertrauen in seinen Vater hat. Es würde in dem Moment des Laufen Lernens niemals auf die Idee kommen, dass die erwachsenen Hände auf einmal los lassen könnten! Darum kann es ja auch so von Herzen strahlen. Und als es auf einmal nach dem Stolpern auf dem Boden sitzt? Da sieht es wahrhaftig, dass ihr Vertrauen sich bewahrheitet hat.
Im Laufe ihres Lebens wird dieses nun erwachsene Mädchen erfahren, dass die Sache mit dem Vertrauen in andere Menschen nicht immer einfach ist – und manchmal auch schmerzhaft enden kann. Aber sie wird auch erfahren, dass sich die Erfahrung mit der haltenden Hand ihres Vaters immer und immer wieder wiederholen wird. DARAUF kann sie sich absolut verlassen.
Gott ist da
Ich bin so sehr dankbar dafür, dass ich genau das erleben durfte und eben auch weiterhin darf. Denn so ist auch meine Geschichte mit Gott: er ist da. Beim Laufen lernen und erst recht, wenn ich gestolpert bin. Er steht hinter mir und hält noch immer meine Hand und flüstert ganz leise „komm, steh auf, ich bin da und helfe Dir“. Und manchmal höre ich ein kleines, beruhigendes Lachen…
Christiane Hülsbusch
* 1969, ich arbeite hauptberuflich in der Friedhofsverwaltung der Stadt Hannover. Ehrenamtlich engagiere ich mich sowohl in der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) als auch in meiner Pfarrgemeinde in Hannover-Linden, darüber hinaus in der EXODUS-Gemeinschaft und bin Vorstandsmitglied im Diözesanrat der Katholiken im Bistum Hildesheim