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Als ich noch in der Jugendarbeit tätig war, kamen oft Schulklassen ins Kloster. Es gab dann eine Führung durch die alten Gemäuer, ein Gespräch mit einem Mönch – so wie man sich das vorstellt. Und fast immer kam irgendwann dieselbe Frage:
„Ist das nicht langweilig, im Kloster? Immer das Gleiche, jeden Tag, jede Woche?“

Diese Frage hat mich nie losgelassen – weil sie berechtigt ist. Von außen betrachtet wirkt das klösterliche Leben monoton: Feste Gebetszeiten, strukturierte Tage, jede Woche der gleiche Ablauf. Und ja, manchmal ist das auch so. Es kann auch überstrukturiert wirken, besonders für junge Menschen, die sich nach Freiheit sehnen – verständlich in einer Welt voller Zwänge, Schulpflichten und äußerer Erwartungen.

Und doch: Langweilig ist das Klosterleben nicht.

Im Gegenteil – manchmal wünscht man sich, es wäre etwas langweiliger. Es ist immer etwas los. Und selbst wenn sich vieles wiederholt, entsteht dadurch nicht Monotonie, sondern Tiefe.

Denn was ich im Kloster gelernt habe, ist: Rhythmus ist nicht Enge – Rhythmus ist Freiheit.

Der Rhythmus, der trägt

Ich erinnere mich an eine schwere Zeit in meinem Leben, in der ich mich zurückziehen musste. Ich war erschöpft, suchte Klarheit. Und inmitten dieses Rückzugs wurde mir eines ganz klar: Ich brauche einen Rhythmus. Nicht irgendeinen, sondern einen, der zu mir passt. Einer, der mich trägt, der mich stärkt, der mir Halt gibt.

Und das hat sich bewahrheitet – immer wieder.

Jeden Sommer etwa ist unsere klösterliche Gemeinschaft drei Wochen lang geschlossen. Ich bleibe dann meist vor Ort, halte die „Stallwache“, wie wir sagen. Anfangs genieße ich es sehr: kein Zeitplan, keine Verpflichtungen, keine gemeinsamen Gebete. Ich lebe in den Tag hinein. Esse, wenn ich Hunger habe. Meditiere, wenn mir danach ist. Freiheit pur.

Aber nach anderthalb Wochen spüre ich: Etwas fehlt.
Ich werde fahrig, innerlich unruhig. Nicht, weil ich Stress hätte – sondern weil mir Struktur fehlt. Der Rhythmus, der sonst wie ein leiser Puls durch meinen Alltag geht, ist verstummt.

Und ich begreife: Ein guter Rhythmus ist wie ein Herzschlag. Er ist nicht laut, nicht dominant – aber er trägt dich. Tag für Tag.

Drei Ebenen des Rhythmus: Tag, Woche, Jahr

Wenn du das Gefühl hast, dein Leben fließt dir aus den Händen – wenn du erschöpft bist oder dich leer fühlst – dann schau nicht zuerst nach Veränderung, sondern nach Rhythmus. Ich glaube, es braucht drei Ebenen:

  • Den Rhythmus des Tages:
    Wann stehst du auf? Wann isst du? Wann arbeitest du, wann ruhst du? Wann tust du Dinge, die dir gut tun – und wann nur die, die „sein müssen“?
    Ein Tag mit Struktur gibt dir Stabilität – und sogar Freiheit. Du kannst jederzeit ausschlafen, ja. Aber du kehrst zurück in den Rhythmus, weil er dir guttut.
  • Den Rhythmus der Woche:
    Ist dein Montag anders als dein Sonntag? Gibt es Rituale, kleine Inseln der Wiederholung, der Vorfreude?
    Vielleicht erledigst du montags die Verwaltung, mittwochs ist dein freier Nachmittag, samstags gehst du auf den Markt. Es muss nichts Großes sein – aber es gibt deinem Leben Gestalt.
  • Den Rhythmus des Jahres:
    Feierzeiten, Rückzugszeiten, Übergangszeiten. Fastenzeiten, Urlaubszeiten, Neuanfänge. Nutzt du bestimmte Wochen im Jahr bewusst – oder fließt einfach alles ineinander?
    Menschen, die keine religiöse Praxis haben, spüren es oft trotzdem: die Kraft des Advents, der Frühjahrsmonate, des Hochsommers. Es lohnt sich, das bewusst zu gestalten.

Rhythmus ist nicht Gleichschritt

Was mir wichtig ist: Dein Rhythmus muss zu dir passen. Es geht nicht um äußere Ideale, um „wie man es machen sollte“. Sondern um ein Lebensmuster, das dich stärkt. Vielleicht unterscheidet sich dein Rhythmus sogar von dem deiner Familie oder Partnerin – und das ist in Ordnung. Nicht alles muss synchron laufen. Aber es hilft, wenn du deinen eigenen Takt kennst.

Denn dann weißt du, wo du stehst. Du verlierst dich nicht so leicht im Trubel des Alltags oder in den Erwartungen anderer. Und du kannst zurückkehren – zu dir selbst.

Dein Leben – eine gelebte Form

Im Kloster sprechen wir oft davon, dass das Leben eine „Forma“ braucht – eine gelebte Form. Das heißt nicht, dass alles festgezurrt sein muss. Es heißt: Gestalte dein Leben. Gib ihm Kontur. Dann trägt es dich. Auch durch schwere Zeiten.

Wenn du also spürst, dass dir etwas fehlt, dass du dich verloren hast oder aus dem Gleichgewicht geraten bist – schau nicht sofort nach Veränderung im Außen. Schau zuerst nach deinem Rhythmus.

Und finde einen, der dich stärkt.

David Damberg


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