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Weitere InformationenEs ist wieder diese Zeit im Jahr. Jede Woche werden neue Preisträgerinnen und Preisträger bekannt gegeben – sei es im deutschen Buchhandel oder bald wieder in Stockholm zur Verleihung der Nobelpreise. Überall werden Preise vergeben. Für Leistungen. Für Errungenschaften. Für Engagement. Für Entdeckungen, für Forschung, für den Einsatz für den Frieden. Und ohne Zweifel: All das ist bemerkenswert und verdient Respekt.
Wenn Menschen mit Hingabe, Mut und Weitblick etwas bewegen – wenn sie eine neue Idee geboren haben, einen kühnen Gedanken dachten, den sich sonst niemand zu denken wagte –, dann ist das bewundernswert.
Die stille Botschaft hinter dem Applaus
Doch unmerklich schleicht sich mit dieser Haltung ein bestimmtes Menschenbild ein: dass der Wert eines Menschen sich bemisst an dem, was er geleistet hat. An den sichtbaren Ergebnissen seiner Arbeit. An veröffentlichten Büchern, errungenen Titeln, Kontoständen, Positionen.
So beurteilen wir andere – und oft auch uns selbst. Was hat sie geschafft? Was hat er erreicht? Welche Spuren hat ihr Wirken hinterlassen?
Wirkung ist nicht das Wesen
Und doch: All diese Errungenschaften, die so gern in Lebensläufen aufgelistet werden, sind nicht das Eigentliche. Sie sind nur Ausdruck – nicht Wesen. Sie sind Wirkung – nicht Ursprung.
Was ich noch nie gesehen habe: Einen Preis für das, was jemand geworden ist. Nicht für das, was er getan hat – sondern für seine innere Reife. Für die Art seines Daseins. Für die Tiefe seiner Präsenz. Für sein Menschsein. Das wird vielleicht in Reden nebenbei erwähnt – aber nie ausgezeichnet.
Die eigentliche Frage: Was bist du geworden?
Dabei ist das die eigentliche Frage: Was bist du geworden?
Nicht, was du gemacht hast. Nicht, was du vorzeigen kannst. Auch nicht, ob du Kinder großgezogen oder Bücher veröffentlicht hast. Das alles kann bedeutsam sein – aber nur, wenn es aus Tiefe kommt. Nur, wenn es aus einem Menschen erwachsen ist, der in sich gereift ist.
Enge oder Weite – eine tägliche Entscheidung
Denn das Leben konfrontiert uns immer wieder mit einer Wahl: Enge oder Weite. Bitterkeit oder Milde. Abwehr oder Offenheit. Härte oder Sanftmut.
Und wenn du – immer wieder neu – die Weite gewählt hast, wenn du dich nicht verengt hast im Lauf des Lebens, sondern größer geworden bist: dann bist du auf dem Weg. Dann geschieht in dir, worum es im Kern geht.
Spiritualität als Seinsweise
Das ist das Spirituelle in seinem eigentlichen Sinn: nicht eine Überzeugung, sondern eine Seinsweise.
Und weißt du: Das hat nichts mit deiner gesellschaftlichen Position zu tun. Ob du ein hohes Amt bekleidet hast oder von einer kleinen Rente lebst. Ob dein Leben sichtbar war oder ganz still. Das sagt nichts über deine Tiefe aus. Reichtum ist kein Beweis für Reife – und Armut kein Zeichen von Tiefe. Beides stellt nur die Bühne. Was zählt, ist: Was hast du daraus gemacht?
Der innere Weg: Bis zum Schluss
Darum ist es so wichtig, an sich zu arbeiten. Immer wieder. Bis zuletzt. Nicht nachzulassen. Nicht innerlich zu verhärten oder stehen zu bleiben.
Das Materielle? Natürlich, es hilft. Es macht vieles leichter. Niemand will freiwillig in Armut leben. Aber es ist nicht das, worauf es ankommt.
Was bleibt, ist das, was du geworden bist
Was zählt, ist: Was wirst du im Laufe deines Lebens?
Bist du ein Mensch, bei dem andere gern sind? Oder einer, von dem man sich abgrenzen muss? Bist du jemand, der zuhört, der bereichert? Oder jemand, bei dem man froh ist, wenn das Gespräch vorbei ist?
Die entscheidende Frage ist nicht: Was hast du geschafft?
Sondern: Was bist du geworden?