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6. Sich selber schützen

Lektion 7

Hallo!Wir hoffen, dass Du eine gute Zeit hattest. Kommen wir zu einem nächsten wichtigen Thema: Wie man sich schützen kann. Denn wer sich geschützt fühlt oder sich Schutz schaffen kann, der fühlt sich sicherer. 

Schutz ist grundlegend für unser Leben

Es gehört zu den Grundfähigkeiten des Menschen, sich selber schützen zu können. Kinder vermögen das nicht. Sie kommen in die Welt und sind als erstes darauf angewiesen, willkommen zu sein und Schutz zu erhalten. Das sogenannte „Kindchenschema”, also die Grundform des Kopfes eines Säuglings soll bei allen Menschen den Impuls auslösen, das kleine Wesen zu schützen. Die Natur wusste, dass allein die Information, dass ein kleines Kind unseren Schutz braucht, nicht ausreicht, damit wir entsprechend handeln. Dass „Kindchenschema” macht das kleine Wesen für uns sofort anrührend. Ähnliches passiert übrigens auch, wenn wir Bilder von kleinen Katzen sehen, auch hier wird unser Instinkt aktiviert, Schutz zu geben, Zuwendung zu schenken und Liebe zu schenken.Im Grunde sind wir Menschen immer schutzbedürftig, wir können uns aber nicht von vornherein selber Schutz geben. Mit der Zeit lernen wir das in unserem Leben. Wir lernen, Grenzen zu setzen, wir lernen „Nein” zu sagen, zu kämpfen und allerhand andere Mechanismen, die wir durch Eltern und Gleichaltrige mitbekommen und uns aneignen. Der vielleicht erste wichtige Schritt beim Lernen, sich zu schützen, ist die Erkenntnis des Kindes, dass es ein Ich und ein Du gibt. Nach der Geburt lebt das Kind zunächst noch in einer Symbiose mit der Mutter und der Umwelt. Es kann nicht entscheiden, wo das eigene Ich aufhört. Dadurch kann sich das Kind nicht abgrenzen - und Grenzen ziehen ist eines der wichtigsten Mittel, um sich schützen zu können. Irgendwann aber erkennt das Kind, dass die Mutter Nicht-Ich ist und alles andere in der Umwelt auch. Erst dann kann es „Nein” sagen, kann sich abwenden und kann ebenfalls feststellen, dass es die Mutter ist oder der Vater, der etwas macht, und nicht es selber.

Mitgefühl ist unser bestmöglicher Schutz, und wie die großen Meister der Vergangenheit immer schon wussten, ist es auch die größte Quelle der Heilung.

(Sogyal Rinpoche)

Unser Bedürfnis nach Schutz

Der amerikanische Psychologe Abraham Maslow hat in seiner Bedürfnispyramide das Bedürfnis nach Sicherheit ganz unten angesiedelt und damit zu den basalen Bedürfnissen gezählt, die als erstes befriedigt werden müssen, bevor wir daran gehen können, anderen Bedürfnissen Raum zu geben. Jedoch lernen nicht alle Menschen im Laufe ihres Lebens, sich selber zu schützen. Grenzverletzungen führen dazu, den Mechanismus des Schutzes aufzugeben oder nicht zu erlernen. Die Grenzen werden gewaltsam übergangen. Das kann durch Missbrauch geschehen: sexuellen, körperlichen oder psychischen Missbrauch. Wir sprechen sehr oft über die schlimmen Konsequenzen des sexuellen Missbrauchs und noch viel zu selten wird von den Auswirkungen des psychischen Missbrauchs gesprochen, der viel subtiler und weniger greifbar ist, aber die Wirkung muss deshalb nicht minder schlimm sein. Oft ist es übrigens so, dass Menschen, die andere missbrauchen, ein fast untrügliches Gespür dafür haben, wessen Grenzen leicht überschritten werden können und wer zugleich ein großes Bedürfnis nach Anerkennung und Zuwendung hat. Und das geht bis in hohe Alter hinein.  


Grund genug, endlich daran zu arbeiten, sich selber besser schützen zu können und zugleich das Bedürfnis nach Zuwendung zu stillen. In dieser Lektion geht es um den ersten Teil.

Auch im Erwachsenenalter haben viele das Gefühl, nicht wirklich sicher zu sein. Der Umgang mit aggressiven oder lauten Menschen, mit den Unsensiblen, die nicht merken, wie weit man gehen kann und darf und ganz allgemein mit den Menschen, die eine für mich ungute Atmosphäre verbreiten, in der ich mich unwohl fühle, die ein falsches Spiel mit mir treiben oder falsch und hinterhältig sind, sorgen dafür, dass ich mich unsicher und vielleicht sogar bedroht fühle. 

Schutz- es ist Dein gutes Recht

Bevor wir weiter fortfahren ist es wichtig, dass Du Dir eins klar machst: Jeder hat ein Recht darauf, in Sicherheit zu leben. Eben sprachen wir von der Bedürfnispyramide, wobei das Bedürfnis nach Schutz ganz unten angesiedelt ist. Das heißt auch, dass es sich um ein Grundbedürfnis handelt, so wie Essen, Trinken und Schlafen. Du hast ein Recht, Dich zu schützen - auch dann, wenn andere es nicht verstehen oder übertrieben finden. Wir Menschen sind in unseren Bedürfnissen unterschiedlich. Also: Du hast ein Recht darauf, dich sicher zu
 fühlen. 

In der nächsten Lektion zeigen wir Dir, was Du machen kannst, damit Du dich sicherer fühlst. Dabei haben im Grunde fast alle diese Methoden und Techniken eine Gemeinsamkeit: Sie schaffen Abstand. Entweder durch ganz realen Abstand oder durch eine bestimmte Vorstellung, dann spricht man von Dissoziation. Dissoziation ist eine psychische Fähigkeit, bestimmte innere Dinge voneinander zu trennen, die wir oft als eine Einheit sehen.

Hab eine gute Zeit!  

Die Brüder der Cella
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