Allergisch sein und allergisch werden

Bei diesem schönen Wetter fahre ich gerne mit dem Fahrrad durchs Grüne. Die Spuren auf dem Fußboden, an den Autos und nicht zuletzt an meinem Fahrrad machen es sofort klar: In diesen Wochen sind unendlich viele Pollen in der Luft. Meine Augen jucken und nach einigen Kilometern ist sogar mein Hals gereizt – vor allen Dingen dann, wenn ich mich beim Fahren unterhalte oder so schnell fahre, dass ich nicht mehr ganz durch die Nase atmen kann.

Ich habe einige Bekannte mit schweren Allergien und vielen leidvollen Erfahrungen. Zum Glück habe ich keine schwere Allergie und bin bisher immer ohne Histamin hemmende Medikamente ausgekommen, auch wenn mein ärztlicher Allergietest den ein oder anderen positiven Befund hatte. Aus diesem Kontext blicke ich auf das „ein bisschen allergisch sein“.

„Jetzt sei doch nicht gleich so allergisch“

Ich erlebe an meinem Körper durchaus Reaktionen auf Blütenpollen. Manchmal sind die Reaktionen kaum merkbar, manchmal empfinde ich sie schon als klare Einschränkung. „Jetzt sei doch nicht gleich so allergisch“, dieser Satz aus unserer Umgangssprache kommt mir in den Sinn. Manchmal sage ich ihn anderen und manchmal wird er mir selber gesagt. Die Erfahrung, die dahinter steckt, kenne ich gut. Es gibt Zeiten in meinem Leben, in denen ich stärker allergisch reagiere als zu anderen Zeiten. Aber alle weiteren Zusammenhänge lassen sich nur schwer treffend beschreiben. Ja, je mehr Stress ich habe, desto eher reagiere ich allergisch. Und das sowohl mit gereizten Augen oder einem gereizten Hals als auch mit Worten und Reaktionsmustern. Irgendwie scheint der Stress mit der allergischen Reaktion zusammenzuhängen.

„Komm mir bloß nicht zu nahe“

Auch medizinisch werden allergische Reaktionen so erklärt: Bis sich die Beschwerden das erste Mal zeigen, hat unser Körper bereits mehrfach mit dem jeweiligen Allergen Bekanntschaft gemacht, und zwar, ohne dass wir es bemerkt haben. Es sind die körperfremden Eiweiße, auf die das Immunsystem übertrieben reagiert. Der Körper reagiert abwehrend.

In vielen Allergieformen reagiert die Haut, sie ist gereizt und juckt, manchmal wird sie trocken. Berührung wird unangenehm. Es ist so, als würde der eigene Körper uns signalisieren: Komm mir bloß nicht zu nahe. Und tatsächlich bin ich dann manchmal so mit mir beschäftigt, dass ich das viele Schöne um mich herum auch nicht mehr wahrnehmen kann und nicht mehr in Kontakt gehen kann und will. Also irgendwie mit mir beschäftigt und doch eigentlich gar nicht nah bei mir. Dann wird meine Haut zum Spiegel der Seele und an juckenden Stellen kann ich ablesen, wie gereizt ich bin. Aber auch diese Reaktion kenne ich im übertragenen Sinn – wenn ich Dinge nicht an mich herankommenlassen möchte.

Abstand nehmen und abwaschen

Viele kleine Dinge habe ich mir in den letzten Jahren angewöhnt, die einfach und banal, aber für mich ausgesprochen hilfreich sind: Abstand zu nehmen von dem, was mir nicht gut tut. Das gilt genauso für manche Nüsse oder Hausstaub (gegen welche ich laut Test allergisch bin), wie auch für manche ärgerlichen Gespräche. Denn beide können dazu führen, dass ich „ganz schön allergisch werde“. Ganz neu habe ich Reinigungsrituale entdeckt: Wenn ich vom Radfahren komme, dann spüle ich meinen Mund-, Nasen- und Rachenraum richtig mit Wasser aus, damit die Pollen dort nicht bleiben.

Manchmal helfen mir eine Wirbelsäulenübung und eine Dusche, meine eigene Anspannung und Reizung wegzunehmen oder zumindest zu verkleinern. Manchmal auch ein Glas Wein. Und danach muss dann auch noch die Seele etwas Ruhiges haben…

Und ich freue mich wieder, von Dir zu hören oder zu lesen, wie es Dir mit den „kleinen Reizungen“ und dem „Allergisch sein“ im Alltag ergeht und was Dich daraus befreit.

Bruder Karl-Leo


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Kommentare

  • Bei mir ist es eigentlich ganz klar: Ich reagiere allergisch mit Schnupfen und den damit zusammenhängenden Begleiterscheinungen, wenn ich „die Nase voll“ habe. Wenn ich also überlastet bin und nichts dagegen tun kann. Den Zeitpunkt kann ich auch genau benennen. Mein Mann erkrankte schwer an einem Schlaganfall, an dem er dann auch nach Jahren gestorben ist. Seitdem kommt es – zum Glück selten – vor, dass ich mit allergisch tränenden Augen weine, wenn ich mir das Weinen sonst nicht glaube gestatten zu können.

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