Unser Bruder Karl-Leo war zusammen mit einer kleinen Gruppe an der Priesterweihe von Bruder Victor teilnehmen. Bruder Victor hat seine erste Zeit in Deutschland vor dem Studium bei uns in der Cella verbracht und hier einen Sprachkurs absolviert.
Kleines Reisetagebuch
mit Eindrücken von der Reise nach Tansania zur Priesterweihe und Heimat-Primiz von Br. Victor
24. Juli bis 8. August 2024
Am Mittwochabend treffen wir uns in Frankfurt am Flughafen. Unsere kleine Delegation besteht aus P. Maurus und P. Vincent, die aus Meschede gekommen sind, sowie Erdmuthe Lüttig und mir aus der Cella. Der Nachtflug startet um 22:05 Uhr und landet am frühen Morgen in Addis Abeba, der Hauptstadt von Äthiopien. Dieser Flughafen ist eine afrikanische Drehscheibe im Flugverkehr mit einer ungeheuren Fülle an Menschen unterschiedlichster Herkunft und Kleidung, gegen den der Frankfurter Flughafen fast entspannt wirkt. Überraschend treffen wir hier P. Maximilian, der gerade von einem Besuch der Brüder in Ägypten kommt und ebenfalls nach Mvimwa möchte. Er ist als Bruder der Abtei Münsterschwarzach für drei Jahre in Afrika und hilft uns, mit den sehr spontanen Wechseln des Fluggates hier umzugehen. Nach sechs Stunden Aufenthalt finden wir das richtige Gate und fliegen nach Daressalam weiter. Abgeholt werden wir am Flughafen von einem Mitarbeiter aus Kurasini, einem kleinen Stadtkloster in dieser großen Stadt. Hier übernachten wir, um uns etwas zu erholen. Dieses Haus war und ist eine wichtige Station für alle, die von hier aus weiter ins Land reisen. Einige Brüder aus Meschede haben diesen Ort mitgeprägt. Allen voran P. John Rocksloh, dessen Spuren hier unübersehbar sind, aber auch Br. Antonius, an den sich die Mitarbeiter und Schwestern sofort erinnern. P. Deogratis empfängt uns herzlich. Eigentlich wollten wir hier Br. Bakanja treffen, mit dem P. Maurus schon lange befreundet ist und den ich noch vor zwei Wochen in Uznach getroffen hatte. Er ist am 12. Juli sehr tragisch mit zwei weiteren Brüdern der Abtei Ndanda bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Überall auf unserer Reise, aber besonders hier, sind Trauer und Schrecken über dieses Ereignis sehr groß. Beim Abendessen lernen wir den guten Dodoma-Wein kennen, den wir auch an allen anderen Orten immer wieder genießen dürfen – er hilft für die Bettschwere nach dem ersten Tag.
(Man kann die Bilder durch anklicken auch noch einzeln und größer anschauen.)
Am nächsten Morgen wollen wir von Daressalam an der Ostküste bis nach Mvimwa im Westen Tansanias. Morgens um 5:00 Uhr wartet bereits der Fahrer auf uns und bringt uns zum Flughafen. Allerdings ist die Abflugzeit von 7:00 Uhr auf 10:00 Uhr verlegt worden. Und so haben wir eine entspannte Wartezeit am Flughafen - zunächst noch in etwas harten Sitzreihen, später dann, als auch das Bistro geöffnet hatte, mit einem kleinen Flughafen-Frühstück. Dann geht der Flug wirklich pünktlich nach Mbeya. Dort begrüßen uns P. Urbanus und Br. Christopher, um uns in die Abtei zu bringen. P. Urbanus war im Januar (gemeinsam mit Br. Wolfgang) für ein Wochenende in der Cella. Aus Salzburg stößt jetzt auch noch Christian Lutsch dazu, Lehrer und Freund aus dem Studienkolleg St. Peter. Wir sind jetzt für die nächsten 10 Tage die „europäische Delegation“ und reisen gemeinsam. Mit dem eigenen Abteibus geht es los. Irgendwie ist dieser Bus ein Phänomen: Für unsere Verhältnisse eher Modell aus dem letzten Jahrhundert ohne Kopfstützen und sonstigen „Schnickschnack“, aber immerhin mit USB-Ladestecker an jedem Sitzplatz. Die Brüder erzeugen schnell einen mobilen Hotspot und so haben wir für die ganze Zeit WLAN im Bus, um schon unterwegs ein paar Bilder losschicken zu können. Wie er die Straßenverhältnisse und Schlaglöcher so unbeschadet „überlebt“ hat, ist schon erstaunlich.
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Zunächst geht es Richtung Tunduma, einer Stadt im Drei-Ländereck von Tansania, Malawi und Sambia. Sehr viele Waren werden über diese Straße transportiert, dadurch ist die Straße voll von schweren LKW. In Tunduma machen wir in einem kleinen Restaurant eine Mittagspause, ehe es weiter zur Abtei geht. Nach sechs Stunden Fahrt erreichen wir dann endlich Sumbawanga. Es ist die Hauptstadt des Bezirks Rukwa und mit über 300.000 Einwohnern eine quirlige Großstadt. In der Kathedrale von Sumbawanga wird Br. Victor am Sonntag dann gemeinsam mit 5 Weltpriestern zum Priester geweiht...
Anschließend geht es dann noch gut anderthalb Stunden weiter nach Mvimwa. Wenn die Straßenverhältnisse schon bis Sumbawanga für unsere deutschen Verhältnisse gewöhnungsbedürftig baufällig waren, lernen wir jetzt, was in Tansania normale Landstraßen sind: Es sind nicht asphaltierte Schotter-Lehmpisten mit einigen Schlaglöchern. Außerdem wird es hier schon gegen 19:00 Uhr dunkel, aber das ist für unseren Fahrer natürlich kein Grund, das Tempo zu reduzieren. So sind wir froh, als wir gegen 21:00 Uhr dann tatsächlich die Abtei erreicht haben. P. Urbanus und Br. Christopher haben alles auf der Fahrt einschließlich der Pausen perfekt geplant und auch der Abschluss ist unglaublich herzlich: Als der Bus in der Abtei vorfährt, stehen der Abt und eine große Schar Brüder auf dem Vorplatz und begrüßten uns sehr herzlich. Ein sehr warmer und fröhlicher Empfang in afrikanischer Herzlichkeit, die mich fast ein bisschen beschämt zurücklässt, wenn ich denke, was wir in Deutschland schon als herzliche Gastfreundschaft bezeichnen. Nach einem Abendessen, das uns die Brüder bereitet haben, kommt dann auch noch Victor kurz für ein Bier vorbei. Jetzt geht es müde ins Bett - die nächste Laudes kommt bestimmt und ist hier in Mvimwa um 5:40 Uhr.
Am nächsten Morgen - es ist schon der Samstag - beginnt der Tag mit Laudes und Messe in der Kirche. Besonders die Messe ist musikalisch ein Erlebnis: Da sind afrikanische Gesänge, begleitet mit einer in unseren Ohren wimmernden Hammond-Orgel und Perkussionsinstrumenten, die die Brüder plötzlich aus den Chorstallen geholt haben. Dazu ein gregorianisches Sanktus und Agnus Dei aus der Missa Mundi und auch Gesänge aus Taizé. Anschließend gibt es für uns eine Klosterführung. Die beginnt in der Abteikirche. Die Kirche ist neu und erst vor zwei Jahren eingeweiht worden. Die bunten Farben und die Gestaltung unterscheiden sich stark von unserer Hauskirche. Die gewaltigen Sessel, die hier als Sitze für Priester üblich sind, fänden sich bei uns eher in einem Wohnzimmer. Besonders ist auch der Kreuzweg, bei dem sowohl die römischen Soldaten in Uniformen von Kolonialherren als auch scheinbar selbstverständlich Mönche des Klosters als Helfer für Jesus gemalt sind.
Danach besuchen wir die Krankenstation und auch die „Meschede-Farm". Die Farm ist mit Unterstützung unserer Abtei gebaut worden. Sie ist ein Geflügelhof und eine Bananen-Plantage - die Einnahmen aus dem Verkauf nutzen die Brüder vor allem für die Ausgaben der Krankenversicherung. In der Mittagszeit geht es mit dem Bus nach Chala, dort besuchen wir das Noiviziat einer Schwesterngemeinschaft - ebenfalls ein Projekt, das unsere Prokura unterstützt hat. Wir werden mit freudigem Gesang begrüßt und verabschiedet - und als Tischmusik für uns haben die Schwestern sogar ein Lied als Dank gedichtet. P. Maurus als Missionsprokurator steht hier ganz im Mittelpunkt, denn natürlich geht es um Geld – Dank für die bisherige Unterstützung und natürlich bitten um weitere Unterstützung.
(Die Videos liegen bei Youtube und werden von da eingebunden. Deshalb muss man ggf. zunächst den Zugriff auf Youtube erlauben, um die Videos sehen zu können. Bitte einfach anklicken.)
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Weitere InformationenMit Verspätung fahren wir weiter nach Sumbawanga zur ersten Vesper in der Kathedrale. In dieser Feier sprechen alle Weihekandidaten das Glaubensbekenntnis und das Treuversprechen vor dem Bischof. Diese Vesper dauert zwei Stunden und ist ein kleiner Vorgeschmack auf das, was uns morgen erwarten wird. Abends übernachten wir im Libori-Haus, einem Bildungshaus des Bistums neben der Kathedrale. Der Name Liborius lässt natürlich auf eine Beziehung zum Erzbistum Paderborn schließen. Tatsächlich war Pater Walter Lükewille aus Verl, ein Deutscher Missionar der Ordensgemeinschaft „Weiße Väter“ in der 90er Jahren für drei Jahre apostolischer Administrator und hatte heiße Drähte in sein Heimatbistum. So wurde mit Geld aus dem Erzbistum dieses Haus gebaut.
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Weitere InformationenAm Sonntag ist der große Tag der Priesterweihe. Morgens nach dem Frühstück gehen wir zur Kathedrale. Der Gottesdienst findet auf dem Platz neben der Kirche statt, und dieser Platz ist eine halbe Stunde vor Beginn schon ganz gefüllt. Der Chor singt, die Kinder tanzen dazu und eine Art Moderator ruft in einer unglaublichen Lautstärke unterschiedliche Informationen. Der Gottesdienst beginnt um 9:30 Uhr mit einer langen Prozession, zunächst kommen die Kinder, dann die Familien der Weihekandidaten, dann die Priester und Bischöfe. Die Fröhlichkeit der Feier kann man gut auf dem Video erkennen. Mir fällt vor allem auf, wie langsam die Afrikaner am Altar schreiten. Alles passiert mit viel Zeit. Als erstes lernen wir das afrikanische Sprichwort kennen: "Ihr habt die Uhr, wir haben die Zeit." Besonders eindrücklich für mich ist die Gabenbereitung, bei der in einer großen Prozession alle möglichen Früchte und (teils lebende) Tiere gebracht werden.
(Das Video des Gottesdienstes stellt die Abtei Mvimwa ins Netz. Bitte hier klicken und den Download erlauben...)
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Weitere InformationenNach vier Stunden ist der eigentliche Gottesdienst zu Ende, es beginnt eine Art Dankfeier, in der sich nahezu jeder bei jedem bedankt. Alle Ehrengäste und Gruppen werden aufgerufen und bejubelt. Dann werden Geschenke nach vorne gebracht. Hier ist es üblich, dass die Heimatgemeinden für die Ausbildung und Ausstattung des neuen Priesters zuständig sind. So bekommen die neuen Priester ein Auto geschenkt. Auch die Autos werden natürlich mit einem festlichen Tanz der Gemeinde nach vorne gebracht und die Schlüssel dazu feierlich dem Bischof übergeben. Nach dem Gottesdienst gibt es in einer großen Halle ein Essen und anschließend werden wir noch in die Pfarrei Christkönig in einem Vorort der Stadt gefahren. Sie wird seit vielen Jahren von den Brüdern aus Mvimwa betreut. Und dort feiern wir in kleinerem Kreis mit Victor. Ein sehr eindrücklicher Tag, nach dem ich abends todmüde von den vielen Eindrücken in mein Bett im Libori-Haus falle.
Nach dem Frühstück am Montagmorgen zeigen uns die Brüder Urbanus, Christopher und Bruno die Stadt Sumbawanga. Zuerst geht es noch einmal in die Kathedrale, die wir ja schon aus den letzten Tagen vom Gottesdienst kennen. Anschließend gehen wir durch die Straßen der Stadt und vor allem über den Markt. Die Stadt liegt doch sehr abseits der Touristenströme und weiße Menschen sieht man hier so gut wie gar nicht - nur in der Abtei Mvimwa gibt es auch europäische Gäste. Die Fotos zeigen schon, wie anders Einkaufen hier ist. Ein Blick in das Fußballstadion darf natürlich nicht fehlen, nicht nur P. Maurus ist Fußballfan, auch hier in Tansania gibt es viele Fußballfans und manche jungen Männer laufen mit Trikots von Bayern München oder Borussia Dortmund herum. Anschließend geht es zurück nach Mvimwa, um pünktlich zur ersten Vesper mit P. Victor da zu sein.
Was bei uns dann Heimatprimiz heißt, ist hier ein „Thanksgivingfest". Vieles erinnert mehr an ein Erntedankfest. Zumindest wirkt mir der Charakter deutlich anders als bei uns. Die Gemeinschaft und viele Freunde warten vor der Kirche, zu der Victor dann gebracht wird. Vor der Kirche bekommt er vom Abt die Stola umgelegt und symbolisch ein großes Kreuz in die Hand. Dann geht es sofort in die Kirche zum Gebet. Ab jetzt gibt es priesterlichen Dienst – jetzt muss er arbeiten - so wirkt die Botschaft.
Am nächsten Morgen - zur eigentlichen Festmesse - ist das zentrale Thema der Dank: Dank an Gott, Dank an alle, die die Ausbildung ermöglicht haben. So gab es auch einen großen Dank von Abt Pambo an uns Brüder und alle in Hannover, die mitgeholfen haben, dass Victor so gut Deutsch lernen und sich hier wohlfühlen konnte. P. Maurus und ich haben in der Kirche die Grüße unserer Delegation und der vielen Freunde aus der Cella und der Abtei überbracht.
Nach dem Mittagessen gibt es „musikalisch-tänzerische Ständchen“, wenn ich das so in deutschen Worten sage (die irgendwie natürlich nicht passend dafür sind). Abt Pambo, der am Tisch neben mir sitz, übersetzt mir teilweise die Texte. Es sind alles Lieder der Ermutigung: "Mit Jesus bist du nicht allein" oder "Das ist so groß, wir verstehen es nicht." Alle Geschenke sind eigentlich nicht für den neuen Priester, sondern sind Geschenke, damit alle feiern können. Also meistens Speisen, die von Victor in Empfang genommen werden und angeschnitten werden, dann aber sofort an alle Gäste verteilt werden. Wie anstrengend in all der Freude das Annehmen der vielen Geschenke mit Tanz und Gesang ist, kann ich dabei auch lernen – auch wenn ich im eigentlichen Sinn nur „Beisitzer“ am Ehrentisch bin. Aber natürlich wollen bei diesem Fest unendlich viele Hände freundlich geschüttelt werden. Ich muss daran denken, dass wir in Deutschland ja gerne über „priesterlichen Dienst“ reden, aber manchmal Ehre und Amt mehr im Mittelpunkt solcher Feiern stehen. Hier werden die Priester ganz offensichtlich sehr gebraucht und der Gemeinde ist dies sehr bewusst.
Nach einer kurzen Pause geht es in kleinerem Kreis mit einem gemeinsamen Abendessen im Refektorium weiter. Jetzt sind nur noch die Übernachtungsgäste da, aber wir sind immer noch weit über hundert Feiernde. Tanzen im Refektorium mit Musik aus den Boxen gibt es bei uns so wirklich nicht. Ansonsten ein ganz ähnliches Bild wie heute Morgen: Da tanzen die Mitarbeiter(innen) mit ihren Arbeitsgeräten (Töpfen, Besen oder Warnwesten) für den neuen Priester. Und es gibt Kuchen für Victor - dass er die Süßspeisen besonders mag, weiß hier auch jeder - und der geschenkte Kuchen wird sofort an alle ausgeteilt. Ein wirklich schönes Fest. Die afrikanische Kirche kann so leicht und fröhlich einen neuen Priester feiern, wie es uns in Deutschland kaum noch möglich ist.
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Weitere InformationenAm Mittwoch wird morgens um 9:00 Uhr das neue Röntgengerät in der Krankenstation von Abt Pambo eingesegnet. Ein emeritierter Professor aus den USA, gebürtiger Schweizer, hat in mehrmonatiger Arbeit mit den hiesigen Mitarbeitern das Gerät aufgebaut und das medizinische Personal in der Handhabung geschult. Nach einer Stunde geht es weiter, ein kurzer Stopp in der staatlichen Schule. Klassenräume in uns bekannter Größe, in denen allerdings 160 Kinder sitzen. Es gibt so viele Kinder in diesem Land, das Durchschnittsalter in Tansania ist etwa 18 Jahre. Das passt für mich nicht gut zusammen mit der offiziellen Lebenserwartung für Tansania von etwa 65 Jahren. Es sterben offensichtlich viele Kinder durch Mangelernährung und Krankheit in jungen Jahren. Ob sie es bis dahin in eine Statistik geschafft haben, weiß ich nicht.
Abt Pambo fragt die Kinder in einer Klasse, wer heute schon etwas gegessen hat. 3 Finger gehen hoch. 3 von über 160 Kinder haben von ihren Eltern am Morgen etwas zu Essen bekommen. Nachher im Bus erklärt er uns, dass da genau das große Problem liegt. Eigentlich wäre der Landstrich fruchtbar genug, um die Bevölkerung gesund zu ernähren. Aber oft fehlt es den Eltern an Bildung, um die Zusammenhänge von Gesundheit und Ernährung ihrer Kinder überhaupt zu verstehen, geschweige denn, auf eine gesunde Ernährung der eigenen Kinder zu achten.
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Weitere InformationenWeiter geht es nach China, so heißt ein kleines Dorf in der Nähe der Abtei, in der eine Außenstation mit Katechist ist. Heute ist großer Festgottesdienst mit Taufe, Erstkommunion und Firmung. Alles in einem Gottesdienst, den der Abt zelebriert. Schon am Dorfeingang kommt uns ein Teil der Gemeinde abholen und bringt uns mit Tanz zu einem Acker, wo unter einem Zelt ein Altar aufgebaut ist. Keyboard und fette Boxen sind wieder da bei, ein Chor singt. Unsere Delegation ist als Ehrengäste dabei und ist voll eingespannt in die Liturgie. Nach der Predigt beginnt die Taufe von über 100 Kindern. Dabei werden alle liturgischen Zeichen wirklich einzeln durchgeführt. P. Maurus und P. Vincent waren mit vereinten Kräften bei der Salbung und der Taufe mit Wasser dabei, ich durfte alle Täuflinge mit einem weißen Tuch einhüllen. So wird hier der Ritus für das weiße Kleid vollzogen, als Zeichen dafür, dass wir Christus angezogen haben. Überraschend für mich war wieder die große Freude. Wenn bei einem Kind ein Ritus vollzogen wurde, brach die ganze Familie in Jubelgeschrei aus. Hier feiern die Familien ihre Kinder. Gerade der trillernd helle Ruf der Frauen zum Jubel hat schon eine ordentliche Lautstärke – meine Ohren mussten sich daran erst gewöhnen.
Nach der Taufe folgte die Firmung. 12 Firmlinge werden von Abt Pambo gesalbt und ganz in die Kirche aufgenommen. Nach der Gabenbereitung kommen dann die Kommunionkinder nach vorne. Zumindest die Mädchen sind an den gelbweißen Kleidern gut erkennen, die Jungen tragen alle ein weißes Hemd. 30 Kinder gehen heute zur ersten heiligen Kommunion. In allem sehr afrikanisch Bewegten, was dieser Feldgottesdienst hat, gibt es auch Dinge, die für mich überraschend „altmodisch“ wirken: Da wird zur Kommunionausteilung ein kleiner Teppich vor den Altar gelegt. Jedes Kind kommt einzeln nach vorne, kniet sich hin und empfängt als Mundkommunion den Leib Christi. Seitlich wird währenddessen die Kommunion an die Gemeinde ausgeteilt.
Nach dem Schlussgebet bekommt jedes Kommunionkind auch noch einen Rosenkranz umgehängt. Während Abt Pambo und P. Vincent jetzt noch in einige Häuser zur Krankenkommunion unterwegs sind, gibt es für uns andere das hier obligatorische Fotoshooting. Jede Familie wollte sich einmal mit uns ablichten lassen. Koordinierter Fototermin und Eintrag ins Gästebuch sind zwei zentrale Elemente jedes Besuchs.Nach dem Gottesdienst geht es weiter in die Primary School der Abtei. Die Kinder empfangen uns auf dem Schulhof mit Liedern. Wir habe kleine Geschenke mitgebracht – Stifte mit Logos - Namenszug aus der Cella und aus der Salzburger Schule - und kleine Spiele. Die dürfen wir jedem Kind überreichen - auch wenn sie anschließend sofort von den Lehrern wieder eingesammelt werden, damit sie wirklich für den Unterricht verwendet werden können. Die Schulsprache ist Englisch. Das ergibt sich recht natürlich schon daraus, dass die verschiedenen Stämme und Ortschaften auch hier sehr unterschiedliche Sprachen haben. Suaheli ist für die Kinder teils eine Fremdsprache und dann ist es hilfreicher, alle können auf Englisch miteinander reden. Die Primary School der Abtei ist im Wesentlichen ein Internat. Besonders die armen Kinder sehen ihre Eltern oft lange Zeit nicht, weil die Eltern die Reisekosten für die Besuche gar nicht bezahlen könnten. Anschließend geht es zum Mittagessen. Ich bin überrascht über die großen Portionen, die die Kinder bekommen, bis mir klar wird, dass es nur eine Mahlzeit am Tag gibt. Immerhin ist für die Abtei die ausgewogene Ernährung ein zentrales Thema. Neben Ugali (dem klassischen Maisgericht) gibt es Kartoffeln, Tomatensalat, Gemüse, Fleisch und Obst. Abt Pambo erzählt mir später, dass es sein Ziel ist, schon bald jedem Kind in der Woche auch ein Ei zum Essen geben zu können, weil im Ei so viele wichtige Nährstoffe enthalten sind.
Heute ist unser Programm besonders voll. Wir fahren zurück zur Abtei, packen unsere Sachen und fahren nach Sumbawanga. Der Bischof hatte uns nach der Priesterweihe angesprochen und uns herzlich in sein Bischofshaus eingeladen. Die große Herzlichkeit überrascht mich auch hier. Bei einer Tasse Kaffee entsteht ein intensives und nachdenkliches Gespräch zwischen dem Bischof, P. Gregory, dem Abtssekretär, und uns. Immer wieder ist das Thema, wie Bildung und soziale Not zusammenhängen. Da bekommen gerade die „sehr einfachen“ Familien oft zehn oder mehr Kinder, weil die Eltern hoffen, dass dann wenigstens ein Kind am Leben bleibt, welches sie im Alter versorgen würde. Gleichzeitig kümmern sich diese Eltern für unsere Verhältnisse erschreckend wenig um ihre vielen Kinder. Immer wieder sehen wir kleine Babys, die von ihren Geschwistern im Tuch auf dem Rücken getragen werden. Aber diese Geschwister sind oft selbst nur vielleicht 6-8 Jahre alt: was für eine Verantwortung und was für eine Not. Es ist so schwer – erzählt uns der Bischof, diese Eltern zu überzeugen, dass es sowohl für sie selbst als auch für ihre Kinder besser wäre, sie hätten weniger Kinder, die sie dann aber gut ernähren und ausbilden könnten; aber auch zu verstehen, dass man für ein besseres Leben manchmal mehr arbeiten müsse. Tatsächlich fällt es auf, wenn wir durch die Dörfer fahren, dass viele Menschen einfach dasitzen. Das „polepole“, diese sprichwörtliche Langsamkeit und das in der Gegenwart leben haben ihren Preis. Ich kann und will es nach meinen kurzen Eindrücken im Land nicht bewerten. Zum einen bin ich fasziniert von der Gegenwärtigkeit dieser Menschen, der Unmittelbarkeit von Freude und Zufriedenheit, zum anderen verwirrt mich die vermeintliche Naivität bezüglich der Konsequenzen des eigenen Handelns. Was bedeutet das für einen Bischof oder für ein Kloster in dieser Gegend?
Beim anschließenden Abendessen werden wir (einmal wieder) in besonderer Weise hofiert, bis es dann endlich ums Geld geht. Der Bischof rückt mit seinen nächsten Projekten heraus und bittet vor allem Maurus als Prokurator um Unterstützung. Und er erzählt auch freimütig, warum wir ihm so wichtig sind: Wenn unsere Abtei als „offensichtlich ortskundige“ Einrichtung ein Projekt mit einer kleinen Summe fördert, dann sind andere deutsche Stiftungen und Bistümer bereit, auch Geld zu geben, und dann kommen schnell die nötigen Summen zusammen. P. Maurus ist erfahren in solchen Situationen, findet wertschätzende Worte, ohne sich zu weit aus dem Fenster zu hängen. Dieses Mal übernachten wir im Bischofshaus, der Standard ist deutlich besser als im Libori-Haus und P. Gregory erzählt mit Schmunzeln, dass er in dem Bett schläft, in dem noch vorgestern Kardinal Pengo geschlafen hat.
Am nächsten Morgen beginnt der Tag mit einer Messe in der Hauskapelle des Bischofs. Anschließend fährt der Bischof mit uns noch zu zwei Projekten des Bistums: zunächst zu einem Haus für pflegebedürftige und alte Priester. Priester haben hier kein Gehalt und keine wirkliche Altersabsicherung, von daher ist die Sorge des Bischofs für diese Priester eine wichtige Aufgabe. Anschließend fahren wir zu einer bischöflichen Sekundarschule. Wir würden es eher als eine Berufsschule bezeichnen. Hier ist auch die erste „Krankenpflegeschule“ dieser Region.
Zum „verspäteten Mittagessen“ auf der Meschede-Farm sind wir wieder in Mvimwa. Es ist ein wirklich idyllischer Ort zwischen Fischteich, Hühnerfarm, Bananenplantage und herrlicher Aussicht über das Land und den Berg hinter der Abtei. Anschließend geht es nach Kate, dem Nachbarort von Mvimwa, in dem P. Urbanus Pfarrer ist. In diesem Ort steht eine große Kirche, die noch von den Weißen Vätern erbaut ist und ursprünglich einmal die Bischofskirche war. Seit einem Erdbeben vor wenigen Jahren ist sie stark einsturzgefährdet. In Deutschland würde eine solche Kirche sofort gesichert und renoviert. Gemeinsam mit einigen Brüdern gehen wir durch den Ort, können dabei in manches Haus schauen. Einige haben Strom und elektrisches Licht, viele nicht. Vor einem Haus stehen dicke Boxen, aus denen Musik dröhnt. P. Urbanus erklärt uns, dass in diesem Haus ein Kind wohnt, das zur Erstkommunion gegangen ist. An jedem Abend stehen die Boxen vor einem anderen Haus und so wird im Ort die Kommunion gefeiert. Zu einem Haus, in dem eine blinde Frau wohnt, bringt P. Urbanus einen Beutel mit Lebensmitteln. Der scheue Blick in den Wohnraum ist für uns so ungewöhnlich: Da laufen Hühner und ein Hase um die eine Liege im Zimmer, in der Mitte ein kleines Feuer. Eine Caritas gibt es hier nicht, auch dafür ist der Pfarrer zuständig.
Wir kehren zurück zum Pfarrhaus und beim Abendessen entspannen sich intensive Gedanken. Müsste man nicht Geld sammeln, um diese schöne Kirche zu erhalten? Wäre es angemessen, angesichts dieser großen Armut hier Geld in ein Gebäude zu investieren? Wie lebt Glauben an so einem Ort und was heißt hier Gottvertrauen? Und Vieles mehr….
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Weitere InformationenAm Freitag morgen ist offiziell frei, wir nutzen aber doch die Gelegenheit, die kleine Berufsschule der Abtei zu besuchen. Br. Matthias zeigt uns die Gebäude. Hier können junge Menschen hinkommen, um in einer staatlichen Ausbildung unterschiedliche Berufe zu lernen wie Elektriker*in, Schneider*in, Installateur*in oder Mechaniker*in, Gärtner*in. Aber es gibt auch kürzere Kurse von 3 oder 6 Monaten, in denen junge Menschen alltägliche „softskills“ lernen.
Entlassen werden die Schüler dann stets auch mit einer Ausstattung an Werkzeug, damit sie mit dieser Fähigkeit dann auch die Familie ernähren können. So gibt es für die Schneider*innen eine Nähmaschine, für die Mechaniker einen Werkzeugsatz. Nur wenn beides zusammenkommt, haben die Menschen eine Chance, ihren Alltag zu verändern, erklärt uns Br. Matthias. Das hat mich tief berührt. Chancen eröffnen ohne zu bevormunden. Eine spannende Gradwanderung für jede Arbeit und Hilfe in diesem Land.
Am späteren Nachmittag treffen wir uns mit Abt Pambo, um gemeinsam zum Marienheiligtum auf dem Berg hinter der Abtei zu wandern. Pilgerwege und Orte, die Ziel für eine solche Pilgerschaft sein können, spielen für die Frömmigkeit und Glaubensweitergabe im Land eine wichtige Rolle. Und so wünschen sich die Mönche sehr, dass hier ein großer Wallfahrtsort entsteht, sozusagen das „Fatima Afrikas“. Tatsächlich haben der Berg und die Landschaft eine große geistliche Kraft. Als ich von oben über das Land schaue, fühle ich mich erinnert an Israel, an den Berg der Seligpreisungen und den Berg Tabor. Eine Statue der Gottesmutter Maria steht in einer Spalte und wir beten gemeinsam ein Gesätz des Rosenkranzes, ich singe noch ein gregorianisches Ave Maria. Einige Brüder waren schon vor uns nach oben gestiegen und haben uns oben auf dem Berg ein Abendessen bereitet. Einschließlich Tisch und kleine Klapphocker haben sie alles nach oben getragen. Nach dem Abendessen erleben wir wieder das digitale Tansania: Ein Bruder erzeugt schnell einen Internet-Hotspot auf dem Berg, alle laden sich eine englische Brevier-App auf das Handy und dann wird vom Handy gemeinsam die Vesper gebetet. Auch wenn das Internet wesentlich instabiler ist als bei uns, ist es doch als Medium in religiösem und klösterlichem Kontext viel selbstverständlicher als bei uns. Wir hätten sicher Gottesdienstzettel gedruckt und auf den Berg getragen. Anschließend mussten wir schnell nach unten steigen, denn hier in der Nähe des Äquators wird es früh und vor allem sehr schnell dunkel. Pünktlich mit Einbruch der Dunkelheit sind wir wieder in der Abtei, zu unserem letzten Abend hier.
Primizfeier in Victors Heimatgemeinde
Am nächsten Morgen wollen wir früh in der Abtei aufbrechen. Aber wie so manches Mal - die Abfahrt verzögert sich irgendwie – gibt es dadurch eine spontane Planänderung. Matanga, der Heimatort von Victor, liegt etwas über eine Autostunde von der Abtei entfernt. Er liegt gut 17 km südlich der Bischofsstadt Sumbawanga und hat ca. 10.000 Einwohner. Eigentlich kommen wir knapp an, um kurz nach 9:00 Uhr, der Gottesdienst soll offiziell gegen 9:30 Uhr beginnen. Aber der Transport mit Stühlen und Zelten aus der Abtei hatte sich wohl verzögert und alles wird noch in Ruhe aufgebaut. Es bleibt Zeit zum Frühstück. „Polepole" - immer mit der Ruhe. Die Deutschen haben die Uhr und wir haben die Zeit - das lernen wir hier jeden Tag neu.
Das Elternhaus von Victor, in dem er aufgewachsen ist, wirkt für die hiesigen Verhältnisse eher groß und geräumig. Im Hauptraum stehen Stühle und Essen bereit. Eine Kirche oder ein Gemeindehaus gibt es nicht. Auf der freien Weide vor dem Haus wird alles aufgebaut. Das geht dann doch erstaunlich schnell und schon kurz vor 10:00 Uhr beginnt der Festgottesdienst.
Nach einer Woche haben wir jetzt schon ein wenig Erfahrung gesammelt mit den Abläufen: Vor dem Gottesdienst „bespaßt" ein Ansager die ankommende Gemeinde. Auch wenn wir nichts verstehen, scheint es eine Mischung aus Begrüßungen, Hinweisen an die Gemeinde und gemeinsamen Wechselgebeten zu sein. Alles aus fetten Boxen und in einer für uns fast unerträglichen Lautstärke. Dann folgt der feierliche Einzug, zu dem sich Chor, Familie, Oblaten und Kleriker in langsam tanzenden Schritt vom Elternhaus zu den Zelten auf der Wiese begeben.
Der Chor und die Kindertanzgruppe sind dabei. Aus den Antworten der Gemeinde spürt man schnell, dass in diesem Ort nur wenige Male im Jahr überhaupt eine Messe ist. (Die Diözese Sumbawanga ist flächenmäßig etwa so groß wie das Bistum Hildesheim, hat aber nur 58 Priester - unser Bistum gut das Vierfache).
Musik, Bewegung und Freudenrufe im Gottesdienst sind deutlich anders als bei uns. Dabei ist die sonstige Form der liturgischen Teile eher streng liturgisch und für meinen Geschmack fast konservativ traditionell. Auch die Predigt ist deutlich anders als bei uns: Zum einen ist sie viel länger und charismatischer. Dazu werden in die Predigt Gebetsrufe eingefügt, auf die dann alle antworten - und die der Prediger ggf. so oft wiederholt, bis die Gemeinde wirklich in der nötigen – und vom Prediger gewünschten - Emphase antwortet. Pater Gregory aus der Abtei, der heute der Fest-Prediger ist, hält eine feurige Marienpredigt - ganz viel Maria, mehr habe ich natürlich nicht verstanden.
Zur Gabenbereitung gibt es wieder eine getanzte Prozession vor den Altar. Dort stehen die Körbe für Opfergaben, in die jeder etwas hineinlegen kann. Bis zur Kommunion läuft dann alles auch für unsere Verhältnisse gewohnt ab.
Vor dem Segen mischte sich die liturgische Tradition mit Volksfrömmigkeit und Brauchtum: Einzelne Besucher, besondere Gäste oder Gruppen werden - dieses Mal durch den Ortspfarrer - begrüßt, sollen sich zeigen und bekommen einen großen Beifall. Bei uns quält sich der Pfarrer mit der Aussprache der Namen. Anschließend bekommt Victor durch seine Familie Häuptlingsinsignien überreicht: einen Thron-Hocker, einen Stab, bestimmte Gefäße und zum Schluss auch einen Kopfschmuck. All das wird natürlich mit einem Tanz abgeschlossen.
So geht es in den Schlusssegen. Die sechs Neupriester feiern gemeinsam in jeder Heimatgemeinde eines Priesters mit - sie sind auch heute alle dabei und geben am Schluss gemeinsam den Segen an die Gemeinde. Es scheint ein längerer und spezieller Segen zu sein, den sie gemeinsam singen. Einen einzelnen Primizsegen scheint es hier nicht zu geben.
Es folgt der Auszug der Priester bis ins Elternhaus, die allerdings bald schon zurückkehren, um gemeinsam die Gratulationen anzunehmen. Verbunden mit Tanz werden wieder Geschenke aller Art von Hausrat bis zu lebenden Hühnern überreicht. Wir bekommen symbolisch von Victors Vater Pfeil und Bogen und einen Hocker geschenkt - als Zeichen, dass wir in diesem Dorf immer ein Platz haben, wo wir jagen (und damit essen) und sitzen (also wohnen) können.
Diese Feier endet mit Gebet und Segen, dann gehen alle zum Wohnhaus und für die gut 500 Gäste gibt es ein Mittagessen. Offensichtlich ist es eine Sache der Ordensschwestern aus der Gegend und der Frauen aus der Sippe, dieses Essen auszurichten. Immerhin eine logistische Meisterleistung in einem einfachen Wohnhaus. Danach schickt Victor uns erst einmal in die Pause. Wir werden die Kräfte brauchen. In dieser Zeit wird erst einmal kräftig getanzt und gesungen, ehe die Party dann mit einem Abendessen weitergeht. Dazu kehren wir natürlich wieder zurück. Die Kochstellen machen doch etwas Probleme, aber nach einiger Zeit bekommen wir etwas Warmes zu Essen. Im Innenhof des Hauses wird mit etwa 200 geladenen Gästen weitergefeiert. Wieder bringen bestimmte Gruppen, verbunden mit Tanz, Geschenke nach vorne. Manche Übergabe mündet in gemeinsamen Tanz, bis sich dann alle wieder hinsetzten und die nächste Gruppe kommt. Auch wir bekommen einen grünen Kuchen geschenkt mit dickem Zuckerguss, der uns den Abend und den nächsten Tag noch versüßen wird. Kurz vor Mitternacht verabschieden wir uns, denn auch am nächsten Tag geht es früh los. Wir übernachten wieder im Libori-Haus von Sumbawanga.
Morgens um 6.00 Uhr startet der Bus nach Peramiho, der ältesten der vier tansanischen Abteien unserer Kongregation. 820 km bei den hiesigen Straßenverhältnissen sind schon eine Ansage, der Weg führt uns durch die Region Njombe, ein Hochland, dass mit seinen Wäldern optisch irgendwie an das Sauerland erinnert. Zwei verunglückte und völlig demolierte LKW im Straßengraben erinnern uns auf dem Weg, dass der Reisesegen an jedem Morgen wirklich nötig ist. Erst in der Dunkelheit, gegen 21:00 Uhr erreichen wir unser Ziel.
Am Morgen bleibt Zeit für eine kurze Begegnung mit dem neu gewählten Abt, anschließend besuchen wir auch das große Krankenhaus, dass die Brüder gemeinsam mit den Tutzinger Missionsbenediktinerinnen (und vielen einheimischen Helfer*innen) hier aufgebaut haben. Natürlich besuchen wir auch die neue Gedenkstätte, die an dem Ort errichtet wurde, wo die Brüder im Jahr 1898 die ersten Hütten erbaut haben und das Gebet begonnen haben. Anschließend besuchen wir auch noch das Priesterseminar von Peramiho, an dem unserer beiden Begleiter, P. Gregory und Br. Christopher, studiert haben. Das Seminar produziert gut 80 % der Lebensmittel selber, erzählt uns der Leiter. Die Pflege von Garten und Fischteich und die Dienste im Haus gehören zur täglichen Aufgabe der Priester. So sind sie auch in dieser Hinsicht fachlich gut ausgerüstet für das Leben in einer Pfarrei. Kurz vor Mittag fahren wir in die Abtei Ndanda weiter, mit nur 518 km fast eine kurze Reise. Gegen 19:00 Uhr, also noch pünktlich zum Abendessen, kommen wir an.
Am nächsten Morgen machen wir einen kurzen Rundgang durch die Abtei. Unser Weg führt uns vor allem auf den Friedhof und zu den Gräbern der drei Brüder, die am 12. Juli so tragisch bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. P. Pius war während seines Studiums auch einige Zeit in unserer Abtei in Meschede. Br. Bakanja hatte ich noch Ende Juni in der Schweiz getroffen. Besonders P. Maurus hat mit ihm lange Jahre freundschaftlich zusammengearbeitet. Der Schmerz über diesen Verlust war in der Gemeinschaft stark zu spüren. Anschließend fahren wir weiter nach Daressalam, auf der Straße und durch den Ort Mtua, wo sich der Unfall ereignet hatte. Abends ist der Verkehr sehr stark und wir stehen länger im Stau, bis wir dann gegen 19:00 Uhr Kurasini erreichen, erstes und letztes Quartier unserer Reise. Ein letzter Abend mit Dodoma-Wein sorgt für die restliche Bettschwere. Morgens beginnt der Tag mit einer Frühmesse. Nach dem Frühstück besuchen wir die katholische Kathedrale von Daressalam. Sie ist ursprünglich von den Benediktinern erbaut. Bis in die 60er Jahre waren die Äbte ja gleichzeitig die Bischöfe der Region. Ein Schild in der Kirche weist bis heute darauf hin. Anschließend besuchen wir auch die lutherische Bischofskirche ganz in der Nachbarschaft.
Danach fahren uns die Brüder nach Pugu – es liegt ebenfalls ganz in der Nähe von Daressalam. Hier liegen die Wurzeln unserer Kongregation in Afrika. Es ist die erste Gründung, allerdings wurden schon bald die ersten Missionar*innen an diesem Ort ermordet. Heute gilt der Ort als Wallfahrtsort und Beginn des christlichen Lebens im Süden Tansanias. Die Brüder von Mvimwa haben hier ein kleines Priorat eröffnet und beleben so diesen besonderen Ort neu mit benediktinischem Leben.
Anschließend geht es zum Flughafen. Es ist ein herzlicher Abschied, ohne dass ich zu diesem Zeitpunkt die Dankbarkeit für das riesige Geschenk dieser Reise schon erfassen könnte. Die große Herzlichkeit der Brüder von Mvimwa und aller Menschen, denen ich auf dieser Reise begegnen durfte, erfüllt und berührt mich tief.
Asante Sana – ganz herzlichen Dank!