Gesegnete Weihnachten

wünschen die Brüder der Cella

Es gibt Worte, die man fast ausschließlich in Kirchen hört – sei es bei Gottesdiensten, Oratorien oder anderen Konzerten. Eines dieser Worte lautet Sanftmut. Bei wem gehört dieses Wort noch zur Alltagssprache?! Es ist altmodisch und wurde von vielen ersatzlos gestrichen. Aber nicht nur das Wort scheint gestrichen worden zu sein, auch das, wofür es steht, hat es nicht leicht, sich in dieser Welt zu behaupten. In einer Welt, die voller markiger Sprüche ist, gefüllt mit Hass, Rache, Gewalt und Abwertungen. In einer solchen Gemengelage findet Sanftmut keinen Raum. Dabei ist Sanftmut selber ein Raum, den ich öffne, wenn ich versuche, sanftmütig zu sein. Es ist ein Raum der Geduld, des Verständnisses, ein Raum der Gewaltlosigkeit und der Freundlichkeit.

Er ist gerecht, ein Helfer wert;
Sanftmütigkeit ist sein Gefährt.

(aus dem Lied: „Macht hoch die Tür”)

Ja, möchten wir vielleicht in diese Welt rufen, ja, mehr davon: Das sind Qualitäten, die wir jetzt brauchen und die uns guttun würden! Stimmt, und es ist die Qualität, wie Gott selber in diese Welt eintritt, wie Gott uns begegnen möchte, wie Gott uns wandeln und erlösen möchte. Auch hier wären krasse Worte, übermächtige Handlungen und atemberaubende Gesten eine Alternative gewesen. Ein Wirken Gottes also, das ein für alle Mal deutlich macht, wer Gott ist und was wir zu tun haben.

Aber Gott hat es anders entschieden. Sanftmütig, ja demütig schleicht er sich in diese Welt. Er ist so präsent, dass von ihm keine Bedrohung ausgeht – wer fürchtet sich schon vor einem Säugling? Er wirkt so in dieser Welt, dass einem das Herz aufgeht – wer ein Neugeborenes einmal im Arm hatte, weiß das. Er ist so gegenwärtig, dass man selber dabei freundlich wird – weil ein Kind uns immer berührt. Er tritt so auf, dass immer noch genügend Platz für dich und für mich ist – weil sich das Kind nicht in den Vordergrund drängt.

Und doch hat diese Sanftmut eine Kraft und eine Stärke in sich. Denn es braucht Mut, sanft zu sein, es braucht Kraft, sich den üblichen Worten und Taten zu widersetzen, es braucht Energie, allein auf das Sanfte zu vertrauen. Weihnachten zeigt uns, wie wir in dieser Welt sein können und sollen. Es zeigt uns, wie es gut wäre, aufzutreten inmitten von Gewalt, Krieg und Katastrophen. Und es zeigt uns nicht nur das: Es zeigt uns sogar, wie wir eigentlich sind, dass wir bereits sanftmütig sind und nur unsere Kränkungen, Verwundungen und unsere Ängstlichkeit uns den Zugang dazu verstellen.

Denn wenn dieser Zugang ungehindert in uns freigelegt ist, dann können wir uns selbst und anderen gegenüber Milde walten lassen,dann können wir uns und anderen ein freundliches Wort gönnen,dann können wir jede Waffe und jedes verletzende Wort beiseitelegen,dann lassen wir es nicht mehr zu, dass das Wort „Katastrophe” das einzige Wort ist, um unsere Zukunft zu beschreiben.

Zu dieser Wirklichkeit unseres Lebens zurückzufinden, das ist der Weg des Glaubens, der christlich verstanden, immer ein Weg zurück zur Krippe ist.

Wir wünschen Ihnen, Ihren Familien und Freunden ein gesegnetes Weihnachtsfest, das uns in die Sanftmut einstimmen kann, um Freundlichkeit, Güte und Milde in diese Welt zu tragen. Zugleich bedanken wir uns für alles Mitgehen, Mitgefühl und alle Verbundenheit.

Die Brüder der Cella




Jahresrückblick 2023

Nach der Corona bedingten zweijährigen Unterbrechung haben wir am Beginn des Jahres wieder in der Abtei an den Konventsexerzitien teilgenommen. Sr. Raphaela aus der Abtei St. Hildegard, Eibingen, hatte diese Tage der Besinnung und Neuausrichtung in lebendiger Weise für uns gestaltet, so dass wir am 8. Januar mit dem monatlichen Ite-missa-est-Gottesdienst kraftvoll ins neue Cella-Jahr starten konnten.

Seit vielen Jahren gibt es in unserem Stadtteil den Brauch, dass sich die unterschiedlichsten christlichen Gemeinschaften und Kirchen zum „interkulturellen Weihnachtsfest“ im Januar in der evangelischen Matthäuskirche treffen. Wie bereits im Vorjahr gab es dazu Stationsgottesdienste – das Mittagsgebet mit über 50 Besucher*innen war in unserer Hauskirche

.Mit einer Gruppe Interessierter besuchten wir Ende Januar die Sonderausstellung „Islam in Europa. 1000-1250“ im Hildesheimer Dommuseum. Dort waren zahlreiche Kunstwerke aus vom Islam geprägten Regionen Europas ausgestellt. Anhand vieler Exponate erschloss uns Bernward Kalbhenn die Verflechtungen der abendländischen mit der orientalischen Kultur.

Im Februar begann Miriam Leuther als neue Mitarbeiterin in der Praxis für Atmung und Stimme und ergänzt seitdem das Team von Maria Haupt und Br. Karl-Leo. Bereits im Jahr 2021 war sie als Praktikantin für zehn Wochen in unserer Praxis und dadurch mit uns und vielen Abläufen schon vertraut. Seit der Pandemie ist die Behandlung von Post-Covid-Erkrankungen im Feld von Atmung und Stimme zu einem weiteren Schwerpunkt unserer Tätigkeit geworden. 


Seit einigen Jahren baut die Abtei einen Oblatenkreis auf. Auch uns haben immer wieder Freundinnen und Freunde gefragt, ob und wie sie sich enger an die Cella binden könnten. Nachdem es im November 2021 ein erstes Treffen mit Interessierten gegeben hat, haben wir uns mehr als ein Jahr jeden zweiten Monat an einem Samstagnachmittag getroffen und nach einem gemeinsamen Kaffeetrinken benediktinische Themen angesprochen und vertieft: Was macht benediktinische Spiritualität aus? Was hat es mit dem Psalmengebet auf sich? Wie kann ich im Alltag Impulse aus der Benediktsregel umsetzen? – um nur einige zu nennen.

Am 4. März dieses Jahres war es dann so weit: Andrea Klingen, Axel Philipp Loitzenbauer, Erdmuthe Lüttig, Christian Schütte, Olaf Tamm und Andreas Weiser  haben in unserer Hauskirche ihre Oblation auf die Abtei Königsmünster abgelegt und sich so enger an die Cella und die Abtei  gebunden. In Vertretung von Abt Aloysius hat P. Prior Cosmas die Oblation entgegengenommen und die Urkunden mit ins Abteiarchiv genommen. Wir treffen uns weiterhin alle zwei Monate, um die Verbundenheit immer mehr zu stärken.

Nachdem wir in den vergangenen Jahren Ostern in einer einfacheren Form gefeiert haben, konnten wir am zweiten Aprilwochenende das österliche Triduum wieder mit vielen Freundinnen und Freunden in gewohnter Weise feiern.

Am 11. Juli jährte sich zum 35. Mal die Gründung der Cella, was wir am Wochenende vorher schon begangen haben: Am Samstagabend haben wir die erste Vesper zum Benediktsfest gesungen und anschließend das Gartenfest gefeiert. Am Sonntagvormittag haben wir die Eucharistie gefeiert, in der unser Prior, P. Cosmas, die Predigt gehalten hat. In der sich anschließenden Sommerzeit wurde die Cella nicht wie in den Vorjahren ganz geschlossen, sondern wir haben jeden Tag zum Abendgebet eingeladen – eine gute Erfahrung für die Sommerzeit.

Am 17. August sind wir Brüder in die Abtei gefahren, um das Requiem für den Senior unserer Gemeinschaft, Br. Andreas, mitzufeiern. Am nächsten Tag stand dann die Abtswahl an, weil Abt Aloysius aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten war. Bereits am Vormittag hat unsere Gemeinschaft P. Cosmas zum fünften Abt unseres Klosters gewählt.

In der ersten Septemberwoche waren Br. Nikolaus und Br. Karl-Leo zu einem internationalen Gregorianik-Kongress in der Abtei Tyniec am Stadtrand von Krakau. Ein wichtiger Impuls für die Arbeit mit den Studierenden an den Hochschulen, Br. Nikolaus unterrichtet weiterhin in Lübeck und Hannover, Br. Karl-Leo in Detmold und Hannover. 

Mitte September konnten wir vier Ordensfrauen und –männern, die am Dennoch-Kongress teilnahmen, Gastfreundschaft erweisen.


Am 24. und 25. Oktober war Abt Cosmas zu Gesprächen bei uns. Bei der Gelegenheit machte er auch seinen Antrittsbesuch bei Bischof Heiner in Hildesheim.

Drei Monate nach seiner Wahl erfolgte am 18. November die Benediktion von Abt Cosmas, die Bischof Heiner vornahm. Wir hatten unsere Oblaten und Freundinnen und Freunde eingeladen, mit uns in die Abtei zu fahren. Um 6.30 Uhr saßen wir mit 25 Gästen im Bus, der uns nach Meschede brachte. Dort hatten die Brüder in der Oase einen Stehkaffee für die ankommenden Gäste vorbereitet. Um 11 Uhr begann  der Gottesdienst mit dem großen Einzug in die Kirche. P. Prior Klaus-Ludger begrüßte die große Zahl der Gäste, vor allem Bischof Heiner und den Diözesanadministrator von Paderborn, Dr. Michael Bredeck, der im Gottesdienst die Predigt hielt. Nach der Ansprache versammelte sich unser Konvent im Halbkreis um den Altar und Bischof Heiner segnete Abt Cosmas für seinen Dienst. Nach diesem Segen feierte die große Gemeinde die Eucharistie. Der Gottesdienst wurde musikalisch sehr abwechslungsreich von der Schola der Abtei, vom Großen Chor des Gymnasiums und vom Projektchor des evangelischen Kirchenkreises Arnsberg gestaltet. Am Ende des Gottesdienstes bedankte sich Abt Cosmas bei allen Akteuren und den vielen Gästen und lud zum anschließenden Mittagessen und zur Begegnung ins Forum ein. Mit der feierlichen Pontifikalvesper endete der Tag und der Bus brachte uns wieder sicher nach Hannover zurück.

Am Volkstrauertag haben wir der Toten gedacht: Über einhundert Namen, die uns von nah und fern erreicht hatten, erklangen als gesungenes Gebet, in das die betende Gemeinde vor Ort jeweils mit einem schlichten Gesang antwortete, der in einem Amen-Kanon mündete, bei dem wir die Lichter, die wir in den Händen hatten, auf eine Stoffbahn auf den Boden stellten.

Am Buß- und Bettag waren Stadtsuperintendent Rainer Müller-Brandes und Marktkirchenpastor Marc Blessing zum Mittagesgebet und anschließendem Mittagessen bei uns zu Gast. Bei und nach dem Essen gab es einen regen Austausch, der offen und freundschaftlich war. Alles kleine Zeichen der ökumenischen Verbundenheit in unserer Stadt, die weiterhin ein wichtiger Akzent für unser Kloster sind. 

Vieles ist in der Cella bewährt und vermeintlich nicht der Rede wert, gleichzeitig spüren wir in diesen Zeiten, wie uns gerade das Alltägliche, die schönen und treuen Abläufe und Beziehungen des Alltags tragen und es deshalb wert sind, ausdrücklich geschätzt zu werden: Das sind die spirituellen Angebote und eine große digitale Community, um die sich besonders Br. David seit vielen Jahren kümmert, aber auch die Menschen, die zum Einzelgespräch und zur Begleitung zu Br. Nikolaus kommen. Frau Xanthopoulou kümmert sich, ideenreich und tatkräftig unterstützt von Br. David, um unsere ausgewogene Ernährung und Frau Spiegel ebenso zuverlässig um viele hauswirtschaftliche Dienste.

Da ist die Verbundenheit mit unserer Pfarrgemeinde vor Ort, die derzeit aus vier Kirchorten zusammenwachsen soll und bei der Br. Nikolaus regelmäßig als Zelebrant aushilft. Seit dem Advent wird die Pfarrkirche St. Joseph renoviert und umgestaltet. In der Umbauzeit gewähren wir unserer Gemeinde für Ihren 9-Uhr-Gottesdienst am Dienstag gerne Gastfreundschaft in unserer Hauskirche.

Und nicht zuletzt sind es die regelmäßigen Gebetszeiten, ganz schlicht bis hin zu den besonders gestalteten musikalischen Gottesdiensten an den Sonntagen, zu denen viele Beter*innen immer wieder in die Cella finden. Wir sind dankbar, dass dabei weiterhin viele Gäste mit uns beten und feiern, uns fördern und uns unterstützen. 

Wenn du uns einen Gruß oder Kommentar hinterlassen möchtest,
dann kannst du das hier gerne tun.

>